Nachklicken und nachschlagen
Seit 1994 gibt es neben den Informationsdiensten von Kammern und KZVen im Bereich des Abrechnungswesens eine etablierte „Institution“: die Daisy-CD. Wenn die spontane Assoziation mit der gleichnamigen Figur aus dem Disney-Konsortium auch falsch ist (Daisy steht für Digitales Abrechnungs- Informationssystem), so steckt doch in jeder Daisy-CD auch ein wenig Dagobert Duck. Denn alles, was man zur Abrechnung und Verwaltung in der Praxis wissen sollte, steckt auf der kleinen silbernen Scheibe, die alle paar Monate mit einem Aktualisierungsdienst in die Briefkästen verwaltungsgeplagter Zahnarztpraxen flattert.
Die aktuelle Ausgabe 2002/2 enthält ein Menge Material, Tipps und Hinweise. 19 057 HTML-Seiten finden den Weg auf die Festplatte. Erfreulich ist zuerst einmal, dass sich Daisy (als Umsetzung der bekannten und weiter existierenden Daisy-Kartei) an offene Standards hält und keine spezifischen Programmentwicklungen präsentiert. Das gesamte Informationssystem verwendet so zur Darstellung den implementierten Browser des PC-Systems, ist aber natürlich auch Mac- und Linux-kompatibel. Die Installationsroutine kopiert nur den Inhalt der CD auf die Festplatte und etabliert einige Links auf dem Desktop beziehungsweise im Startmenü. Auch der Netzwerkzugriff ist kein Problem, da lediglich der entsprechende Ordner auf dem Server freizugeben ist. Eine Broschüre informiert auf 46 Seiten über Installation und Bedienung, die kostenlose Hotline hilft in schwierigen Fällen weiter.
Inhaltlich ist die Daisy-CD in Höchstform. In den Sparten Allgemeines, Prophylaxe, Kons, Chirurgie, PA, ZE, Funktionsanalyse, Schienen, Kieferbruch, Implantologie und KFO gibt es thematisch sortierte Links. Der
Zugriff ist aber auch über eine gesetzesorientierte Assoziation möglich. Schließlich finden sich einige Seiten zur Patienteninformation.
Problemlos navigieren
Die Ausgabe 2/2002 beschäftigt sich neu mit der Problematik der jahrelang fehlenden GOZ-Anpassung, der Abrechnung einiger neuer Leistungen (The Wand, Robodent, Expasyl, Depotphorese, Aqualizer), dem KIGSystem, dem Schuldrecht, dem MPG und neu bekannt gewordenen Urteilen.
Die Navigation durch die vielfältigen Inhalte der CD ist einfach und problemlos. Kaskadierende Menüs fehlen jedoch, wenn auch eine Statuszeile die aktuelle Position verrät. Die Darstellung ist insgesamt nicht elegant, aber funktionell. Die Hypertext- Verweise sind natürlich ein ideales Mittel, um die vielfältige Aspekte der Thematik umzusetzen.
Eine Liste mit allgemeinen Stichworten hilft weiter, wenn es um die Lokalisation der benötigten Information geht. Jedoch fehlt eine übergreifende Stichwortsuche. Die „Kunststoff-Füllung findet sich nicht, dagegen existieren nebeneinander die Begriffe „Komposit“ und „Composite“ – insgesamt aber nur kleine Mängel bei einem umfangreichen Werk.
Hilfe für Benutzer
Die Daisy-CD schafft es auch, die vielfältigen unterschiedlichen Ansichten in den einzelnen KZV-Bereichen darzustellen (zum Beispiel beim Stichwort Elyzol). Wichtige Ausführungen zur Mehrkostenvereinbarung für geschichtete Komposit-Füllungen im Frontzahnbereich ergänzen die lange Liste der Dinge, die Daisy dem Benutzer nahebringt. Leider gibt es aber auch Mängel im Abrechnungsbereich; so wird zum Beispiel keine korrekte Lösung für die Abrechnung digitaler Röntgenaufnahmen präsentiert. Schön wäre es noch, wenn die Vernetzung in einigen Bereichen enger würde und auch konkrete Euro-Beträge die Beispiele lebensnaher machen würden.
Obwohl die Informationen im Patiententeil von der Stiftung Warentest lizenziert wurden (weitere Abbildungen entstammen auch Firmenquellen), ist die Qualität hier leider eher mager. Als Aufklärungshilfe ist die Daisy-CD nicht vernünftig einsetzbar. Hilfreich wäre es, wenn zentrale Formulare und Informationsseiten als PDF-Datei druckfertig aufbereitet wären – hier ist eine große Lücke, die Daisy in der kommenden Zeit noch füllen muss.
