Jahrestagung der AG Dentale Technologie

Kreativität unter erschwerten wirtschaftlichen Bedingungen

„Einfache prothetische Lösungen und Qualität – kein Widerspruch!“, so lautete provozierend das Schwerpunktthema der diesjährigen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie (ADT) Mitte Juni in Sindelfingen.

Prof. Dr. Heiner Weber, Erster Vorsitzender der ADT, betonte, verbunden mit einer Danksagung an die Sponsoren dieser Tagung, die ungeheuere Kreativität, die Industrie und Berufsstände unter erheblich erschwerten wirtschaftlichen Bedingungen hervorbringen, um „die für unsere Patienten so wichtige, gleichbleibende oder angesichts von technologischen Weiterentwicklungen verbesserte Qualität in der zahnärztlichen Versorgung zu gewährleisten“.

Und genau auf diese Kreativität zielte der Untertitel „Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit restaurativer Therapie“ des Schwerpunktthemas. Schon der erste Vortrag war inhaltlich ein Beispiel interdisziplinärer Zusammenarbeit. Die Zahntechnikermeister Frank Rübeling und Andreas Klar aus Bremerhaven und Berlin sowie Privatdozent Dr. German Gómez-Róman, Tübingen, trugen abwechselnd vor, wie sie „Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Chirurgie-Zahnmedizin-Zahntechnik für den implantatgetragenen Zahnersatz zur Vermeidung von Misserfolgen“ im Alltag erleben.

In seinem Beitrag „Piezosurgery: Schonende Chirurgie für eine optimale Ästhetik“ betonte Dr. Mario Siervo, Mailand, Vorzüge der piezoelektrische Chirurgie. So ermögliche sie eine selektive Schnittführung. Hartgewebe wird bearbeitet, Weichgewebe bleibt geschont.

Von zwei wenig invasiven adhäsiv-prothetischen Therapieformen berichtete Prof. Matthias Kern aus Kiel in seinem Beitrag „Einflügelige Adhäsivbrücken und -attachments. Einfach und gut“. Zwar seien diese Therapieformen längst etabliert, bislang allerdings wenig beachtet, gleichwohl wissenschaftliche Daten belegen, welch einfache und gute Lösungen sie bieten.

Wie – und das ist neu – verschraubbare Friktions- und Führungsstifte verarbeitet werden, demonstrierte Zahntechnikermeister Alfons Wengenmaier aus Marktoberdorf. Detailliert erläuterte er Feinheiten, auch Besonderheiten des technischen Ablaufs, die diese verschraubbaren Funktionselemente bei ihrer Verarbeitung erfordern. PD Dr. Jens Fischer, Bern, berichtete über die Vorteile des Klebens, sowohl in der Zahntechnik, wo das thermische Fügen mittels Lötung und Schweißen umgangen werden kann, als auch in der Klinik, wo durch die Adhäsivtechnik in der Füllungstherapie oder bei Keramikversorgungen mittels Bonding am Dentin eine ausreichende Verbundfestigkeit erreicht wird. Allein schon eine rein mechanische Vorbehandlung von Metalloberflächen führt zu Verbundfestigkeitswerten, die denjenigen zum Dentin überlegen sind.

ZA Michael Rudolph aus Halle stellte die Passgenauigkeit und Festigkeit lasergesinterter Kronen vor. Er zeigte Ergebnisse einer In-vitro-Studie über ein neues Verfahren, bei dem das Gerüst für eine Metallkeramikkrone oder -brücke durch einen CAD/CAMSoftwaregesteuerten Laser schichtweise aus Metallpulver kompaktiert wird. Nach anschließendem Keramikaufbrennen wurden die auf diese Weise hergestellten Kronen auf Passgenauigkeit und Festigkeit mit konventionell hergestellten Kronen verglichen. Dabei konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden.

Häufig führen allergische und irritative Hauterkrankungen durch Dentalprodukte bei Zahntechnikern zu Umschulungen. Dr. Dipl. Biol. Beate Grunenberg, Köln, begutachtete verschiedene Zahntechniker in Hinblick auf die Untersuchung der Erkrankungsursachen beziehungsweise auf die Erarbeitung und Erprobung geeigneter Präventivmöglichkeiten. Allein durch Anwendung von Schutzmaßnahmen, wie dem Tragen von Handschuhen, erfolgt schon ein gewisser Schutz vor Ausbildung von Allergien. Aber es wurde auch gezeigt, dass die Anwendung von Hautpflegeprodukten nach der Arbeit hinsichtlich irritativer Veränderungen der Haut sehr wirksam ist und damit zu einer deutlichen Reduktion der Häufigkeit von irritativen Kontaktekzemen führen kann.

Rund um die CAD/CAM-Technik

CAD/CAM-gefertigter Zahnersatz aus Zirkoniumdioxid war das Thema von Dr. Peter Schubinski. Er stellte allgemein gültige Präparationsregeln auf und reflektierte Vorund Nachteile der verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten der zahnmedizinischen Restaurationen. Ursprünglich für industrielle Anwendungen entwickelte Hochleistungskeramiken erobern dank der CAD/CAMTechnologie nun auch den Dentalbereich. Die innovative Entwicklung der dentalen CAD/CAM-Technologie während der letzten Jahre lieferte die erforderliche Präzision zur Fertigung dentalkeramischer Restaurationen mit akzeptablen Ergebnissen.

