Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin - DGKiZ

Schonende und nachhaltige Behandlungsmethoden im Fokus

pr
Zahnmedizin
Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde thematisierte Fortschritte bei Behandlung, Zahnerhalt und Nachhaltigkeit in der Kinderzahnmedizin – und die Disziplin im Wandel der Zeit.

Rund 400 Teilnehmende kamen zur 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ) Ende September nach Erlangen. Der Kongress stand unter dem Motto „Kinderzahnmedizin im Wandel der Zeit“. Schwerpunkte waren die Fortschritte in der Kinderzahnmedizin bei Behandlungsmethoden, Zahnerhalt und Nachhaltigkeit, wie es in dem von der Gesellschaft gerade veröffentlichten Nachbericht zum Kongress hieß.

Der Kongress habe die Zusammenhänge zwischen evidenzbasiertem, minimalinvasivem Kariesmanagement, Schmerzmanagement und der Vermeidung von Behandlungen unter Vollnarkose verdeutlicht, so der Bericht. Minimalinvasive Methoden könnten bei jüngeren Kindern mit geringer Kooperationsfähigkeit häufig einen Aufschub invasiverer Behandlungen in ein reiferes Alter erreichen. Weitere Schwerpunkte des Programms – unter der Verantwortung von Prof. Norbert Krämer und Dr. Nelly Schulz-Weidner – waren regenerative und nachhaltige Behandlungsmethoden, die Digitalisierung in der Zahnmedizin, der Einfluss von Umweltfaktoren auf die Zahngesundheit, die Biokompatibilität von Füllungsmaterialien sowie die ökologische Nachhaltigkeit.

Prof. Dr. Katrin Bekes als DGKiZ-Präsidentin wiedergewählt

Auf der Jahrestagung der DGKiZ fanden turnusgemäß Vorstandswahlen statt. Prof. Dr. Katrin Bekes, Wien, wurde als Präsidentin der DGKiZ wiedergewählt. Ebenso wurde Dr. Isabell von Gymnich, Regensburg, im Amt der Vizepräsidentin bestätigt. Der weitere Vorstand setzt sich aus Generalsekretär Prof. Dr. Alexander Rahman, Hannover, Schatzmeisterin Dr. Julia Winter, Marburg, Fortbildungsreferent Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, Gießen zusammen. Den wissenschaftlichen Beirat bilden Dr. Antje Geiken, Kiel, Dr. Dr. Julia Hinrichs-Priller, Wien, Prof. Dr. Christian Hirsch, Leipzig, Prof. Dr. Ulrich Schiffner, Hamburg, PD Dr. Peter Schmidt, Witten, und PD Dr. Julian Schmoeckel, Greifswald.

Nachhaltigkeit bedeutet bestmöglichen Gewebeerhalt

Wie können Nachhaltigkeitsaspekte sinnvoll in die Zahnmedizin integriert werden? Zum einen sicherlich über zahnmedizinische Prävention im Kindes- und Jugendalter, wie Prof. Stefan Zimmer, Witten, verdeutlichte. Als besonders nachhaltige Methode im Sinne einer Kosten-Nutzen-Effizienz plädierte er für die Kollektivprophylaxe mit Fluoridsalz und die Gruppenprophylaxe in Kindertagesstätten und Schulen. Eine für das Plenum überzeugende Definition von Nachhaltigkeit hinsichtlich des Behandlungsziels lieferte Prof. Kerstin Galler, Erlangen: Nachhaltigkeit bedeute, „Behandlungsoptionen so zu wählen, dass geschädigte Gewebe bestmöglich bewahrt werden beziehungsweise ausheilen können, um die Möglichkeiten des Zahnerhalts langfristig so wenig wie möglich einzuschränken.“ Als Beispiel nannte sie die Revitalisierung nach Trauma bei bleibenden Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum und Pulpanekrose in der Endodontie. Weiteres Wurzelwachstum könne durch diese Methode stimuliert werden. Als nachhaltig können auch die chirurgischen Methoden der Autotransplantation und des Toothrecyclings, angesehen werden, wie Prof. Monty Duggal und Prof. Sameh Attia, Berlin, skizzierten.

