Spray verhindert Staub im Mund

dg
Zahnmedizin
Zahnärzte der Uni Witten/Herdecke waren an der Entwicklung eines Sprays für digitale Scans beteiligt, das eine Mattierungsflüssigkeit mit einem Bioklebstoff vereint. Welche Vorteile das hat, erklärt kurz und bündig Dr. Tomas Lang.

Warum dieses neue Spray?

Dr. Tomas Lang:In Praxen mit Intraoralscanner erhalten die Hälfte bis Dreiviertel aller Patienten heute ihren Zahnersatz ja nicht mehr über eine Abformung des Gebisses, sondern indem die Zähne digital vermessen werden. Und das war bisher oft eine staubige Angelegenheit. Denn beim digitalen Gebissabdruck entfällt zwar die früher übliche Abformung der Zähne mit einer klebrigen „Gummischüppe“. Aber damit der Scanner im Mund überhaupt etwas vermessen kann, müssen Reflektionen der Zahnhartgewebe mit einem Mattierungsmittel beseitigt werden. Bisher legten Scanningsprays dazu eine feine Pulverschicht über Zähne und Zahnfleisch.

Das Verfahren empfanden manche Patienten als unangenehm, weil es im Mund staubte. Aber nur ein Tropfen Blut oder Flüssigkeit konnte die trockene Pulverschicht zerstören, gerade bei größeren Scans war das oft ein Ärgernis.

Was ist das Neue an diesem Scanningspray?

Anders als die bisherigen Sprays arbeitet das Scan Liquid ohne Treibmittel und Stäube. Es ist die erste puderfreie Oberflächen-Mattierung in diesem Anwendungsbereich. Das Produkt kombiniert eine bewährte Mattierungsflüssigkeit mit einem für Lebensmittel zugelassenen Bioklebstoff. Es wird ohne Treibmittel mit einem Pumpzerstäuber aufgesprüht und haftet durch seine thixotrope, also etwas kneteartige Eigenschaft, gut an Zahnfleisch, Schmelz, Dentin und allen Ersatzmaterialen. Dabei werden eventuelle Restfeuchte oder Bluttropfen getrocknet beziehungsweise entfernt. Nach der Anwendung kann es mit Luftdruck weggeblasen werden.

 Was sind die Vorteile des Scanningsprays?

  • keine Stäube in der Raumluft

  • keine Kälteempfindlichkeiten an den Zähnen

  • bessere Darstellung in Bereichen mit hoher Gewebefeuchte (am Gingivalrand)

  • leichter Auftrag größerer Areale

  • dünnere Filmstärke für höhere Präzision der digitalen Abformung

  • umweltschonend, da keine Treibmittel und kleinere Packungsgrößen

Wie wird es angewendet und wie entfernt man das Mattierungsmittel nach dem Scanning aus dem Mund?

Anwendung durch ein Pumpspray

Entfernung durch Wasser-Luft-Gemisch und gegebenenfalls rotierende Bürsten (vergleichbar mit den konventionellen Mattierungslösungen am Markt)

Sind Nebenwirkungen bekannt?

Die klinisch Unbedenklichkeit und Biokompatibilität wurde durch umfangreiche Zytotoxizitätsreihen geprüft. Überempfindlichkeitsreaktionen auf Inhaltsstoffe sind nicht auszuschließen. Welche Kontraindikationen verbieten eine Anwendung?

Bei korrekter Einhaltung der zahnärztlichen Präparationsregeln an bleibenden Zähnen und Implantaten besehen keine Kontraindikationen für die Anwendung des Scan Liquids.

Wo ist es erhältlich?Bei der Firma Dentaco aus Essen und im Dentalfachhandel.

Wie viel kostet das Scanningspray?Das Produkt kostete 44,90 Euro.

Wie lange dauerte die Entwicklung von der Idee bis zum Endprodukt?

Sie dauerte drei Jahre - von 2012 bis 2015.

Zahnärzte vom Institute for Oral Medicine (ORMED) an der Universität Witten/Herdecke und Forscher um Prof. Matthias Epple von der Universität Essen entwickelten das Spray gemeinsam mit der Firma DENTACO aus Essen und der Aerrochemica GmbH aus Kempen. Ein Tüftler im Team Witten/Herdecke ist Zahnarzt Dr. Tomas Lang.

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