Zwischen Wettbewerb und Staatsmacht
Mit Blick auf den von jedem Arzt zu leistenden hippokratischen Eid warnte BLZK-Präsident Schwarz, „Ökonomie, also Kosten, zum wichtigsten Einflussfaktor“ des Gesundheitswesens zu machen und forderte Selbstverwaltung für Patienten, die Erhaltung der freien Arztwahl und Therapiefreiheit. Es sei vor allem der Aspekt der Freiwilligkeit und Eigenmotivation des Berufstandes, der beispielsweise die großen Erfolge der Prophylaxe erwirkt habe: „Das haben wir geschafft, weil wir daran glauben, weil wir einen Mitarbeiterstab haben, der hinter diesem Präventionsgedanken steht.“
Eine Öffnung des Gesundheitswesens für mehr Wettbewerb forderte auch Bayerns Sozialministerin Christa Stewens. Kostenerstattung, so die Ministerin in ihrem Grußwort, gehöre zur notwendigen Transparenz im Gesundheitswesen. Die Ministerin zum Streit mit der KZVB: „Die KZVB ist Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat Gesetze, ob sie ihr passen oder nicht, umzusetzen. Wenn das per Beschluss nicht gemacht wird, dann muss die Aufsichtsbehörde einschreiten“, erklärte Stewens unter Protesten aus dem Plenum zur Einsetzung des Staatskommissars.
Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, Präsident der Bundeszahnärztekammer, erklärte in seinem Grußwort, dass die Ausübung der Zahnheilkunde nicht nur ein Recht des Berufsstandes sei, sondern auch Verpflichtungen beinhalte. Wer sich in Unabhängigkeit kontinuierlich um höchstmögliche Professionalisierung kümmere, der dürfe „auch Forderungen in der Diskussion um die Ökonomisierung des Gesundheitswesens stellen“.
Weitkamp unterstrich – mit Blick auf den BLZK-Beschluss des Vorjahres über einen Austritt Bayerns aus der Bundeskammer – die Bedeutung des Kammerwesens für die zahnmedizinische Versorgung in Deutschland: „Dieser Korporatismus, davon bin ich überzeugt, ist der Inbegriff der im System erforderlichen Subsidiarität.“
Am Sonntag nach dem Zahnärztetag hob die BLZK-Vollversammlung den Austrittsbeschluss von 2003 mit großer Mehrheit auf.
Mehr Markt, mehr Freiheit
Deutlich wurde die von ethischen Grundsätzen bestimmte Berufsauffassung der Zahnärzteschaft auch in der von BZLKVizepräsident Christian Berger moderierten Podiumsdiskussion, an der neben europapolitischen Experten Präsident Schwarz und der ehemalige KZV-Vorsitzende Dr. Rolf-Jürgen Löffler teilnahmen. Berger warnte vor weiteren Fehlentwicklungen in der Krankenversicherung. „Eine Krankenkasse zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie möglichst wenig ausgibt, sondern dass sie Ihre Mitglieder gesund erhält“, erinnerte der BLZK-Vizepräsident an die eigentlichen Aufgaben im Gesundheitswesen.
Eine grundlegende Neuorientierung Richtung Markt und Freiheit forderte der Leiter des Bayerischen Zahnärztetages, BLZK-Vorstandsmitglied Dr. Rüdiger Schott: „Gelingt dieser Schritt nicht, so wird Deutschland vom zahnmedizinischen Fortschritt abgekoppelt“, erklärte Schott auf der Pressekonferenz zum Zahnärztetag und verwies auf das Beispiel des als diesjähriges Fortbildungsthema ausgewählten Bereichs der Endodontie.
Bei Durchführung in bestmöglicher Qualität liege, so Dr. Josef Diemer, einer der Referenten des umfangreichen wissenschaftlichen Programms, die Erfolgsquote bei über 90 Prozent. Die Qualitätsbandbreite sei sehr hoch. Wurzelbehandlungen, die nicht mit entsprechendem Know-how und Aufwand durchgeführt werden, führen nur in weniger als 50 Prozent zum Erfolg.
Auch der Präsident der deutschen Gesellschaft für Endodontie, Prof. Dr. Michael Baumann, verwies auf die Bedeutung einer Fokussierung auf das Fach Endodontie für den zahnärztlichen Berufstand. Das in München gebotene Programm bot „einen Querschnitt durch aktuelle Themen der Endodontie“. Aufgabe dieser Endo-Fortbildung sei es, so der Kölner Professor, „die Leute da abzuholen, wo sie stehen.“