Qualifikation mangelhaft
„Bei Ärzten, Zahn- und Tierärzten, Apothekern, Anwälten und Notaren sowie Steuerberatern sind noch freie Ausbildungsplätze zu haben“, warb der BFB bis kurz vor dem Start ins neue Ausbildungsjahr. Eigentlich eine gute Nachricht, denn die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) erwartete Lücke bei den Lehrstellen liegt in diesem Jahr bei etwa 30 000 fehlenden Plätzen. Doch trotz der hohen Zahl noch suchender Bewerber kann die Besetzung der Stellen oft problematisch werden, wie auch so mancher Zahnarzt aus Erfahrung weiß.
Bildungsarmut bekämpfen
„Rund 20 Prozent der Schulabgänger eines Jahrgangs sind nicht ausbildungsreif“, bemängelte Kurt Biedenkopf, Vorsitzender des Hartz-IV-Ombudsrates, bei der Vorstellung des aktuellen „Handbuch Arbeitsmarkt“ in Berlin. Herausgeber der Publikation ist das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der wissenschaftliche Arm der BA. IAB-Chefin Jutta Allmendinger forderte im Rahmen der Präsentation: „Wir dürfen uns nicht nur um Eliteförderung kümmern, sondern auch um die Bildungsarmut.“
Auch beim BFB vertritt man die Meinung, dass strukturelle Probleme die Suche nach einem geeigneten Auszubildenden erschweren. In einem Rundbrief Mitte August hieß es, viele Stellen blieben unbesetzt, weil die Jugendlichen nicht ausreichend qualifiziert seien, „um die anspruchsvolle personenbezogene Dienstleistung und die an sie gestellten Aufgaben angemessen erfüllen zu können“. Marcus Kuhlmann, Geschäftsführer des BFB und zuständig für den Bereich Berufsbildung, fügt hinzu: „Viele Bewerber haben grundlegende Defizite in Kulturtechniken wie Schreiben und Rechnen. Dieses Problem ist quer durch alle Wirtschaftszweige zu beobachten.“ Nach Ansicht der Freiberufler bleibt die Politik in der Pflicht, die Leistungsfähigkeit der Schulabgänger durch Aufbaumaßnahmen zu verbessern. Einige Schritte in diese Richtung seien schon getan.
Nachhilfe für Azubis
Eine Möglichkeit, den eigenen Lehrling auf Vordermann zu bringen, sind ausbildungsbegleitende Hilfen (abH). Diese Maßnahme richtet sich speziell an Jugendliche mit schulischen Schwächen und sozialen Problemen. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein bereits bestehendes Ausbildungsverhältnis. Im Rahmen der abH wird versucht, Sprach- und Bildungsdefizite durch zusätzlichen Unterricht abzubauen. Außerdem werden die Azubis in Fachpraxis und -theorie fit gemacht und – wo nötig – sozialpädagogisch betreut. Beantragt werden können abH bei der Abteilung Berufsberatung der zuständigen Zweigstelle der Bundesagentur für Arbeit. Im vergangenen Jahr nahmen rund 67 500 Auszubildende an dem Programm teil. Betrieben und Jugendlichen entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten. Der BFB ermutigt seine Mitglieder, auf solche Angebote zurückzugreifen. Azubis mit Bildungslücken könnten so berufsbegleitend Fähigkeiten aufbauen, meint Kuhlmann. „Leider“, setzt er nach, „stellen wir aber immer wieder fest, dass viele Arbeitgeber zu wenig über diese Möglichkeiten wissen.“
Engagement lohnt sich
Viele Chefs schrecken trotz der Hilfsangebote vor dem Ausbilden zurück. Manche aus Sorge, nicht den richtigen Bewerber zu finden, andere, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, so Kuhlmann. Etwa mit Azubis, die ihre Lehre überraschend abgebrochen haben. In den Freien Berufen gab es 2003 rund 13 500 Aussteiger, geht aus dem Berufsbildungsbericht 2005 hervor. Der BFB ruft die Zurückhaltenden unter den Freiberuflern dazu auf, sich trotz aller Schwierigkeiten einen Ruck zu geben. Denn laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung sei es immer noch deutlich billiger, den Nachwuchs selbst auszubilden als Fachkräfte über den Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Ein weiterer Vorteil: Wer ausbildet, verschafft dem Betrieb wichtige Pluspunkte fürs Image.