Harvard Medical School in Boston zu SARS-CoV2

Übertragung über Aerosole eher unwahrscheinlich

LL
Gesellschaft
Aerosole sind laut einer neuen Studie kein wesentlicher Übertragungsweg bei SARS-CoV2 - mit einer Ausnahme: enge, schlecht belüftete Räume.

Dass SARS-CoV-2-Viren durch ausgestoßene Aerosole in der Luft vorkommen, ist laut einer Studie noch kein Beweis dafür, dass dann auch eine Übertragung der Infektion erfolgt. Mit diesem Ergebnis einer Untersuchung mit dem Titel "Luftübertragung von SARS-CoV-2: Theoretische Überlegungen und verfügbare Beweise" tragen die Forscher um Michael Klompas von der Harvard Medical School in Boston weiter zur öffentlichen Diskussion um die Maskenpflicht und Abstandsregelung bei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Übertragung über Aerosole kürzlich offiziell anerkannt.

In ihrer Veröffentlichung in JAMA vom 13. Juli erläutern sie, dass trotz einer möglichen Übertragung durch die feinen Schwebpartikel, Infektionen in der Bevölkerung über diesen Weg kaum festzustellen seien. Die Wissenschaftler analysierten dafür existierende Studien zum Thema und fanden ihre Theorie bestätigt: Die Erkenntnisse der Wissenschaft sprechen bis heute eher in geringerem Maß für eine Ansteckung über die Luft als angenommen.

Aerosole sind nicht die führende Übertragungsweise

In Luftproben wurde das Virusvorkommen im Labor nachgewiesen, doch ob das ausreicht, um Aerosole als Infektionsquelle im Alltag einstufen zu können, bezweifeln die Forscher um Klompas. Dafür verglichen sie die Menge der Viren, die für eine erfolgreiche Ansteckung nötig ist, sowie die Reproduktionszahl R in der Hochphase der Pandemie mit denen von Influenza-Viren und Masern. Demnach, schreibt Klompas, müsse die Viruslast für eine Infektion mit SARS-CoV-2 entweder signifikant größer sein als bei Grippeviren oder die Aerosole sind nicht der führende Übertragungsweg.

Weiter heißt es in der Studie , dass sich in ausgewerteten Untersuchungsgruppen gerade einmal fünf Prozent der Kontaktpersonen bei Infizierten über Aerosole anstecken. Infizierte stoßen die Viren zwar über Tröpfchen und Aerosole aus, ein Großteil davon würde aber keine weitere Person infizieren. So bleibe die Ansteckung über direkte Tröpfchen im nahen Bereich demnach die vorherrschende und gefährlichste Art der Ansteckung, auch weil die Viruslast hier deutlich höher liegen kann.

Ausnahme: enge Räumlichkeiten

Immer wieder sind Infektionscluster auf nahen räumlichen Kontakt, wie in Restaurants, Büros und Sing-Chören zurückzuführen. Und auch dabei müsse die Ausbreitung nicht zwingend über die Luft erfolgt ein. Bei diesem Einwand beziehen die Wissenschaftler sich auf ein den epidemiologischen Fall, dass eine einzige mit Viren kontaminierte Türklinke zum Ausbruch in einem gesamten Bürogebäude führen kann. Zu bedenken geben die Wissenschaftler in ihrer Arbeit aber, dass es in engen, schlecht belüfteten Räumen zu einer Übertragung durch die Aerosole auch mit einer geringeren Viruslast kommen kann.

Anhand der aus der Wissenschaft vorliegenden Daten sei eine Luftübertragung eher unwahrscheinlich – mit Ausnahme von engen Räumen. Den Autoren zufolge hat die Studie das Ziel, die Diskussion um Aerosolen im öffentlichen Raum aus weiteren Blickwinkeln zu betrachten.

Quelle: Klompas, M. et al. 2020 in JAMA: "Airborne Transmission of SARS-CoV-2Theoretical Considerations and Available Evidence" <link url="https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2768396" import_url="https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2768396" follow="follow" seo-title="" target="self">doi:10.1001/jama.2020.12458

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