Der Wissenschaftliche Dachverband der Zahnärzte wird flügge
Die Basis, also die Mannschaft, die die Hintergrundarbeit leistet, ist in Düsseldorf geblieben und residiert nun zusammen mit der Akademie Praxis und Wissenschaft (APW) zentral in der Landeshauptstadt auf expandierfähigem Terrain. Hierher in die Liesegangstraße 17a hatte man geladen, um Wissenschaft und Fachjournalisten nicht nur die neuen Räumlichkeiten zu präsentieren, sondern ihnen auch die Möglichkeit zu geben, sich von Angesicht zu Angesicht zu informieren, zu diskutieren und pressewürdige Themen zu erörtern. Denn, so der Präsident der Wissenschaftlichen Vereinigung, die derzeit über 12 000 Mitglieder zählt, Prof. Dr. Heiner Weber, Tübingen,in seiner Begrüßungsrede: „Unsere wissenschaftliche Vereinigung steht für die Forschung, die Lehre, die Fortbildung und die Krankenversorgung der täglichen Praxis gerade... daher spielt deren Umsetzung für uns eine wesentliche Rolle. Eines unserer Ziele ist, diagnostische und therapeutische Verfahren wissenschaftlich abzusichern und diese in unser Versicherungssystem zu integrieren, um sie dem Patienten damit zugänglich machen zu können. Das heute gültige Gesundheitsgesetz lässt dieses aber nicht in vollem Umfang zu... .“
Das Diskussionsthema „Kann zahnmedizinischer wissenschaftlicher Fortschritt unter den Bedingungen des GMG (Gesundheitsmodernisierungsgesetz) den GKV-Versicherten noch erreichen?!“ wurde von den anwesenden Referenten und Pressevertretern scharf unter die Lupe genommen. Ziemlich allein auf weiter Flur mit seinen Äußerungen stand Klaus Limpinsel, Repräsentant der AOK Rheinland. Er beantwortete diese Frage mit einem überzeugten „Ja!“ und verwies auf die Paragraphen 70, 72, 135, 136 b des SGB V, die diesen Patientenanspruch konkret festschreiben. Anwesende Wissenschaftler aller der DGZMK assoziierten Fachabteilungen sehen hier jedoch keine wissenschaftlich orientierten Zukunktperspektiven.
Alles anbieten, gemeinsam planen
Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, Präsident der Bundeszahnärztekammer, forderte, dass Patienten und Zahnarzt gemeinsamen anhand des individuellen Diagnosebefundes eine Therapieplanung vornehmen, die sich an dem aktuellen wissenschaftlichen Standard orientiert und für den Patienten mit all seinen Modalitäten (wie Alter, Krankheitszustand, Hygienefähigkeit und finanzielle Möglichkeiten) umsetzbar und damit sinnvoll und Erfolg versprechend erscheint. Der Zahnarzt hat sich hierzu freiwillig fortgebildet, um seinem Patienten alle modernen Therapieverfahren vorstellen und auch anbieten zu können. Aber die Qualitätssicherung beginnt, so Weber, bereits in der Hochschule, denn nur eine qualifizierte prophylaxeorientierte Ausbildung kann auch für spätere perfekte Zahnheilkunde sorgen. Aber wenn, so der Tübinger Klinikchef weiter, hier die Gelder für Stellen und Ausstattung gekürzt werden, dann können weder die Studenten ausgebildet noch die Forschungsaktivitäten zufrieden stellend vollzogen werden.
„Eine Kostenerstattung würde“, so Weitkamp in seinem Statement, „bei diesem Vorgehen für mehr Transparenz für den Patienten sorgen, den Ablauf erheblich vereinfachen und das Vertrauensverhältnis in den behandelnden Arzt stärken“.
Zahnmedizinische Wissenschaft und Körperschaft stehen sich heute näher denn je, denn der Ruf nach der Umsetzbarkeit ist heute zwingender denn je. So auch das Ziel der Prävention, das die Zahnärzteschaft nicht erst seit gestern verfolgt. „Es geht in der Zahnheilkunde nicht mehr darum, Schäden zu reparieren, sondern Schäden zu vermeiden“, so formulierte Weber den Trend der Wissenschaft, der seit mehr als zwei Jahrzehnten im Rennen vorne liegt. Denn, so der DGZMK-Präsident weiter: „Prävention heißt, zu jedem Zeitpunkt ein Erkrankungsrisiko zu eliminieren, beziehungsweise zu minimieren. Damit meine ich Prävention in fachlicher und gesundheitspolitischer Sicht.“ Dass sich die Wissenschaft längst aus ihrem Elfenbeinturm herausgewagt hat, zeigt der enge Schulterschluss, der zwischen beiden Organisationen, der DGZMK und der BZÄK, in den letzten zwei Legislaturperioden vollzogen wurde, wie Dr. Dr. Weitkamp das Bild zeichnete. Beide haben gemeinsam einen Weg für den Berufsstand beschritten, der zielgerichtet ist und durchaus überwindbar sein könnte, wenn nicht seitens uneinsichtiger Politiker wiederholt Wackersteine in den Weg gerollt würden. Diese gilt es nachhaltig zu beseitigen, und zwar im Wohle des Patienten, darüber waren sich die anwesenden Referenten einig.