Kariesmanagement: Minimal intervention dentistry

Prof. Richard Wierichs, Bern, beleuchtete im Rahmen des Vorkongresses das Spektrum der non-invasiven und mikro-invasiven Methoden des Kariesmanagements, von nicht-restaurativer Kavitätenkontrolle (NRCC) über Fissurenversiegelung bei Initialkaries, der Infiltration (ICON®, DMG Dental) bis hin zur (Off-Label-) Anwendung von Silberdiaminfluorid (SDF). Als weitere substanzschonende Methoden wurden die Hall-Technik in Vorträgen zum „Biologischen Kariesmanagement“ von Prof. Monty Duggal, Qatar, und Prof. Alaa Bani Hani, UK, und die selektive Kariesexkavation in einem Vortrag von Prof. Norbert Krämer, Gießen, vorgestellt. Diese neueren Substanz-erhaltenden Methoden des Kariesmanagements seien mittlerweile durch Studien in ihrer Effektivität belegt und hätten Eingang in Leitlinien gefunden, heißt es in dem Nachbericht.

Preisverleihungen

Sechs DGKiZ-Preise wurden im Rahmen der Jahrestagung überreicht. Der Jahresbestpreis der Zeitschrift „Oralprophylaxe und Kinderzahnmedizin“ ging an Dr. Lisa Grimm für ihre Arbeit „Mundgesundheitbezogene Kontrollüberzeugung von Eltern und die Zahngesundheit ihrer Kinder“. Die DGKiZ vergab den Preis für den besten wissenschaftlichen Kurzvortrag an Dr. Victor Ossmann, Wien. Der Titel seines Vortrags lautete „Einfluss von kieferorthopädischen Fehlstellungen und ihrer Therapie auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität bei Kindern“. Das beste Poster befasste sich in diesem Jahr mit dem Thema „Können bioaktive Restaurationsmaterialien die Sekundärkariesentstehung im Milchgebiss in vitro hemmen?„ ZÄ Aurelie Kuhn, Gießen, wurde hierfür ausgezeichnet. Der elmex®-DGKiZ-Präventionspreis für die beste wissenschaftliche Präsentation auf dem Gebiet der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen ging an Dr. Maria Hofmann, Gießen, für ihre Arbeit zum Thema „Das orale Mikrobiom von Kindern mit Karies vor und nach der zahnärztlichen Behandlung unter Allgemeinanästhesie“. Um die Praxis der Kinderzahnmedizin zu fördern, vergibt die DGKiZ den Praktikerpreis für die beste klinische Falldemonstration im Rahmen des Praktikerforums. Der Preis für eine herausragende Fallpräsentation wurde in diesem Jahr verliehen an Dr. Eva Maier, Erlangen, für die Darstellung einer „Interdisziplinäre[n] Lösung nach dentalem Trauma mit Avulsion und Wurzelresorption". Der Social-Media-Preis für den besten Post zur Jahrestagung in den sozialen Medien in Kooperation mit der Firma Sprig erhielt ZÄ Lia Springer.

Praxiskonzept: ITN-Behandlungen mit Behandlungstraining vermeiden

Wie Behandlungen unter Allgemeinanästhesie (ITN) vermieden werden können, wurde von vielen Referenten angesprochen. Ein ausgereiftes Konzept hierzu stand im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Dinah Fräßle-Fuchs, Salzburg. Sie stellte den strukturierten Ablauf des Therapieentscheids in ihrer Praxis vor. Die Entscheidungsfindung erfolge nach festen Kriterien, zum Beispiel durchliefen behandlungsbedürftige Kinder ein Behandlungstraining – möglichst bis zur Behandlungsfähigkeit, erläuterte sie. Könne diese erreicht werden, werde die notwendige Sanierung mit Verhaltensführung unter Lachgas-Sedierung durchgeführt. Falls sich eine ambulante Behandlung in Allgemeinanästhesie schlussendlich als unverzichtbar erweise, folgt diese den aktuellen Empfehlungen der DGKiZ und münde in eine Aufnahme in das Prophylaxe-Programm der Praxis.

Die nächste Jahrestagung der DGKiZ findet vom 15.05. bis 17.05.2025 im World Conference Center in Bonn statt. Informationen unter: dgkiz-jahrestagung2025.de

 

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