Die Portfolio-Falle
Unter Portfolio-Management versteht man die Auswahl von Wertpapieren, zumeist nach den Kriterien, die der „Manager“ in seiner Rolle als Berater für richtig hält. Wer etwa bei einer Bank ein Wertpapierdepot sein Eigen nennt, bekommt hier, als wäre es die größte Selbstverständlichkeit der Welt, in der Regel ein ganzes Bündel an unterschiedlichen Titeln ins Depot gelegt. Er besitzt damit automatisch ein Portfolio.
Frisches Futter für Fonds im Minus
Überwiegend handelt es sich um ein Portfolio aus Fonds. Der Bankberater stellt fast immer ein Fonds-Portfolio nach den Auswahlkriterien seiner Bank zusammen. Das ist eine Vorgabe seines Arbeitgebers und bedeutet: Der Kunde bekommt nur bankeigene Produkte und sehr oft neu aufgelegte Fonds, die mit frischem Geld angefüttert werden müssen. Vor allem solche Fonds, vielfach kreiert im Hyperbörsenboom der späten 90er Jahre, stehen heute hochprozentig im Minus.
In der miserablen Performance, die derzeit zahlreichen Bank-Portfolios anhaftet, sehen nun die bankneutralen Finanzdienstleister eine Akquisitionschance. Als Retter in höchster Not, als „neutral“, „hoch professionell“ und „hoch kompetent“ preisen sie sich an.
Konkurrenz lebt von dem Markt
Zugegeben, die freien Finanzdienstleister sind nicht an Vorgaben von oben gebunden, sie haben die freie Wahl. Doch auch sie bieten in erster Linie (leider) Portfolio-Management an, denn sie leben davon. Portfolio-Management, so suggeriert nahezu jeder Finanzberater, sei praktisch das einzig probate Mittel, um die Risiken der Geldanlage zu reduzieren. Nur wer sein Anlagekapital über ganz viele Einzeltitel streue („nicht alle Eier in einen Korb“), verteilt die Risiken auf einen erträglichen Durchschnitt. Doch mit dieser Argumentation werden die Geldanleger in eine Kostenfalle gelockt, die ganz erheblich zu Lasten der langfristigen Durchschnittsrendite geht.
Die Falle schnappt zu, wenn im bunten Wertpapierstrauß eines breit gefächerten Portfolios von Zeit zu Zeit einer oder auch einige Titel „welk“ werden, also im Minus landen. Dann meldet sich der Portfolio-Manager mit einem Verkaufs- und zugleich mit einem neuen Kaufvorschlag. Der Portfolio-Inhaber freut sich, dass er einen engagierten Wertpapierverwalter hat. Er bedenkt zumeist nicht, dass er mit einem Verkauf im Minus einen Verlust, der womöglich nur temporär auf dem Papier steht, tatsächlich realisiert.
Vor allem aber: Mit einem Neukauf gehen in der Regel weitere fünf Prozent vom Wert einer Pleite-Position als so genannter Ausgabeaufschlag verloren. Dieser Kapitalverlust bleibt meist unsichtbar. Nach der vermeintlich notwendigen Notoperation am Portfolio, so suggeriert dessen Verwalter, werde alles wieder gut.
Was der Investor vielfach nicht weiß: Die Provision aus jedem neuen Ausgabeaufschlag hebt das Einkommen des Portfolio-Managers. Er verdient umso mehr, je häufiger ein Portfolio umgeschichtet wird. Wäre dieser Rettungsjob unvermeidbar, müsste man ihn in Kauf nehmen. Aber es ist falsch zu glauben, eine wirksame Risikostreuung sei nur durch ein breit diversifiziertes Portfolio möglich.
