Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

lebenslanges Lernen, motiviert, ganz ohne Zwang: Für den notorisch Neugierigen wie den forschenden Feingeist ist genau das erstrebenswerter Idealzustand.

Das Lernen via Neugier zum zentralen Berufsgegenstand zu machen, ist selten möglich. Meist gilt Neugier als angestammte Aufgabe von Journalisten. Dazu bekenne ich mich.

Forschergeist, weitgehend im humanistischen Sinne aufgefasst, besetzt hingegen in den meisten Köpfen immer noch das Terrain klassischen Elfenbeinturm-Denkens.

Aber ist das alles die Realität? Beide Positionen sind – mit Verlaub – theoretische Konstrukte. Sie sind künstlich überhöht. Den gesellschaftlichen Normalzustand markieren sie jedenfalls nicht.

Die tagtägliche Wirklichkeit ist anders: Lernen ist in nahezu allen Bereichen unseres heutigen Lebens absolutes Muss. Es ist ständiger Begleiter im Alltag. Wer aufhört zu lernen, verliert seine Eigenständigkeit, wird im täglichen Ablauf mehr und mehr abhängig von dem Wohlwollen und der Hilfe Anderer. Und wer selbst helfen will, ist der Maxime der Wissensbildung noch weit mehr verpflichtet als andere. Für Heilberufler ist ständiges Lernen – auch wenn es der Gesetzgeber momentan augenscheinlich anders sieht – eine feste Größe. Sie brauchen keinen § 95 d SGB V mit Pflicht zur fachlichen Fortbildung.

Nicht nur die vorrangig der Fortbildung gewidmeten Zahnärztetage der Länder mit ihren hohen Teilnehmerzahlen – in Bayern waren es zum Fachthema Endodontie jüngst über 700 – sprechen hier eine mehr als deutliche Sprache. Auch die zm schreiben Fortbildung nach wie vor groß.

Mit dieser Ausgabe halten Sie den zweiten zm-Fortbildungsschwerpunkt dieses Jahres in den Händen. Thema ist der Überblick zum aktuellen Wissensstand im Bereich der Funktionsdiagnostik. Übrigens: Wer diese Inhalte kennt, kann mit der Auffassung, Zahnmedizin sei eine von der Allgemeinmedizin isolierbare „Veranstaltung“, gar nichts mehr anfangen. Aber es ist eben Fachwissen, interessiert insofern wohl keinen Politiker.

Interessant für die Politik wäre allerdings, welchen Response die Möglichkeit findet, das Angelesene durch anschließende Beantwortung des Internet-Fragebogens zu überprüfen: Die letzte Aktion der zm-Zeitschriftenfortbildung mit zwei Fachbeiträgen zum Thema „Parodontologie“ wurde über 10.000 mal von zahnärztlichen Lesern erfolgreich abgeschlossen.

Und das freiwillig! In dem Rahmen, den die Bundeszahnärztekammer und die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit ihrem gemeinsamen Konzept vorgegeben haben.

Warum der Gesetzgeber dieser strukturierten Fortbildung mit dem GKV-Modernisierungsgesetz das hemmende Zwangskorsett mit angedrohten Honorarkürzungen und Zulassungsentziehungen überstülpt, bleibt für den zahnärztlichen Berufsstand weiterhin ein Rätsel.

Schwerer wiegt: Mit den aus § 95 d SGB V stammenden zusätzlichen bürokratischen Regularien werden sich Kassenzahnärztliche Vereinigungen und Kammern künftig befassen müssen. Toll! Wieder ein „gelungener“ Beitrag zur Kostenentlastung im deutschen Gesundheitswesen.

Übrigens: Lernen hat was mit Wahrnehmung zu tun. Mit richtigem Blick und offenen Ohren für solche Realitäten wäre die Politik besser beraten.

Trotzdem viel Freude an der neuen zm-Fortbildung wünscht Ihr

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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