Verbraucher wählen Alete-Babykeks zur Werbelüge des Jahres
Der Babynahrungshersteller Alete vermarktet seinen „babygerechten“ Kinderkeks für Säuglinge ab dem achten Monat "zum Knabbernlernen" - doch mit 25 Prozent Zuckeranteil sind die Kinderkekse zuckriger als beispielsweise Leibniz Butterkekse. "Sie sind damit alles andere als babygerecht, sondern fördern Karies", mahnt foodwatch. "Experten wie die Weltgesundheitsorganisation, die Bundeszahnärztekammer oder das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Netzwerk 'Gesund ins Leben' empfehlen für Babys explizit Produkte ohne zugesetzten Zucker."
"Einen Kinderkeks mit 25 Prozent Zucker zu bewerben ist verantwortungslos" - aber legal
Die Verbraucherorganisation forderte den Babynahrungshersteller auf, das Produkt vom Markt zu nehmen und sein Sortiment zu überarbeiten. Insgesamt hat Alete laut Foodwatch etwa 30 Prozent seiner Babyprodukte Zucker beigemischt, unter anderem Joghurts, Grießbrei, Puddings oder auch Keksen - und das ganz legal. Denn die EU-Verordnung über Babylebensmittel lässt Lücken: Zwar gibt es zum Beispiel Vorgaben für die Belastung mit Pestiziden, aber selbst Kekse mit einem Zuckergehalt von bis zu 34 Prozent dürfen noch als empfehlenswerte Produkte für Säuglinge beworben werden.
Prof. Dr. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität Leipzig, erklärte gegenüber Foodwatch: "Säuglinge sollten keine Produkte mit zugesetztem Zucker essen, um zum Beispiel Entstehung von Karies und eine frühe Süßgewöhnung zu vermeiden. Die Ernährung in den ersten Lebensmonaten ist prägend und beeinflusst das spätere Ernährungsverhalten eines Menschen. Einen Keks mit 25 Prozent Zucker für Babys zu empfehlen, ist schlicht verantwortungslos."
Kein Einzelfall: Ochsenschwanzsuppe ohne Ochsenschwanz
Außer dem Babykeks von Alete waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2017 nominiert. In das Wahlverfahren gingen mehr als 73.000 gültige Stimmen im Wahlzeitraum von Ende Oktober bis Ende November ein.
Nach dem Start der Online-Abstimmung zum Goldenen Windbeutel hatte Alete Anfang November angekündigt, seine Kekse auf der Packung nicht länger als "babygerecht" zu bezeichnen. Sophie Unger von foodwatch: "Der Babynahrungshersteller Alete will seine Babykekse nicht länger als ‚babygerecht‘ bezeichnen, empfiehlt die Zuckerkekse aber weiter für Babys - wie absurd ist das denn! Alete nutzt die rechtlichen Lücken besonders dreist aus. Der Fall macht deutlich: Wir brauchen dringend bessere gesetzliche Vorgaben für Babylebensmittel."
foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel in diesem Jahr zum siebten Mal. Die erste Wahl fand 2009 statt. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und ein Instant-Tee für Kinder von Hipp (2012).