Zusatzbeiträge der Kassen steigen stärker als erwartet
Zahlreiche gesetzliche Krankenkassen werden ihre Beiträge ab dem kommenden Jahr deutlich erhöhen. Jetzt gab der Verwaltungsrat der größten Kasse, der Techniker Krankenkasse, bekannt, dass ihr Zusatzbeitrag von den lange stabil gehaltenen 1,2 Prozent auf 2,45 Prozent steigen wird. Steigende Ausgaben, wachsende gesellschaftliche Herausforderungen und politische Eingriffe belasteten das System, gibt die TK zur Begründung an. „Die finanzielle Lage der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung ist mehr als angespannt“, kritisierte Dieter F. Märtens, alternierender Vorsitzender des TK-Verwaltungsrats und Versichertenvertreter. „Diese Situation kommt nicht überraschend und hat vor allem in der GKV strukturelle Gründe, die die Ampel-Regierung angehen wollte. Doch trotz zahlreicher Versprechen ist nichts passiert. Das finanzielle Defizit müssen nun wieder mal die Beitragszahlenden ausgleichen", sagte er.
Aus ähnlichen Gründen haben auch andere Kassen eine Erhöhung vorgenommen. So informierte etwa die AOK Sachsen-Anhalt über eine Erhöhung auf 2,5 Prozent. Die AOK Bayern gab eine Anhebung auf 2,69 Prozent bekannt. Als Grund dafür nannte sie unter anderem die politisch verordnete Abschöpfung der Rücklagen von insgesamt 655 Millionen Euro. Der Sprecher des AOK-Bundesverbandes, Kai Behrens, kommentierte dazu laut Pressebericht: „Zum Jahreswechsel wird es für Beitragszahler und Arbeitgeber ziemlich happig.“ Der „faktisch erhobene durchschnittliche Zusatzbeitrag“ werde klar über den prognostizierten 0,8 Prozentpunkten liegen.
Betriebskrankenkassen zeigen stärkste Zuwächse
Am kräftigsten erhöhten um jeweils 1,8 Prozentpunkte die BKK Groz-Beckert (auf 2,5 Prozent) und die BKK Melitta HMR (auf 3,4 Prozent), wie aus etwa aus einem Bericht des „Versicherungsjournals“ (19.12.) hervorgeht. Mehr als verdoppeln werde sich demnach der Zuschlag auf den Einheitsbeitrag auch bei mehreren weiteren Kassen (Big direkt gesund, BMW BKK, IKK Südwest, R+V BKK, HKK und BKK EWE). Teuerste Kasse sei die Knappschaft-Bahn-See mit 4,4 Prozent Zusatzbeitrag (gesamt: 19,0 Prozent).
AOK-Sprecher Behrens erläuterte weiter, dass Grund für die Entwicklung vor allem sei, dass die Politik in den vergangenen Jahren die Kassenrücklagen abgeschmolzen und immer mehr Instrumente zur Ausgabensteuerung abgeschafft habe, während gleichzeitig die Entwicklung der Ausgaben steil nach oben gegangen seien. Habe die GKV 2023 noch 297 Milliarden Euro ausgegeben, steuere sie in diesem Jahr auf schätzungsweise rund 320 Milliarden Euro Gesamtausgaben zu. Für 2025 sei mit einem weiteren Anstieg auf rund 340 Milliarden Euro zu rechnen.
Noch haben nicht alle Kasse ihre Erhöhungen bekanntgegeben
Die Präsidentin des Sozialverbandes Deutschland (VdK), Verena Bentele, kommentierte: „Das sind die höchsten Steigerungen der Zusatzbeträge seit der Einführung der freien Krankenkassenwahl Mitte der 90er Jahre. Diese Steigerungen werden Millionen von Menschen treffen und belasten, sie kommen zusammen mit den erwarteten Steigerungen der Pflegebeiträge.“
Im Herbst hatte der GKV-Schätzerkreis für das Jahr 2025 eine Erhöhung des rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes um 0,8 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent prognostiziert. Noch haben nicht alle gesetzlichen Krankenkassen ihre Erhöhungen bekannt gegeben. Mit Erhöhungen bei weiteren Kassen ist zu rechnen.
Eine Übersicht über den aktuellen Stand der GKV-Zusatzbeiträge gibt es auf den Webseiten des GKV-Spitzenverbandes.