ZTM Ingo Scholten, Ratingen, sprach über Grenzen, Möglichkeiten und Tipps für die tägliche Praxis bei „Aluminiumoxid als Basis ästhetischer Restaurationen“. Aufgrund langjähriger klinischer Erfahrung und des großen Verarbeitungsgrads im Markt haben Aluminiumoxid-Gerüstwerkstoffe heute einen hohen Stellenwert, der von Anwendern und Patienten gleichermaßen geschätzt wird. Für die Anfertigung von ästhetisch hochwertigen Verblendungen auf diesen Gerüstwerkstoffen ist es empfehlenswert, bestimmte Parameter einzuhalten, die in physikalischer und ästhetischer Hinsicht optimal auf diese Gerüstwerkstoffe abgestimmt sind. Dafür müssen wichtige Parameter erfüllt sein. Am Beispiel des VINTAGE AL Verblendkeramiksystems hat der Referent dann die wichtigsten Einzelschritte für die Anfertigung einer ästhetischen Restauration präsentiert, aus der sich feststellen lässt, dass die Kombination von Al2O3 Gerüstwerkstoffen mit modernen Verblendsystemen aus ästhetischer, funktioneller und wohl auch aus klinischer Hinsicht eine perfekte Symbiose darstellt, die allen Anforderungen langfristig gerecht wird.

„Präzision und Einstückguss – ein Widerspruch“ damit fesselten ZTM Helmut Lassing und Andreas Gneist, Weißkirchen, die Zuhörer zum Thema Einstückguss-Restaurationen aus NEM. Neben der Kostenreduzierung sei damit auch eine Versorgung parodontal geschädigter Lückengebisse durch Einstückguss-Restaurationen möglich. Trotz Pfeilerverlust könnte die Funktion des Zahnersatzes ohne wesentliche Einbußen erhalten bleiben. Ebenfalls sei der Verzicht eines großen „Verbinders“ neben den Geschmacksirritationen für den Patienten ein Vorteil. Dabei ging es besonders um Konuskronen. Es folgte ein kurzer Einblick in Fertigung (zwei Grad Fräsung wurden angewendet) und Herstellung sowie Ausarbeitung. Zusammenfassend wurden in den letzten drei Jahren 80 Prozent der Doppelkronen in Einstückgussrestaurationen aus NEM gefertigt, wobei die Herstellungskosten, die Biokompatibilität, der Tragekomfort und die einfache Handhabung des Systems nur positive Resonanzen bei Kunden, Patienten und Firmen zeigen.

Professor Dr. Dieter Welker, Jena, zeigte, dass sich die aktuellen Verblendkunststoffe (vornehmlich lichtpolymerisierbare Komposite) gegenüber älteren Produkten hinsichtlich ihrer mechanischen Eigenschaften auch unter experimenteller Stressbelastung deutlich verbessert haben.

Weniger ist oft mehr

Laut Professor Dr. Heiner Weber, Tübingen, beginnt die Entscheidung für eine einfache prothetische Lösung bereits bei der Indikationsstellung, indem abgewogen werden muss, ob auch eine Therapia nulla möglich ist. Die nächste Überlegung sollte dann sein, ob bereits vorhandener Zahnersatz mit einfachen Maßnahmen wieder funktionstüchtig gemacht beziehungsweise erhalten werden kann. Auch der Einsatz von Implantaten kann in bestimmten Fällen die einfachere Alternative zu konventionellen Zahnersatzversorgungen darstellen.

Eine Zahnbehandlung in Hypnose demonstrierte Dr. Albrecht Schmierer, Stuttgart, anhand eines komplexen Falles. Neben der Hypnose sei es wichtig, dem Patienten individuelle Eigenarten zu belassen, um einen angenehmen Zustand zu erzeugen. Ein positives „yes set“ sei nicht nur hinsichtlich des Praxis- und Technikteams, sondern auch hinsichtlich der zur Anwendung kommenden Materialien wichtig, weshalb er diese gelegentlich durch die Patientin auspendeln ließ.

Rehabilitationen

Privatdozentin Dr. Eva Engel, Tübingen, widmete sich der prothetischen Versorgung von Patienten mit Kiefer-Gesichts-Defekten. Mit dem oralen Handicap geht auch immer ein minderwertiges Körper- und Selbstwertgefühl einher, weshalb der prothetischen Rehabilitation ein besonderer Stellenwert zukommt. Den Patienten kann damit erheblich mehr Lebensqualität vermittelt werden.

Dr. rer. nat. Detlef AxmannDr. med. dent. Kristina GehringZA Andreas GeistZÄ Mareike LinkPoliklinik für ZahnärztlicheProthetik mit PropädeutikOsianderstr. 2-872076 Tübingen

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