Tagung der AG Dentale-Technologie 2002

Ästhetik – Keramik – Galvano – Implantate

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Heftarchiv Zahnmedizin
Bei der 31. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie e.V. trafen sich hochkarätige Referenten und namhafte Hersteller dentaler Technologien.

Totalprothetik

ZTM Damiano Frigerio, Lugano, leitete die Veranstaltung mit einem Vortrag über Ästhetik in der Totalprothetik ein. Wenn der Patient die notwendigen Zusatzkosten trägt, so darf der Zahntechniker zum „Michelangelo“ werden. Primäre Ästhetik wird durch Zahnstellung erreicht, des Weiteren kann durch Individualisierung und Charakterisierung von Zähnen und Frontzahnschild eine totale Prothese altersgerecht angepasst werden. Eine Frage bleibt jedoch offen: Akzeptieren Patienten realistische Zähne oder wollen sie perfekte Zähne? Dies wird, laut Herrn Frigerio, stark durch die Einstellung des Zahnarztes beeinflusst. Gewiss ist aber: Jeder Patient wünscht sich ein unvergessliches Lächeln.

Einen kurzen Überblick über Geschichte und Funktionsprinzipien der Totalprothetik gab ZTM Jürgen Mehlert, Hamburg. Mit den heutigen Zahnlinien, Artikulatoren und Zubehör lassen sich eine große Anzahl von Patienten gut versorgen. Leider im Allgemeinen lediglich mittelwertig. Die Bereitschaft der Behandler den Zahntechnikern mehr Informationen als nur Patientenname und Zahnfarbe zukommen zu lassen, ermöglicht eine individuelle Totalprothetik und große Verbesserungen hinsichtlich der Ästhetik. Der Vortrag von Professor Jürgen Setz, Halle, über Halteelemente und Kinematik bei implantatgestützten Deckprothesen im Unterkiefer führte zu einer interessanten Diskussion. In vitro hatte die Wahl der angewandten Aufbauten (Kugelkopf / Doldersteg-Geschiebe / Doldersteg-Gelenk) keinen Einfluss. Lediglich die Größe der transversalen Länge des Stegreiters hatte positive Auswirkungen bei Belastungen im Seitenzahngebiet.

Planung muss sein

Abnehmbares oder festsitzendes Konzept beim teilbezahnten Patienten? Hier spielen Aufwand, Kosten und Erfolgsprognose eine große Rolle, wobei die Entscheidung gemeinsam von Behandler und Patient gefällt werden muss. Professor Kurt Jäger, Basel, gab seine Erfahrungen bei Planung und Ausführung von abnehmbarem und festsitzendem Zahnersatz bei teilbezahnten Patienten weiter. Die Notwendigkeit für Implantate zur Vergrößerung der parodontalen Stützfläche bei bestimmten Fällen wurde eindrücklich dargestellt. Dr. Markus Jungo, Basel, bewertete und verglich teilprothetische Halteelemente bezüglich Halt, Dauerhaftigkeit, Reparaturanfälligkeit und Kundenzufriedenheit.

Professor Dr. Heiner Weber, Tübingen, bot in seinem Repetitorium über Kombizahnersatz Planungshilfen und zeigte die technischen und zahnmedizinischen Voraussetzungen für den Erfolg. Trotz neuer Verfahren müssen die klassischen Methoden ebenfalls beherrscht und sinnvoll angewandt werden, denn verdrängt und ersetzt sind sie noch lange nicht. Es sollte nicht ausschließlich unter medizinischen Aspekten behandelt werden. Die Wünsche des Patienten sollten in hohem Maß die angewandte Therapie bestimmen. Des Weiteren sollte der Zahnarzt darauf achten, möglichst viele und präzise Informationen an den Zahntechniker weiterzuleiten. Denn nur so ist ein gemeinsamer Erfolg garantiert. Die Basis des Erfolgs liegt auch hier in einer vertrauensvollen Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker unter Einbeziehung des Patienten.

