Dentalindustrie setzt auf neue Werbegesichter

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Praxis
Werbung funktioniert in der Regel vor allem dann, wenn sie mit den Erwartungen bricht. Für die Dentalindustrie heißt das: weg vom perfekten Lächeln hin zum verrottenden Gebiss.

Der Name ist Programm: Johnny Rotten, Sänger der Sex Pistols, trägt seinen selbstgewählten Nachnamen nicht ohne Grund: Viele Jahre plagten ihn Zahnausfall und ein wahrhaft dahin rottendes Gebiss. Das qualifiziert ihn nun zum perfekten Werbebotschafter für die Dentalindustrie!

"Wir fanden die Idee, einen rebellischen Charakter für unsere Marke zu nutzen ziemlich spannend und auch wichtig, um uns damit gegenüber dem üblichen Werbestil im zahnmedizinischen Bereich abzugrenzen", sagt Stefan Walter, Geschäftsführer des Münchener Start-Ups 'happybrush', das Schallzahnbürsten "ohne Schnick-Schnack" verkauft.

"Love your teeth - or end like Johnny Rotten"

Rotten, der König des Punk, passt dementsprechend ins Konzept. "Wir sind durch Zufall auf Johnny aufmerksam geworden", erzählt Stefan Walter. "Nach einigen Gesprächen haben wir dann schließlich den Film mit ihm gedreht."

Darin tritt der Punk-Sänger als unverblümter Werbebotschafter auf: "Liebe deine Zähne, ansonsten wird es richtig scheiße - scheiße, schmerzhaft und sauteuer", sagt Johnny Rotten in die Kamera und berichtet ausführlich vom schmerzhaften Weg, den er durch seine mangelnde Mundhygiene gehen musste. 

Ein anderes - in Deutschland vielleicht sogar das bekannteste - optisch auffälliges Gebiss ließ sich ebenfalls als Werbebotschafter für Mundgesundheit überzeugen: Schauspieler Jürgen Vogel wirbt für die Interdentalbürsten von TePe.

"Jürgen Vogel steht für einen unprätentiösen, aber sehr gesundheitsbewussten und selbstverantwortlichen Umgang mit seinen Zähnen", erklärt Melanie Walter, Marketing Leitung bei TePe. "Er war für uns schon von Anfang an das ideale Gesicht der Kampagne. Sympathisch und selbstbewusst, aber vor allem authentisch bietet er eine breite Identifikationsfläche und lenkt den Blick auf das, was den Kern unserer Botschaft ausmacht: die Zahngesundheit mit dem Hauptaugenmerk auf die Zahnzwischenräume."

"Die Kampagne zielt einerseits darauf ab, die Bedeutung der Notwendigkeit der gründlichen Interdentalpflege deutlich zu machen und zugleich Unentschlossene von einer regelmäßigen und gründlichen Interdentalpflege zu überzeugen", erläutert die Marketing Managerin des schwedischen Interdentalbürstenherstellers. "Andererseits wollen wir Nichtverwender für das Thema sensibilisieren."

Studie belegt: Schöne Gesichter werden schnell vergessen

Eine Studie gibt den beiden Experten recht: Bisher dachten Psychologen nämlich, dass sich attraktive Gesichter besonders gut einprägen können. Doch weit gefehlt: Schönheiten mit perfekten Zähnen geraten viel schneller in Vergessenheit, berichteten Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena bereits 2014 im Fachmagazin Neuropsychologia. Ohne zusätzliche auffällige Merkmale hinterlassen attraktive Gesichter im Gedächtnis weniger ausgeprägte Eindrücke als unattraktive, lautet das Fazit der Psychologen.

In ihrer Untersuchung hatten die Forscher Testpersonen jeweils für wenige Sekunden Fotos von gleichermaßen markanten Gesichtern gezeigt, die je zur Hälfte als eher attraktiv oder eher unattraktiv eingestuft wurden. In einer zweiten Runde wurden den Probanden dann erneut Gesichter gezeigt und sie wurden nach dem Wiedererkennen gefragt. Bei attraktiven Gesichtern gab es deutlich mehr falsch-positive Ergebnisse.

Jürgen Vogel als Testimonial - wer denn sonst?

Laut Melanie Walter war Jürgen Vogel von der Anfrage für eine Werbekampagne überhaupt nicht überrascht - im Gegenteil. "Insgeheim habe er schon oft gedacht, dass er eigentlich das perfekte Testimonial für Zahnpflegeprodukte sei", erinnert sich Melanie Walter: "Er fand den Kampagnenansatz mutig und originell, weshalb er sich über den Vorschlag sehr gefreut hat."

Ganz anders die Reaktion von Johnny Rotten: "Er hat sicherlich nicht damit gerechnet, dass gerade er irgendwann mal Werbung für ein Start-Up im Mundpflegebereich machen wird", lacht Stefan Walter, "ist aber so gekommen!"

Die Unternehmen sind mit ihren Kampagnen jedenfalls zufrieden: Das Feedback der Kunden sei durchweg positiv gewesen, berichten sowohl Stefan Walter als auch Melanie Walter.

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