Bundesregierung

Corona-Warn-App hat jetzt 20 Millionen User

silv
Die Corona-Warn-App hat die 20-Millionen-Marke durchbrochen. „Ein Zeichen millionenfacher Solidarität im Kampf gegen das Coronavirus“, meldet die Bundesregierung. Nicht alle Stimmen klingen so euphorisch.

"Je mehr Menschen die App herunterladen und richtig nutzen, desto besser gelingt es uns, Infektionsketten früh zu unterbrechen“, teilt die Regierung auf ihrer Website weiter mit.

Doch seit ihrem Start im vergangenen Juni ist die App auch immer wieder Kritik ausgesetzt. So bezeichnete sie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich als „zahnlosen Tiger“, Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt kritisiert, dass derzeit nur 60 Prozent der Infizierten ihre positiven Testergebnisse in die App-Funktion eintragen.  

Ein goldener Regen für T-Systems und SAP?

Uwe Kamann, Mitglied des Bundestags (parteilos), hatte vor mehr als zwei Monaten Fragen an das Bundesgesundheitsministerium gestellt. Die Antworten bezeichnete er als „befremdlich“: „Mein Schluss: Die Corona-Warn-App ist ein großer Glücksfall, ein goldener Regen – für T-Systems und SAP. Für die deutschen Steuerzahler hingegen ist das Projekt ein wirtschaftlicher Totalausfall, ohne einen messbaren Nutzen für unsere Bürger. Der tatsächliche Nutzen der App bleibt meilenweit hinter den früheren Versprechungen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Pandemie zurück. Die Kosten laufen weiter aus dem Ruder.“

Die Kosten für Betrieb und Weiterentwicklung werden sich laut Bundesregierung jedoch nicht erhöhen. Zum Start der App wurden die Kosten vom Bundesfinanzministerium mit bis zu 69 Millionen Euro beziffert. Der Softwarekonzern SAP hat die initiale Entwicklung günstiger ermöglicht als ursprünglich kalkuliert. Die Bundesregierung hatte elf Millionen Euro budgetiert, SAP am Ende 7,15 Millionen Euro in Rechnung gestellt. Weitere Kosten: 7,8 Millionen Euro erhält T-Systems für Entwicklungsarbeiten, der Betrieb der App kostet zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Euro im Monat. Die Gesamtkosten sollen bis Ende 2021 bei 67,45 Millionen Euro liegen, zusätzlich der Kosten für Marketing-Aktivitäten. Zu Beginn der Woche wurden die Funktionen der App erweitert, es gibt nun ein freiwilliges „Symptom-Tagebuch“ und einen länderübergreifenden Austausch, der in den kommenden Monaten noch ausgebaut werden soll.

Oder ein kleines Werkzeug, das eben auch seinen Beitrag liefert?

Prof. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI): "Je mehr wir über die Symptome wissen und den Zeitraum der Symptome kennen, desto genauer können wir die Warnungen in der App einstellen. Je mehr die Pandemie an Dynamik gewinnt, desto wichtiger wird die Corona-Warn-App als ein kleines Werkzeug, das eben auch einen Beitrag dazu liefert, dass wir die Pandemie besser beherrschen können.“

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