Repetitorium

Ekzeme

Ekzeme sind weit verbreitet und machen auch vor der Zahnarztpraxis nicht halt. Denn eine häufige Ursache dieser Hautveränderungen sind toxische oder allergische Reaktionen, zum Beispiel auf Desinfektionsmittel oder andere chemische Substanzen. Doch auch eine „übertriebene“ Hygiene mit zu häufigem Waschen und Desinfizieren und dadurch bedingter Austrocknung der Haut kann Ursache dieses Phänomens sein.

Das Ekzem, auch Dermatitis genannt, ist sehr häufig. Es macht rund 20 Prozent aller Hauterkrankung aus und gilt weltweit als die häufigste Hautkrankheit überhaupt. Man versteht darunter eine entzündliche Veränderung der Haut, die typischerweise mit starkem Juckreiz einher geht. Die Erkrankung ist nicht ansteckend, bedeutet für den Betroffenen aber eine erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigung, die vor allem durch die Symptome bedingt ist. Denn Ekzeme gehen mit einer Hautrötung einher, mit der Bildung von Bläschen, Schuppen und Knötchen. Es kann schließlich zur Hautverdickung und zur Furchenbildung kommen. Besonders quälend wird von den meisten Betroffenen der Juckreiz empfunden.

Es werden zwei große Gruppen von Ekzem- Erkrankungen unterschieden, und zwar das Kontakt-Ekzem, bei dem die Haut auf den direkten Kontakt mit Substanzen aus der Umwelt reagiert, sowie das endogene Ekzem, auch als Neurodermitis bezeichnet, das jedoch an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden soll und bereits früher Thema eines Repetitoriums war (ZM 5/96).

Das Kontakt-Ekzem

Beim Kontakt-Ekzem, das wohl die häufigste Ekzem-Ursache darstellt, wird die Hautveränderung, wie der Name schon andeutet, durch den Kontakt mit einem schädigenden Agens hervorgerufen. Klinisch steht die Hautrötung im Vordergrund und es kommt zur Schwellung und zur Bildung von Papeln, Bläschen und Plaques. In schweren Fällen nässt die Haut und es bilden sich Schuppen und Krusten. Beim Kontakt- Ekzem werden im Wesentlichen zwei Formen unterschieden, und zwar das allergische sowie das toxische Kontakt-Ekzem.

Das toxisch bedingte Kontakt-Ekzem

Das toxisch bedingte Kontakt-Ekzem entsteht durch den Kontakt der Haut mit toxischen Substanzen, wobei sich ekzematöse Veränderungen direkt an der Kontaktstelle entwickeln. Die Reaktion ist dosis- und zeitabhängig, je länger also der jeweilige Stoff auf die Haut einwirkt und je intensiver seine Konzentration ist, um so stärker zeigt sich die Hautreaktion. Eine Sonderform ist gegeben, wenn das toxische Agens die Hautveränderung nicht durch einen kurzfristigen Kontakt, sondern durch eine langfristige Einwirkung hervorruft. Man spricht dann auch von einem Abnutzungsekzem in der Vorstellung, dass die einwirkende Toxizität gering ist, dass aber durch die lange Einwirkdauer schließlich doch eine Hautschädigung erfolgt.

Ein solches Abnutzungsekzem ist, häufig gepaart mit einem allergisch bedingten Ekzem, nicht selten Grundlage des Berufsekzems, also eines durch die berufliche Tätigkeit bedingten oder verschlimmerten Ekzems. Charakteristisch hierfür ist es, wenn sich die Hautveränderung im Urlaub oder am Wochenende deutlich bessert und bei der erneuten Aufnahme der Arbeit wieder verstärkt.

Die Berufsekzeme, meist handelt es sich um Handekzeme, haben eine hohe sozioökonomische Relevanz, da sie die zweithäufigste entschädigungspflichtige Berufskrankheit darstellen. Sie sind keineswegs als harmlose Befindlichkeitsstörung abzutun. Denn da sich die Ursache oft nicht eruieren oder beseitigen lässt, ist eine Heilung kaum möglich. Die Schädigung der Haut durch das Arbeiten mit Säuren oder Laugen am Arbeitsplatz kann zudem so stark sein, dass nicht mehr das typische Bild des Ekzems im Vordergrund steht, sondern regelrechte Verätzungen entstehen, mit Blasenbildung und der Bildung von Hautnekrosen.