Das Gegenteil ist der Fall. Dazu ein simples Beispiel: Unter dem Dach der Risikostreuung haben die meisten Anleger mit einem nennenswerten Kapitalstock wenigstens drei Positionen im Depot: einen Deutschland-Fonds, einen Europa-Fonds und einen international anlegenden Fonds. Der Deutschland-Fonds kam an der Deutschen Telekom nicht vorbei; der Europa-Fonds konnte den größten Telekom-Anbieter Europas auch nicht links liegen lassen. Und wenn eine deutsche Fondsgesellschaft einen internationalen Aktienfonds aufgelegt hat, dann gehörte die Deutsche Telekom hinein. Schließlich ist sie international tätig. Der Portfolio-Inhaber hat mit diesem Fondstrio gleich drei Mal eine Portion Deutsche Telekom gekauft. Und als sich die Deutsche Telekom während der letzten Börsenbaisse im Wert auf weniger als ein Zehntel ihres absoluten Höchstkurses reduzierte, war der Portfolio-Inhaber gleich dreimal, und damit womöglich sogar schwer, davon betroffen. Fazit: Die Risiken haben sich durch die Kapitalverteilung auf diese drei Fonds nicht minimiert, sie haben sich potenziert.
Was ist nun die Lösung, die Alternative zum Portfolio-Management?
Grundsolide und Konservativ
Ganz einfach: Der Investor wählt statt eines Portfolios einen einzigen grundsoliden Fonds. Denn ein Fonds streut ja schon von Hause aus nach dem Versicherungsprinzip das Risiko sehr breit. Wer das Aktienrisiko optimal breit streuen will, wählt einen international investierenden, möglichst konservativ ausgerichteten Fonds. Bei einem konservativen Anlagestil kauft der Fondsmanager nur Qualitätsaktien, und die auch nur dann, wenn sie stark unterbewertet sind.
Die Vermögensbildung liegt bei der Konzentration auf einen grundsoliden Monofonds direkt in den Händen des verantwortlichen Fondsmanagers. Der riskiert seinen (sicherlich bestens dotierten) Job, wenn er es nicht schafft, wenigstens den Index, an dem sein Anlageerfolg gemessen wird, zu übertreffen.
Im Normalfall jedenfalls hat ein Fondsmanager mit seinem Research-Apparat eine weitaus höhere Kompetenz als ein neutraler, geschweige denn ein bankgebundener Portfolio-Manager. Denn ein Portfolio-Manager tut eigentlich nicht mehr, als für seine Klienten in einem Fonds-Supermarkt einkaufen zu gehen. Vergreift er sich dabei, macht er unterm Strich den Renditegewinn erfolgreicher Fondsmanager wieder zunichte. Fazit: Das Risiko bei der Fondsauswahl durch den Portfolio-Manager ist größer, als wenn sich ein Fondsmanager bei der Auswahl von beispielsweise 100 Aktien gelegentlich einen Fehlgriff leistet.
Der unverblendete Geldanleger wählt mit einem konservativen, international ausgerichteten und nachgewiesenermaßen erfolgreich gemanagten Universalfonds ein Anlageinstrument, aus dem er bis an sein Lebensende nicht mehr aussteigen muss. Mit einem bewussten Verzicht auf den Portfolio-Zirkus erspart er sich, neben viel Stress und Verdruss, zum einen die Rendite zehrenden Umschichtungskosten. Zum anderen verdienen die ersparten Kosten weiterhin Geld.
Top Drei
Eine sicherlich nicht schlechte Wahl unter den leider nicht zahlreichen Universalfonds sind der Templeton Growth Fund mit einem Volumen von 13 Milliarden Euro“, der „DWS Vermögensbildung I“ (6,5 Milliarden Euro) und der „UniGlobal“ (3,4 Milliarden Euro). Der „Fidelity International“ (3,7 Milliarden Euro) war von zu starken Wertschwankungen betroffen.
Erst dient der konservative Universalfonds der Vermögensbildung, dann der Selbstverrentung oder als Erbe. Und wer am Ende einige hundert Prozent Rendite erst verdient und danach verbraucht hat, dem tut ein einmaliger Ausgabeaufschlag von fünf Prozent beim Einstieg wahrlich nicht mehr weh.
Joachim Kirchmann