Lichtblick für Patienten vom Kottbusser Tor
Denn diese Beiträge zeigten nicht nur einerseits die bewundernswerte Arbeit von Zahnärztinnen und Zahnärzten auf, die in ihrem Alltag etwas anderes tun, als der Zahnarzt in seiner niedergelassenen Praxis. Sondern sie stellten dar, mit welchen Stolpersteinen, minimalen finanziellen Mitteln und behördlichen Hürden eine engagierte Zahnärztin zu kämpfen hat, wenn sie „ihre“ Patienten, die heroinabhängigen Menschen in verschiedenen Berliner Brennpunkten zumindest zahnärztlich notversorgen und „etwas“ prophylaktisch behandeln will. „Noch bevor ich das Belegheft in den Händen hielt, so die Zahnärztin Marina Bracht, Berlin, klingelte bei uns das Telefon. Wir bekamen anfangs zaghafte Angebote über gebrauchte Hand- und Winkelstücke, der anrufende Zahnarzt entschuldigte sich dafür, dass die Dinge nicht die Neuesten sind. Aber im Gespräch kam dann schließlich heraus, dass alles, was angeboten wurde, auch dringend gebraucht wurde. Die Zahnärztin und ihre Fixpunkt-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen konnten sich in den ersten Wochen nach der zm-Veröffentlichung kaum retten.“ Der Postbote freute sich, denn nicht immer sind Menschen derart beglückt, wenn sie Pakete erhalten. Mit all diesen Paketen und Päckchen kamen Hand- und Winkelstücke, eine Turbine, Zylinderampullen, ein Ultraschallgerät, das lange benötigte Folienschweißgerät sowie der Autoklav, der ab jetzt für die verstärkte hygienische Sicherheit sorgt. All diese Spenden kamen von Zahnärzten, die diese Dinge aus ihrer Praxis „locker machten“. Verbandsmaterial, jede Menge Instrumente, und Einmalhandschuhe trafen ein. Besondere Freude machte ein „Stifter“ mit einem Röntgenstuhl, einer Bleischürze, einem Filmspender sowie dem dafür nötigen Entwicklerzubehör. Das Kapselmischgerät ist nun für die schnelle Füllungsversorgung ebenso bei der Hand wie das Kartenlesegerät, das ein zm-Leser ausmusterte und hier einer guten Aufgabe zuführte. Aber mit all diesen Sachspenden war es noch nicht genug. Marina Bracht traute ihren Ohren nicht, als ihr eine freundliche Kollegin aus Mainz per Telefon eine dreimonatige unentgeldliche Mitarbeit am „Kottbusser Tor“ anbot. Aus reinem Interesse und Spaß am sinnvollen Arbeiten“, so die Aussage der jungen Kollegin. Ein gerade approbierter Zahnarzt aus Berlin studiert derzeit zusätzlich Public Health und bot seine Dienste als Vertretung an: „Damit Sie auch mal frei machen können!“
Die zm-Redaktion konnte der Berliner Zahnärztin mit einer aktuellen „Roten Liste“ und einem Dentalvademekum helfen. Erstaunlich, dass bislang fast ausschließlich private Hilfe angeboten wurde. Als Firma trat besonders Aventis auf, die mit Karpulenspritzen helfen konnten. Eine mobile Einheit wurde zugesagt und soll dieser Tage angeliefert werden. Ein „Stückchen“ Hilfe, das Marina Bracht sehr zu schätzen weiß, denn, „nicht immer kommen wir mit unserem Dentomobil überall hin, da ist so eine Mobile Einheit Gold wert!“.
• Marina Bracht traut ihren Ohren nicht, als eine freundliche Kollegin aus Mainz per Telefon eine dreimonatige unentgeldliche Mitarbeit am „Kottbusser Tor“ anbietet.
Aber der Alltag geht weiter, Fördergelder werden beantragt, Gehälter über besondere Finanzierungsvorhaben zu sichern versucht. Inzwischen hat sich das Team erweitert, denn ein ehemaliger Krankenpfleger hat sich aus persönlichem Interesse auf „Zähne“ spezialisiert und arbeitet interessiert und engagiert mit. Eine Arbeit, die nicht durch ein hohes Gehalt entlohnt wird, sondern durch eine Vergütung, die von innen kommt: Aus der Dankbarkeit der Menschen, denen in ihrer Misere geholfen werden kann.