Das Austrocknungsekzem

Eine Spezialform des toxisch bedingten Ekzems stellt das Austrocknungsekzem, auch Exsikkationsekzem genannt, dar. Die schädigende Noxe besteht bei dieser Hautveränderung praktisch in einem Feuchtigkeitsentzug. Sehr häufig sind von dieser Krankheitsform ältere und alte Menschen betroffen, da bei ihnen die Talg- und Schweißdrüsenfunktion der Haut eingeschränkt ist. Die Haut verliert damit an Geschmeidigkeit und neigt eher zum Austrocknen. Besonders gravierend wird dies oft im Winter in geheizten Räumen, wenn der vorgeschädigten Haut zusätzlich Feuchtigkeit entzogen wird. Auch häufiges Duschen oder Baden mit entsprechenden Zusätzen verstärkt die Beschwerden. Denn dabei wird der Haut zusätzlich Fett entzogen. Der Fettentzug aber fördert den Verlust wasserlöslicher Substanzen in der Hornschicht, die ihrerseits ansonsten Feuchtigkeit binden. Zusätzlich können die an der Kleidung noch anhaftenden Reste von Waschmitteln die Haut toxisch schädigen. Es bildet sich, getriggert durch die genannten Faktoren eine trockene Haut, die wie eine Glasur aussieht, welche von einem Netz aus feinen weißen Rissen durchzogen ist. Das Exsikkationsekzem geht mit einem meist starken Juckreiz einher, was infolge des fast zwangsläufigen Kratzens zu Fissuren, zu entzündlichen Prozessen und zu Sekundärinfektionen führen kann. Therapeutisch und auch präventiv wirkt die lokale Behandlung mit feuchtigkeitsspendenden und fettreichen Cremes sowie das Vermeiden von langem Haut austrocknendem Baden und häufigem Duschen mit Syndets.

Die Windeldermatitis

Ebenfalls eine Sonderform des toxischen Kontakt-Ekzems stellt die Windeldermatitis bei Säuglingen dar. Sie betrifft den Auflagenbereich der Windel und beginnt zumeist mit einer Rötung, die schließlich so schwer werden kann, dass sie optisch an einen Sonnenbrand erinnert. Es bilden sich Bläschen und Knötchen, die Haut wird regelrecht „wund“. Grundlage der Veränderungen sind Hautirritationen durch Zersetzungsprodukte von Urin und Stuhl, wobei die vorgeschädigte Haut zusammen mit der feuchten Kammer des Windelpakets einen idealen Nährboden für Pilze und Bakterien bietet, was die häufigen Sekundärinfektionen bei der Windeldermatitis erklärt. So findet sich bei rund zwei Drittel der betroffenen Säuglinge eine Hefepilzinfektion (Soorinfektion), die neben den entsprechenden hygienischen Maßnahmen und der notwendigen Hautpflege unter Umständen eine gezielte antimykotische Behandlung notwendig macht.

„Therapeutisch“ wirkt es, wenn die Kinder zumindest stundenweise ohne Windeln bleiben können. Bei der Hautpflege geht es vor allem darum, Urin und Stuhlreste sorgfältig zu entfernen, was am besten mit Öltüchern gelingt. Rückfettende Bäder können hilfreich sein sowie das Eincremen der Haut mit einer fettreichen Creme oder dem regelrechten Abdecken beispielsweise mit Zinkpaste, gegebenenfalls solcher mit anitbakteriellen oder antimykotischen Zusätzen.

Das allergisch bedingte Kontakt-Ekzem

Grundlage des allergisch bedingten Kontakt- Ekzems ist, wie der Name bereits sagt, eine allergische Reaktion, also eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Umweltstoffe. Diese kommen direkt von außen mit der Haut in Kontakt. Beim allergischen Kontakt- Ekzem handelt es sich um eine Allergie vom Spättyp, die durch T-Lymphozyten und insbesondere durch die Langerhans- Zellen der Haut vermittelt wird. Die Hautveränderung entspricht dem geschilderten ekzematösen Bild, ist jedoch in aller Regel genau auf die Kontaktstelle begrenzt. Sehr häufig sind beispielsweise allergische Reaktionen auf Nickel oder Chrom und bei entsprechender Disposition findet sich unter Umständen eine auffallende Ekzembildung exakt unter dem Uhrband, unter dem Knopf der Jeans oder auf dem Zehenrücken bei metallischem Verschluss der Schuhe.

Entsprechend häufig sind Lokalisationen am behaarten Kopf bei allergischer Reaktion auf Haarfärbe- oder Haarpflegemittel oder im Gesicht, wenn Substanzen in Kosmetika nicht vertragen werden. Auch können Hörgeräte oder Brillengestelle sowie jegliche Art von Modeschmuck entsprechende Reaktionen hervorrufen.

Phototoxische und photoallergische Prozesse

Zu bedenken sind weitere Ursachen: So ist eine besondere Form des allergischen Kontakt- Ekzems bei phototoxischen und photoallergischen Reaktionen der Haut gegeben. Die Grundlage für solche Reaktionen kann zum Beispiel durch Medikamente ge-legt werden. Diese können die Haut überempfindlich auf Licht reagieren lassen, wobei meist in erster Linie die Handteller und die Fußsohlen betroffen sind. Die ekzematösen Veränderungen können derart gravierend sein, dass die Haut ihre Elastizität verliert und es zu schmerzhaften Einrissen kommt.

