Studie des University College London

Was ist gefährlicher: Passivdampfen oder Passivrauchen?

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Medizin
Kinder, die in geschlossenen Räumen dem Dampfen ausgesetzt sind, nehmen weniger als ein Siebtel der Nikotinmenge auf im Vergleich zu Kindern, die drinnen Zigarettenqualm einatmen müssen.

Forschende am University College London wollten wissen: Macht es einen Unterschied, ob man beim Passivrauchen Dampf oder Tabakrauch ausgesetzt ist? Dafür analysierten sie Bluttests und Kennzahlen von 1.777 Kindern im Alter von drei bis 11 Jahren in den Vereinigten Staaten. Die Daten stammten aus einer national repräsentativen Stichprobe von Kindern in den USA, die zwischen 2017 und 2020 im Rahmen des jährlichen US National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) erhoben wurden.

Die Ergebnisse gelten wohl auch für Erwachsene

Die Forscher konzentrierten sich auf die Daten von Kindern, da es bei ihnen unwahrscheinlich ist, dass sie selbst gedampft oder geraucht haben, so dass eine Nikotinaufnahme nur auf Dampf oder Rauch aus zweiter Hand zurückzuführen ist.

Zuerst wurde abgefragt, ob die Kinder in der vergangenen Woche in geschlossenen Räumen dem Rauch von Tabak oder dem Dampf von E-Zigaretten ausgesetzt waren. Kinder, die beiden Substanzen einatmen mussten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Anhand der Cotinin-Konzentration im Blut dann festgestellt, wie viel Nikotin die Kinder aufgenommen hatten. Cotinin ist eine chemische Substanz, die der Körper nach der Aufnahme von Nikotin produziert.

Brtische Dampfer nehmen zunehmend hochdosiertes Nikotin

Laut einer anderen neuen Studie des University College London ist der Anteil der Dampfer, die hochdosiertes Nikotin verwenden, in England seit 2021, als Einweg-E-Zigaretten erstmals populär wurden, stark angestiegen.

Die größten Zuwächse gab es bei den 18- bis 24-jährigen Dampfern (von 3,9 auf 53,1 Prozent) und bei den Dampfern, die hauptsächlich Einwegprodukte verwenden (2,6 auf 49,0 Prozent). Große Zuwächse waren allerdings auch in den älteren Altersgruppen sowie unter aktuellen und kürzlich ehemaligen Rauchern zu beobachten.

Die epräsentative Querschnittsumfrage lief von Juli 2016 bis Januar 2024.

Jackson SE, Brown J, Shahab L, Arnott D, Bauld L, Cox S. Nicotine strength of e-liquids used by adult vapers in Great Britain: A population survey 2016 to 2024. Addiction. 2024. doi.org/10.1111/add.16576

Im Ergebnis nahmen Kinder, die in geschlossenen Räumen Dampf einatmen mussten, 84 Prozent weniger Nikotin auf als Kinder, die drinnen Tabakrauch ausgesetzt waren. Diese Ergebnisse gelten wahrscheinlich auch für Erwachsene und stehen im Einklang mit früheren Laborstudien, wonach Menschen 99 Prozent des Nikotins, das sie beim Dampfen produzierten, auch aufnahmen.

Den Wissenschafltern zufolge ist die Exposition gegenüber schädlichen Substanzen in E-Zigaretten aus zweiter Hand wahrscheinlich noch viel geringer, da E-Zigaretten zwar ähnlich viel Nikotin wie Tabak liefern, aber nur einen Bruchteil der Giftstoffe und Karzinogene enthalten.

„Nikotin selbst stellt nur ein begrenztes Risiko dar, aber die Studie zeigt, wie stark die höchstmögliche Exposition beim Passsivdampfe ausfallen kann", betonte Hauptautor Dr. Harry Tattan-Birch vom UCL Institute of Epidemiology & Health Care. “Die Exposition gegenüber schädlichen Nicht-Nikotin-Stoffen, die im Dampf enthalten sind, wird wahrscheinlich noch wesentlich geringer sein.“

Neun von zehn erwachsenen Vapern rauchen drinnen

Laut seinem Kollegen Prof. Lion Shahab deutet die Studie darauf hin, dass die Besorgnis über das Dampfen aus zweiter Hand möglicherweise etwas übertrieben ist, da die Exposition gegenüber toxischen Substanzen aus zweiter Hand offenbar sehr gering ist. Die Ergebnisse bestätigten dennoch, dass Rauchen und Dampfen geschlossenen Räumen im Beisein von Kindern unter allen Umständen vermieden werden sollten.

Bei der Frage, ob Innenräume dampffrei gemacht werden sollten, spielten auch andere Faktoren eine Rolle. Insbesondere wenn das Dampfen häufig in Innenräumen stattfindet, könne dies das Verhalten normalisieren und die Menschen dazu ermutigen, mit dem Dampfen anzufangen oder es ihnen umgekehrt erschweren, damit aufzuhören. Frühere Untersuchungen des Teams hatten gezeigt, dass neun von zehn erwachsenen Vapern drinnen rauchen, während dies nur die Hälfte der Raucher macht.

Die Studie, wurde in JAMA Network Open veröffentlicht und von Cancer Research UK finanziert.

Tattan-Birch H, Brown J, Jackson SE, Jarvis MJ, Shahab L. Secondhand Nicotine Absorption From E-Cigarette Vapor vs Tobacco Smoke in Children. JAMA Netw Open. 2024;7(7):e2421246. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.21246

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