Mehr Zahnlosigkeit, weniger Zahnarztbesuche

So wirkt sich Waffengewalt auf die Mundgesundheit aus

ck
Gesellschaft
Steigende Schusswaffengewalt geht in den USA laut einer Studie mit einer geringeren Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen und einer höheren Anzahl zahnloser Patienten einher.

Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler der Rutgers University in New Jersey Daten der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zur Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgung und zum vollständigen Zahnverlust sowie Daten des American Violence Project zu Vorfällen mit Schusswaffengewalt.

Sie untersuchten von 2014 bis 2022 insgesamt 20.332 Gemeinden in den 100 größten Städten der USA und verwendeten dabei Daten des Behavioral Risk Factor Surveillance System und des American Communities Survey.

Durchschnittlich 60 Prozent der befragten Bewohner eines Viertels gaben an, im vergangenen Jahr zahnärztliche Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Diese Zahl schwankte jedoch stark – je nach Viertel und Jahr zwischen 18 Prozent und 89 Prozent. Unter den Erwachsenen ab 65 Jahren berichteten jedes Jahr etwa 15 Prozent, ihre natürlichen Zähne vollständig verloren zu haben.

In Bezug auf Schusswaffengewalt kam es in den Vierteln durchschnittlich zu einer Schießerei pro Jahr, wobei die Zahlen stark variierten: In manchen Vierteln gab es keine, in anderen wurden mehr als 100 Schießereien in einem einzigen Jahr registriert.

Bereits eine Schusswaffe mehr hat Folgen

Ein Anstieg um eine Schusswaffe führte im darauffolgenden Jahr zu einer Verringerung der Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen um 0,01 Prozent und einem Anstieg der zahnlosen Patienten um 0,06 Prozent.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schusswaffengewalt die Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgung und die Mundgesundheit auf verschiedene Weise beeinflussen kann. Chronische Gewalterfahrungen können zu Ängsten um die Sicherheit und Stress führen, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann.

So könne solche Gewalt erstens weitverbreitet Unsicherheit auslösen und Menschen aus Angst vor der Bedrohung vom Zahnarztbesuch abhalten. Zweitens könne chronische Gewalterfahrung zu anhaltendem Stress beitragen, der seinerseits zu ungesunden Verhaltensweisen wie Rauchen, Schlafstörungen, Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung führen könne – allesamt Risikofaktoren für die Mundgesundheit. Drittens könnten die durch Gewalt in der Gesellschaft verursachten sozialen und wirtschaftlichen Störungen die finanziellen und logistischen Möglichkeiten der zahnärztlichen Versorgung verringern und die Verfügbarkeit von Zahnärzten in den betroffenen Gebieten einschränken.

Gewalt schafft Hindernisse für die Gesundheitsversorgung

„Schusswaffengewalt beeinflusst nicht nur die öffentliche Sicherheit, sondern auch das Gesundheitsverhalten, einschließlich der Frage, ob sich Menschen sicher genug fühlen, um medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagte Daniel Semenza, Forschungsleiter am New Jersey Gun Violence Research Center und außerordentlicher Professor am Institut für Soziologie, Anthropologie und Strafrecht sowie am Institut für Urban-Global Public Health. Diese Arbeit unterstreiche, wie wichtig es ist, Gewalt als eine Krise der öffentlichen Gesundheit zu begreifen.

„Unsere Studie zeigt, dass Gewalt in der Gemeinschaft über körperliche Schäden hinausgeht – sie schafft auch Hindernisse für die grundlegende Gesundheitsversorgung, etwa bei Zahnarztbesuchen, was langfristige Folgen für die Mundgesundheit haben kann“, bilanzierte er.

Firearm Violence and Dental Health: A Neighborhood Analysis in 100 U.S. Cities, 2014–2022Semenza, Daniel C. et al., American Journal of Preventive Medicine, Volume 0, Issue 0

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.