Insgesamt aber ist die CD eine gut nutzbare, umfassende Hilfestellung und macht sich – bei jährlichen Updategebühren (leider mit kundenunfreundlicher Kündigungsfrist) von 121 Euro und einem Anschaffungspreis in Höhe von 174 Euro – bezahlt. „Die richtige Honorarabrechnung des Zahnarztes – digital“ (HOZ digital) ist ein alternativer Titel vom Spitta Verlag. Was als Loseblattwerk begann, hat jetzt seinen Weg auf die Plastikscheibe gefunden. Die Installation schaufelt etwa 25 Megabyte auf die Festplatte, inklusive eines Viewers, der der Anzeige der Daten dient. Die schmucklose Oberfläche ist funktionell.
Schnelle Suche
Beim Start des Programms erscheint eine Baumstruktur mit den Oberpunkten GOZ, GOÄ, Bema, beb 97, BEL II, Sonstige Kostenträger und Neue Therapien/Analoge Berechnungen. Zur Navigation bewegt man sich innerhalb dieser Systematik. Alternativ steht eine Suchfunktion zur Verfügung, die nach Volltext, Leistungstext, Schlagworten oder Nummer suchen kann. Diese Suchfunktion ist recht schnell, wenn auch stellenweise holprig in der Bedienung.
Das Hauptproblem der HOZ digital ist sicherlich die Informationsmenge. So findet die Suche in vielen Bereichen keine Bemerkungen („Bleichung“), man muss alternative Suchen durchführen („Bleaching“, „Bleichen“). Einzige Anmerkung der HOZ ist der Satz: „Die Berechnung erfolgt als Verlangensleistung nach § 2 Abs. 3 GOZ. Bleichen von Zähnen war schon vor 1988 bekannt.“ Das ist als Hilfestellung für die Praxis denkbar ungeeignet.
Auch im Bereich der technischen Leistungen gilt leider nichts Anderes: Die bloße Auflistung der beb ist kaum eine Hilfestellung für den, der mit Planzeit oder „VDZI“ nichts anzufangen weiß. So erscheint die HOZ digital vor allem als digitale Listung bekannter Abrechnungsordnungen, garniert mit einigen Urteilen (für die aber bei den Kammern bessere und kostenfreie Zusammenstellungen existieren). Die Kosten für das Grundwerk und die zwei Updates pro Jahr liegen bei 388 Euro.
Von Dr. med. dent. W. Emmerich kommt ein neues Abrechnungsheft, das seine bisherigen Veröffentlichungen Hinweis-Bema und Hinweis-GOZ ergänzen soll: die Hinweis- BEB. Mit Stand vom 20. September 2002 referiert die 50-seitige Ausgabe im A4-Format die Laborpreise für Privatpatienten, zurückgreifend auf VDZI-Informationen.
Abrechnungshilfe
Grundlage dieser Veröffentlichung bildet laut Emmerich die Möglichkeit für den Zahnarzt, von der BEL abzuweichen und im Abdingungsbereich, bei Beihilfe- und Privatpatienten eine eigene Laborsystematik der Abrechnung zu Grunde zu legen. Emmerich ist deutlich konkreter als die Daisy- CD, die sich in diesem Bereich auf die Angaben des VDZI von 1996 bezieht. Die Tabellen der Hinweis-BEB zeigen in einigen Bereich deutlich angepasste Planungszeiten und das Kalkulationsergebnis bei einem Minutenkostenfaktor zwischen 0,50 und 0,80 Euro. Das Heftchen wird abgeschlossen mit einem siebenseitigen Stichwortverzeichnis. Soweit die Auflistung der Vorgabe des VDZI entspricht, bringt die Hinweis-BEB nichts Neues. In einigen Bereichen erleichtert sie jedoch die Arbeit: Die Nennung von optionalen Positionen im Zusammenhang mit Eckleistungen (zum Beispiel Stumpf bei Krone) gibt bei der Abrechnung Hinweise auf eventuell vergessene Positionen. Der Verweis auf BEL-II-Preise (Bayern) macht auch den Vergleich mit der äquivalenten Kassenleistung möglich. Der Preis für das BEB-Heftchen liegt bei 78 Euro.
Es wäre zu wünschen, dass die Daisy-CD den Bereich BEB stärker berücksichtigt. Der Datenbestand und kaum genutzte digitale Kalkulationsmöglichkeiten zeigen eine deutliche Vernachlässigung in diesem Bereich. Gut gelöst ist die Kalkulation beispielsweise im Honorarmanager von Frankenthal – aber leider nicht auf Laborleistungen und die BEB bezogen. Resümierend kann man feststellen, dass die Abrechnungshilfen in diesem Bereich für den Zahnarzt noch verbesserungswürdig sind.
Dr. Henry SchneiderRurstraße 47a52441 Linnichhs@deutschedental.de
• Weitere Informationen und Links gibt es im Internet unterwww.multimediapraxis.de.