65. Bayerischer Zahnärztetag

„Volle Power für die Freiberuflichkeit“

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Politik
Mit insgesamt rund 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat der dreitägige 65. Bayerische Zahnärztetag wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Darauf wies mit Stolz der Präsident der Bayerischen Landzahnärztekammer (BLZK), Dr. Dr. Frank Wohl, hin. Im Fokus des Fortbildungskongresses, der noch bis morgen geht, steht die herausfordernde Behandlung des Frontzahntraumas.

„Wir müssen uns entscheiden, für welche Zukunft wir kämpfen und wie viel Kraft wir dafür aufwenden wollen. Meine Empfehlung: Volle Power für die Freiberuflichkeit, für faire Bedingungen, damit sich insbesondere die jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte morgen noch hoffnungsvoll niederlassen können“, zeigte sich Wohl in seiner Eröffnungsrede beim 65. Bayerischen Zahnärztetag am Donnerstagabend im Münchener Hotel Westin Grand kämpferisch.

Er mahnte mit Blick auf die Bundespolitik einen dringend erforderlichen Bürokratieabbau an. „Entbürokratisierung bedeutet aber nicht, Papier in PDF-Dateien umzuwandeln“, betonte der BLZK-Präsident. Gleiches gelte für die Digitalisierung. Negatives Beispiel sei die elektronische Patientenakte (ePA). Diese sei bis jetzt nur „ein Schuhkarton, in dem ein Sammelsurium aus unsortierten und unstrukturierten Zetteln drin ist. Damit ist niemandem geholfen“.

Daneben forderte Wohl Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, endlich etwas gegen die Ausbreitung von investorenbetriebenen MVZ zu tun. Dort würden in großem Maße Versichertengelder in von Private Equity-Fonds genutzten Steueroasen fließen. „Ich finde es besonders ungeheuerlich, dass dies unter einem sozialdemokratischen Bundeskanzler und Gesundheitsminister passiert“, kritisierte Wohl.

Der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), Dr. Rüdiger Schott, ließ ebenfalls kein gutes Haar an der Politik von Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Dieser habe lauter vereinzelte Maßnahmen in einen großen Topf geworfen, aus dem ein „ungenießbarer Cocktail“ komme. Er führte sechs Punkte an, bei denen die Politik der Regierung in die Irre laufe (Stichwort Budgetierung). Schott betonte, dass sich die Selbstverwaltung in Bayern bisher gut gegen diese Politik gestellt habe.

Bayerische Gesundheitsministerin dankt ZFA

In ihrem Grußwort sprang die bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, Judith Gerlach (CSU), Wohl mit seiner Forderung nach der Anpassung des GOZ-Punktwerts bei. Eine wirtschaftliche Anpassung sei dringend erforderlich. „Damit verstößt der Bund gegen seinen gesetzlichen Auftrag“, erklärte Gerlach und sprach daneben den Fachkräftemangel an. Sie verwies darauf, dass die bayerische Staatsregierung seit 2014 für erfolgreich absolvierte Aufstiegsfortbildungen von ZFA einen Meisterbonus in Höhe von 3.000 Euro zahle. Damit seien in den vergangenen fünf Jahren hätten damit fast 2.000 ZFA gefördert werden. Sie dankte den ZFA unter großem Applaus für ihre „wirklich wichtige Arbeit“.

Unterstützung kam von Gerlach auch bei der Forderung nach der Eindämmung von iMVZ. Die Regulierung lasse weiter auf sich warten. Bayern habe zusammen mit anderen Ländern im Juni 2023 einen Entschließungsantrag an den Bund mit konkreten Vorschlägen zur Regulierung formuliert. „Ein rasches Handeln wäre bitter nötig“, erklärte die Gesundheitsministerin.

Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, mahnte eine Reform der Sozialversicherungssystem an. Angesichts der Umwälzungen durch den demografischen Wandelt wünsche er sich mehr Ehrlichkeit von der Politik. „Ich glaube, wir vertragen die bösen Botschaften.“

Mit Blick auf künftige Anforderungen im Gesundheitswesen sagte Benz: „Prävention können wir. Seit 30 Jahren haben wir die Deutschen an die Weltspitze der Mundgesundheit gebracht.“ Er forderte wie seine Vorredner einen Abbau der Bürokratie, die nicht nur viel Zeit, sondern vor allem auch Geld verschlinge. „Lasst uns von der Kette, liebe Politik. Wir müssen nicht ständig in jedem kleinen Detail kontrolliert werden“, forderte der BZÄK-Präsident. Gleichzeitig plädierte Benz dafür, den Beruf nicht schlechtzureden. Es gelte vielmehr den jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten die vielen schönen Seiten ihres Berufes zu vermitteln.

Frontzahntraumabehandlung als Königsdisziplin

Prof. Dr. Johannes Einwag, Wissenschaftler Leiter des Bayerischen Zahnärztetages, führte in den zahnmedizinischen Schwerpunkt ein: „Das Frontzahntrauma – was nun, was tun?“ Dies komme in der Praxis zwar vergleichsweise selten vor, aber dann gelte es das Richtige zu tun, um Langzeitschäden zu vermeiden. Aufgrund der vielfältigen Herausforderungen bei der Behandlung eines Frontzahntraumas sprach Einwag gar „von der Königsdiziplin der Zahnmedizin“. Dieses breite Spektrum könne auf dem Kongress insbesondere durch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) umgesetzt werden.

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