VdZÄ-Klausurtagung in Hamburg

"Die Quote ist als Begriff wichtig, um Strukturen aufzuwirbeln!"

mth
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Der Verband der ZahnÄrztinnen (VdZÄ) ging Anfang des Monats in Klausur, um über die Teilhabe von Frauen an der Standespolitik, MVZ und Notdienste zu diskutieren. Nicht zu vergessen: über die Quote!

Am ersten Adventswochenende trafen sich in Hamburg neun von zehn Vorstandsmitgliedern des VdZÄ zur ersten Klausurtagung. "Wir sind ziemlich überwältigt davon, wieviel Rückmeldung wir von Kolleginnen bekommen, die wir bisher gar nicht kannten ", erklärt Präsidentin Dr. Anke Klas zur Resonanz auf die Verbandsgründung in dem verbandseigenen Tagungsbericht.

"Ziemlich überwältigt" von der Resonanz

Aus ganz Deutschland seien E-Mails und Briefe mit der klaren Botschaft gekommen: 'Es ist toll, dass es euch jetzt gibt, und ich möchte aktiv mitmachen.' "Das ist erstens für uns natürlich schön, widerspricht zweitens aber auch erheblich der oft geäußerten Meinung, es gäbe keine Frauen in unserem Berufsstand, die zu standespolitischer Mitarbeit bereit wären", unterstreicht die in Bonn und in Antweiler in der Eifel niedergelassene Zahnärztin. Einige hätten auch gleich Themen oder Probleme übermittelt, die sie bearbeitet sehen wollten.

Klas: "Unsere Kernaufgabe im Vorfeld der Klausurtagung war daher auch, überhaupt erst einmal zu selektieren, was den Kolleginnen unter den Nägeln brennt, und wie wir unsere von Anfang an geplanten Themen-Arbeitsgruppen darauf ausrichten."

Kernziel des VdZÄ: die bessere Teilhabe von Zahnärztinnen an Rechten und Pflichten in der standespolitischen Arbeit. Auf der Tagung ging es auch um den Begriff der "Quote". Dieser würde "regelrecht einen Automatismus an Gegenwehr erzeugen", teilt der Verband mit. Mit der Forderung nach "Parität", also quasi einer 50-prozentigen Teilhabe an der Standespolitik, erlebe er erheblich weniger Gegenwind, wiewohl diese letztlich weitergehender sei als eine Quote.

Warum die Parität gangbarer ist als die Quote

Die Verschiebung hin zur Forderung nach einer Parität erklärt Klas so: "Für die Übergangsphase und quasi als ,Übergangsquote' erschien eine ,Zielvereinbarung' für die Besetzung von Gremien ein gangbarer, weil provokationsarmer Weg. Die ,Quote' ist als Begriff wichtig, um bestehende Strukturen aufzuwirbeln."

Klas weiter: "Erst wenn alles in Aufregung und damit in Bewegung ist, kann man an das Aufräumen und damit Gestalten neuer sinnvoller Ordnungen gehen. Für uns ist - unabhängig von jeder Begrifflichkeit - die an ihrem Anteil im Berufsstand ausgerichtete Beteiligung von Kolleginnen an der standespolitischen Arbeit relevant."

Auch Männer sollen gefördert werden

Klas weiter: "Wir begrüßen, dass junge Kolleginnen und Kollegen gefördert werden sollen, manche sagen auch: die Frauen unter den Zahnärzten gefördert werden sollen. Wir haben daher überlegt, dass wir die Aufgaben, die sich der VdZÄ stellt, um einen weiteren Punkt ergänzen sollten: die Förderung der Männer unter den Zahnärzten. Wenn Gleichstellung, dann richtig – und wenn jemand Förderung nötig hat, dann alle."

Diese Ideen wurden bereits mündlich vereinbart:"1. Wir stellen grundsätzlich Frauen gegenüber deutlicher dar, welche Möglichkeiten sie haben, sich an der Standespolitik zu beteiligen, zum Beispiel in Ausschüssen. Es gibt zwar schon die Broschüre "Ihre KZV Hamburg stellt sich vor", die über alles rund um die Verwaltung informiert, aber der persönliche Kontakt ist eine wichtige Ergänzung.2. Dazu benennen wir konkret einen Ansprechpartner für die Zahnärztinnen und Zahnärzte als Lotsen, die sich in der Standespolitik engagieren wollen.3. Zusätzlich soll es bei der KZV Hamburg einen eigenen Ausschuss für Zahnärztinnen geben."

MVZ und Notdienst

Der VdZÄ-Vorstand befasste sich auch mit Themen, die ihren Ursprung in den Dentista-Stammtischen haben, die an vielen Orten in Personalunion von Zahnärztinnen mit VdZÄ-Hintergrund geführt werden. Dem Bericht zufolge waren dies vor allem die Entwicklungen bei den MVZ und Notdienst.

"Das sind beides Themen, die nicht nur uns Zahnärztinnen interessieren und aufwühlen, sondern auch unsere männlichen Kollegen", betonte Klas. "Es macht aber Sinn, sie einmal allein aus unserer Perspektive als Kolleginnen zu betrachten. Das bringt schon auch neue Akzente, die Ansätze liefern können, in diesem Bereich etwas zu bewegen." Dabei bewahre sich der VdZÄ die Freiheit, eine eigene Einschätzung der Sachlage vorzunehmen.

Zu regelmäßig "viel Unruhe und Aufruhr im Berufsstand" führe der zahnärztliche Notdienst, bilanziert der VdZÄ. So seien beispielsweise alleinerziehende Kolleginnen in einem Maße belastet, das der Gleichstellung widerspricht.

Zudem häuften sich Berichte von körperlicher und psychischer Gewalt. Es sei bei der automatischen Verpflichtung zum Notdienst sicher nicht berücksichtigt worden, dass dafür oftmals Personenschutz angefordert werden müsse, um sich den Patienten widmen zu können. Auch über viele weitere Aspekte werde die dazu eingerichtete Arbeitsgruppe Fakten und Forderungen entwickeln. „Wir sind auch bereit, notfalls juristisch gegen alte dicke Mauern anzulaufen", kündigte Klas an.

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