Kinderprothesen

Eine selten beachtete Behandlung ist die Notwendigkeit von herausnehmbarem Zahnersatz im Kindesalter. Dr. Bernd Oetinger, Tübingen, stellte die Vorgehensweise bei der Herstellung von Kinderprothesen dar und erläuterte Indikation und Aufgaben von prothetischen Versorgungen bei Kindern. Trotz vieler Vorteile muss auf Risiken und Nachteile geachtet werden. Regelmäßige Nachkontrollen in kurzen Abständen sind unbedingt erforderlich. Sehr eindrucksvoll war die Individualisierung herkömmlicher Zahngarnituren bis hin zu Mamellons im Schmelz, vor allem, wenn man die Größe der Kinderprothesen betrachtet. Und wie in der Kieferorthopädie seit langem üblich, wurden auch hier kleine Motive auf oraler Seite in die Prothese eingearbeitet um die Akzeptanz bei den jungen Patienten zu maximieren. Vor allem bei Kindern wird hiermit Entwicklungsstörungen des Kauapparats sowie psychosozialen Problemen vorgebeugt.

Keramik

Der „Besondere Vortrag“ von ZTM Willi Geller, Zürich, bestach durch perfekte Bilder. Moderne Feldspatkeramikmassen bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten bei hervorragender Ästhetik. Dieser Vortrag ermunterte sowohl Zahntechniker als auch Zahnarzt zur Anwendung minimalinvasiver Versorgungen durch Veneers. Herr Geller zeigte eindrucksvoll die Herstellung mittels einer speziellen Schicht- und Brenntechnik und die resultierenden guten klinischen Ergebnisse. Große Hoffnungen werden auf Brückenkonstruktionen aus Zirkonoxidkeramiken gesetzt. Dr. Jürgen Tinschert, Aachen, berichtete über erste klinische Ergebnisse mit vollkeramischen Brücken aus Zirkoniumdioxid und gab praktische Tipps zur Herstellung vollkeramischer Restaurationen. Dr. Stefan Wegner, Kiel, zeigte vollkeramische Inlaybrücken aus einer experimentellen Lithiumdisilikat-Presskeramik. Er sprach über die Vorgehensweisen sowohl auf Seite des Behandlers als auch des Zahntechnikers und zeigte Vor- und Nachteile. Nach dem Vortrag von Professor Reiner Biffar, Greifswald, sind die Zusammenhänge keramischer Brennprozesse klarer. Die modernen niedrigbrennenden Keramiken verlangen die genaue Einhaltung der Brennparameter. Eine regelmäßige Wartung der Vakuumpumpe hat entscheidenden Einfluss auf den Sintergrad und somit die Korrosionsanfälligkeit der Keramikmassen. ZTM Peter Finke, Erlangen, stellte das Degussa Cercon System vor. Zirkoniumdioxid-Keramiken eröffnen eine neue Ära der metallfreien Restaurationsmöglichkeiten. Mit dem Degussa Cercon® System bleiben Wertschöpfung und Qualitätsmanagement zu 100 Prozent im zahntechnischen Betrieb. In ihrem gemeinsamen Vortrag über einen neuen Weg in der Zahnfarbbestimmung berichteten Dr. Frank Lösser, Siegen, und ZTM Holger Reichel, Laaspe, über das Ikam-System, das die Farbkommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker erleichtert und objektiviert. ZTM Ralph Riquier, Keltern, zeigte Grenzen und Möglichkeiten bei der Arbeit mit vollkeramischen Systemen. Welche Limitationen haben die verschiedenen CAD/CAM Systeme. Was ist machbar? Was ist wichtig für zukünftige Indikationsgebiete? Professor Peter Pospiech, Homburg/Saar, beleuchtete in seinem Vortrag die verschiedenen Aspekte bei der Versorgung mit vollkeramischem Zahnersatz: Indikation und Auswahl vollkeramischer Systeme, Präparation, Bearbeitung der Keramiken und ihre Befestigung. Mit dem Einlassen auf den Werkstoff Keramik ist eine werkstoffgerechte Arbeitsweise eine unabdingbare Voraussetzung. Professor Heinrich Kappert, Schaan, und ZTM Scharl, Amberg, berichteten gemeinsam über eine Studie mit galvanogestützten Empress2- Seitenzahnkronen. Sie stellten den Rahmen der Anwendungsmöglichkeiten einer solchen Versorgung in der Kronen- und Brückentechnik sowie bei der Kombinationsprothetik dar. Zum Abschluss des Freitags stellte Privatdozent Roland Strietzel, Bremen, die Gedanken hinter der Entwicklung des FutureDent® Systems der Firma Bego vor, und verspricht ab November 2002 eine wirtschaftlichere Möglichkeit bei der Herstellung von metallischen Gerüsten. Dr. Eduard Eisenmann, Hanau, warb für die vollkeramischen Abutments des Ankylos-Implantatsystems. Er beschrieb das mechanische Verhalten des Cercon-Pfostens und zeigte das klinische und zahntechnische Vorgehen mit diesem neuen Abutment. Die ersten hiermit behandelten Patientenfälle wurden vorgestellt. Für ein natürliches Aussehen ist neben der Harmonie und relativen Symmetrie der Zahnkronen das umgebende Weichgewebe von größter Bedeutung.

