11. Fortbildungstage der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt

Heftige Kritik an der Zwangsfortbildung

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Die komplexe Zahnersatztherapie stand im Mittelpunkt der 11. Fortbildungstage der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt. Das wissenschaftliche Programm, das sich besonders den Komplikationen und Erschwernissen bei der Behandlung mit Zahnersatz widmete, hatte vom 19. bis 21. September 2003 rund 300 Zahnärzte nach Wernigerode gelockt.

Die diesjährige Teilnahme an der traditionellen Weiterbildungsveranstaltung brachte den Zahnärzten in Sachsen-Anhalt die ersten 15 Punkte als Nachweis fundierter Fortbildung ein. Denn auf Beschluss des Vorstandes der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt werden auch in diesem Bundesland seit 1. September 2003 Fortbildungspunkte für jede Veranstaltung vergeben.

Das hielt aber Kammerpräsident Dr. Frank Dreihaupt nicht davon ab, zur Eröffnung der Wernigeröder Veranstaltung die von der Politik im Zuge der Gesundheitsreform geplante Zwangsfortbildung der Mediziner heftig zu kritisieren. „Die Zahnärzteschaft braucht das nicht“, betonte er. Es gebe auch keine wissenschaftlichen Untersuchungen darüber, dass eine Zwangsfortbildung die Qualität der Leistungen erhöhen würde. Im Frühjahr noch habe innerhalb der Zahnärzteschaft so etwas wie Aufbruchstimmung geherrscht, erinnerte Dr. Dreihaupt an unzählige Gespräche mit Politikern aller Parteien über die anstehenden Reformen. Der Kompromiss, auf den sich die rot-grüne Bundesregierung und die oppositionelle CDU/CSU dann aber geeinigt hätten, werde nicht von inhaltlichen Erneuerungsgedanken getragen. Der vorliegende Gesetzentwurf habe nur ein Ziel: den Staat auf Kosten seiner Bürger zu sanieren.

Ein Tritt in den Hintern

Neben der Zwangsfortbildung kritisierte der Präsident besonders die so genannte Praxisgebühr, die in seinen Augen nicht praktikabel sei. Für die Leistungserbringer sei das geplante Reform-Gesetz ein „Tritt in den Hintern“. – „An uns liegt es, dass daraus ein Schritt nach vorn wird“, forderte Dr. Dreihaupt die Zahnärzteschaft in Wernigerode auf, denn jede Gesetzgebung biete auch Chancen und Lösungen. „Ich baue auf Ihre Innovationskraft, auf Ihre Kreativität“, sagte er.

Zu dem Schluss, dass das GMG maximal drei bis fünf Prozent der Probleme innerhalb der GKV löse, kam Festredner Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen. In seinem Vortrag „Zur Nachhaltigkeit des deutschen Gesundheitssystems: Sind die Weichen richtig gestellt?“ sprach sich der renommierte Finanzwissenschaftler in Wernigerode erneut für die vollständige Ausgliederung der Zahnmedizin aus dem Leistungskatalog der GKV aus. Denn die altersspezifischen Pro-Kopf- Aufwendungen für zahnmedizinische Leistungen im bisherigen System der GKV entsprechen nicht dem eigentlichen Anliegen eines Generationenvertrages: Für 70-Jährige wird nur ein Bruchteil dessen ausgegeben, was der deutsche Durchschnittsjugendliche – vor allem durch Zahnkorrekturen – zum Beispiel im Alter von 17 Jahren kostet. „Aus der Gemeinschaftskasse wollen wir doch aber keine Kosmetik bezahlen“, so Raffelhüschen. Seiner Auffassung nach habe die Zahnmedizin also keine Legitimation, im System der gesetzlichen Krankenversicherung zu sein. Die Zahnbehandlung aus dem Leistungskatalog der GKV auszugliedern gehört zu den Vorschlägen der von Raffelhüschen mit erarbeiteten „Freiburger Agenda“, die Ausgabensenkungen zur Wiederherstellung der Generationengerechtigkeit in der GKV empfiehlt. Weitere Vorschläge der Agenda betreffen einen zusätzlichen Kostendruck im stationären Bereich sowie die Einführung eines Selbstbehalts der Patienten von rund 900 Euro im Jahr für ambulante Leistungen und Medikamente.

Die Fortbildungstage der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt waren auch in diesem Jahr offen für Zahntechniker. Ferner nutzten rund 200 Zahnarzthelferinnen das speziell für sie vorbereitete Weiterbildungsprogramm.

Gudrun OelzeAm Sülzehang 1, 39171 Dodendorf

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