Hoffnung auf Knochenersatz aus der Tube
Auf der gemeinsamen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie November vergangenen Jahres in Berlin wurde das Thema eines synthetischen Knochenersatzes aus der Tube erneut diskutiert. Prof. Johannes Rueger von der Universität Hamburg begründete zunächst, warum die verbreitete autologe Knochentransplantation (meist mit Spänen aus dem Beckenkamm des Patienten) bei großvolumigen Defekten durch Krebs, Infektionen oder schweren Verletzungen ihre Grenzen hat. Die Übertragung von fremdem Knochenmaterial ist wegen der Infektionsgefahr des Empfängers allgemein fallen gelassen worden.
Ersatzmaterialien wie Keramiken oder Zemente aus Kalziumphosphaten eignen sich zwar in vielen Fällen zum Ausgleich verlorener Knochenmasse, sind aber individuell nicht beliebig einsetzbar und erfordern bis zum stabilen Umbau der Keramik in Knochenmasse eine so genannte Osteosynthese. Das ist eine Versorgung mit Platten und Schrauben in offener Chirurgie.
Regulationsproteine als Schlüsselfaktoren
Inzwischen ist die Grundlagenforschung nach Ruegers Worten so weit vorangekommen, dass sich wachstumsinduzierende Faktoren, wie spezifische Wachstumshormone oder die Knochen formenden Faktoren BMP-2 und -7 („bone morphogenetic proteins“), in Versuchsmodellen testen ließen. Derzeit ist man daran, die Wechselwirkung dieser Faktoren im gesunden und im sich regenerierenden Knochen weiter zu bestimmen.
Vermischt mit breiigen Knochenzementen, könnten diese tatsächlich als so etwas wie ein „Knochenersatz aus der Tube“ angewandt werden. Auch hier ist die Einbringtechnik durch die Haut in den Knochen noch zu optimieren.
Wären alle diese Schwierigkeiten und auch das Problem der Lagerbildung gelöst, ergäbe sich bereits „in Kürze“ die Möglichkeit, bei bestimmten Defekten auf eine offene Versorgung zu verzichten.
Die Vision
„Dann“, so malte der Hamburger Traumatologe seine Vision aus, „werden wir Defekte problemlos auffüllen, die Knochenheilungsgeschwindigkeit nahezu verdoppeln und möglicherweise auf deutlich weniger ausgedehnte Osteosynthesen angewiesen sein.“ T. U. Keil
Weitere Informationen unterjmrueger@uke.uni-hamburg.deoder vom Autor unterkeil@urban-vogel.de