Die wichtigsten Substanzen, die eine solche Überempfindlichkeit der Haut provozieren können, sind Sulfonamide und abgeleitete Substanzen, wie sie in vielen antibakteriellen, antidiabetischen und diuretischen Arzneimitteln enthalten sind, sowie Tetrazykline und deren Abkömmlinge, aber auch nicht steroidale Antiphlogistika, wie sie unter Umständen zur Schmerzlinderung in der Zahnarztpraxis eingesetzt werden. Auch Hormone, wie die Östrogene und Gestagen, Antimykotika, wie das Griseofulvin, Zytostatika, wie das Methotrexat, und Laxantien können solche Reaktionen hervorrufen.

Unterschenkel-Ekzeme

Eine weitere Sonderform stellen Unterschenkel- Ekzeme dar, wie sie bei einer gestörten venösen Blutzirkulation auftreten. Typisch ist bei diesen Ekzemen eine überpigmentierte, oft narbig veränderte, sklerosierte Haut im Bereich des Unterschenkels. Grundlage der Hautveränderung ist ein Venenleiden, wobei die Abflussstörung zunächst eine Ödembildung und als deren Folge geschwollene Knöchel verursacht. Die chronische Stauung aber begünstigt die Ekzembildung.

Vorsicht ist bei der Anwendung von Salben und Pasten geboten, die das Ekzem zur Abheilung bringen sollen. Denn nicht selten reagieren die Betroffenen auf Wirkzusätze empfindlich, was bei der Wahl der geeigneten Präparate zu beachten ist. Ratsam ist außerdem immer eine konsequente Behandlung des Grundleidens, beispielsweise in Form einer adäquaten Kompressionstherapie.

Diagnostik und Therapie

Die Prognose des allergischen Kontakt-Ekzems ist gut, sofern es gelingt, die Ursache der Störung zu finden und eine möglichst konsequente Allergenkarenz zu praktizieren. Diagnostisch steht der Epikutantest im Vordergrund, mit dessen Hilfe eruiert werden soll, auf welche Substanzen der Patient konkret allergisch reagiert.

Wird ein solches Allergen dingfest gemacht, so sollte unbedingt versucht werden, weitere Kontaktmöglichkeiten dieser Substanz mit der Haut zu vermeiden. Im akuten Stadium der Kontaktallergie müssen darüber hinaus alle Verbindungen und Situationen gemieden werden, die zu einer zusätzlichen Hautirritation führen können. In schweren Fällen sind feuchte Umschläge mit abgekochtem Wasser (nie aber wasserdichte Verbände) ratsam. Die betroffenen Hautstellen werden außerdem bis zum Abklingen des Ekzems mit Kortikoidsalben oder -cremes behandelt, wobei zu beachten ist, dass diese keine Zusätze enthalten dürfen, auf die der Patient überempfindlich reagiert.

Dyshidrotisches Ekzem (Bläschenekzem)

Weit seltener ist das so genannte dyshidrotische Ekzem, das durch das Auftreten von Bläschen und Blasen auf den Handflächen, den Fingerseiten und eventuell den Zehen und Fußsohlen gekennzeichnet ist. Die Bläschen bilden sich oft spontan wieder zurück, können sich aber auch ausdehnen und konfluieren. Als eine Ursache der Veränderungen wird eine gestörte Schweißbildung diskutiert.

Die Bläschen haben eine flüssigen, hellen Inhalt und können, zum Teil vom Betroffenen völlig unbemerkt, eintrocknen, wobei eine trockene Schuppung zurück bleibt. Ist dies nicht der Fall, so können therapeutisch austrocknende Maßnahmen, wie Zinkpasten oder Bäder mit Gerbemittelzusatz, hilfreich sein. Gegebenenfalls wird auch eine Kortikoidbehandlung erforderlich.

Das seborrhoische Ekzem

Neben dem Kontakt-Ekzem ist vor allen das seborrhoische Ekzem eine sehr häufige Hautveränderung. Man versteht darunter eine umschriebene, oft scharf begrenzte gelblich-braune bis rötliche Hautveränderung, die meist in der behaarten Kopfregion, im Gesicht sowie an der vorderen oder hinteren Schweißrinne (besonders im Brustbereich) lokalisiert ist.

Grundlage dieser Erkrankung ist keine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut, sondern vielmehr eine Störung der Talgsekretion, wobei die Follikelöffnungen der Talgdrüsen meist durch Hefepilze (Pityrosporum) besiedelt sind. Lange postuliert wurde als Ursache der Hautreaktionen ein vermehrter Talgfluss (Seborrhö), dieser konnte bislang allerdings nicht konkret nachgewiesen werden.

Bei der Behandlung steht die Anwendung von Teer- und Schwefelpräparaten im Vordergrund. In schwereren Fällen kann außerdem mit lokal wirksamen Antimykotika therapiert werden und bei Bedarf mit schwach wirksamen Kortikoiden.

Die Autorin der Rubrik „Repetitorium“ist gerne bereit, Fragen zu ihren Beiträgenzu beantworten

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

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