Die Galvanotechnik

Galvano oder Guss? In seinen klinischen Überlegungen verglich Professor Jakob Wirz, Basel, die Galvano- mit der herkömmlichen Gusstechnologie. Die Vorteile der Glavanokrone liegen unter anderem in einer Zahnhartsubstanz schonenden Präparation, ihrer Präzision und Passgenauigkeit, einer hohen Biokompatibilität ohne Haftoxide, sowie der Zementierbarkeit mit inertem Zink-Phosphat-Zement. Vor allem als Einzelkrone zeigt die Galvanokrone, im Vergleich, ihre vielen Vorteile. Eine Neuheit auf der diesjährigen Tagung war der „Aktuelle Vortrag“. ZT Sebastian Cornelissen, Niederlande, beschrieb sein Verfahren zur Herstellung der Cordent-Krone R. Eine AGC-Galvanokrone wird hierbei mit Authentic-Presskeramik überpresst. Dadurch entsteht eine äußerst stabile und passgenaue Keramikschulter. Die Dentinmasse wird dabei mit Schneiden- und Transpamassen vervollständigt. Die so entstehenden, sehr ästhetischen Kronen- und Brückenkonstruktionen sind sowohl konventionell als auch bei besonders stark reduzierten Metallgerüsten adhäsiv einsetzbar. Dr. Sandro Siervo, Mailand, sprach über die Einsatzgebiete des Galvanoforming. Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile? Trotz vieler Vorteile gibt es bei der Galvanotechnik jedoch auch einige Fehlerquellen. Wichtig ist eine gewissenhafte Verarbeitungsweise von galvanisch hergestellten Kronen auf Zahntechnikerund Behandlerseite. ZTM Klaus Ernst nahm in seinem Vortrag die Angst vor großen Spannen in der Galvanobrückentechnik. Bei Einhaltung der Präparationsvorschriften und einer sauberen Abformung sind Brücken jeglicher Größe nur noch eine Sache der Dimension des Gerüstes und in Galvanotechnik herstellbar. Professor Wolfgang Lindemann, Tübingen, berichtete abschließend am Samstag über die Mikromorphologie der Stäube dentaler Werkstoffe und deren Gefährdungspotential. Beim Ausarbeiten von Zahnersatz aus einer Legierung, Keramik oder Kunststoff ist eine funktionierende und regelmäßig gewartete Absauganlage unerlässlich, sowie das Tragen einer persönlichen Schutzausrüstung, Schutzbrille, Arbeitsmantel und möglichst auch einer Atemmaske.

Berthold Jäger, Ekkehard KröwerathZentrum für ZMK, Poliklinik für zahnärztlicheProthetik und WerkstoffkundeOsianderstrasse 2-8, 72076 Tübingen

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