Gesteuerte Knochenregeneration in der Implantologie
Die gesteuerte Knochenregeneration ist eine chirurgische Technik zur Augmentation des Implantatlagers. Sie nutzt die dem Knochen eigene Fähigkeit zur Regeneration und Bildung neuen Knochens. Durch den Einsatz von Gewebebarrieren (Membranen, Folien) werden knöcherne Defekte abgedeckt und der darunter entstehende Hohlraum durch Abhalten des rascher regenerierenden Weichgewebes der knöchernen Heilung überlassen.
Diese Technik wird seit Anfang der 90er Jahre für die Augmentation des knöchernen Implantatlagers eingesetzt und ist wissenschaftlich gut dokumentiert. Die Notwendigkeit der zusätzlichen Verwendung von Füll- und Stützmaterialien im Defektbereich selbst ist von der Größe und Form des Defektes abhängig.
Bei günstiger Defektmorphologie kann ohne die Verwendung von Füllmaterialien eine Knochenregeneration von 75,8 Prozent bis 97,9 Prozent des ursprünglichen Knochens erwartet werden [6, 8, 1, 3]. Bei ungünstiger Defektmorphologie (einwandige und zweiwandige Defekte) kann die Auffüllung des Defektes mit Stützmaterialien unter der Membran erforderlich werden, um einen Kollaps der Membran zu vermeiden [7, 2].
Für die Stützung der Membran und Auffüllung des Defektes können autogene, allogene, xenogene und synthetische (alloplastische) Materialien eingesetzt werden. In Abhängigkeit von der Struktur des eingesetzten Füllmaterials ist mit einem höheren Zeitbedarf bei der Regeneration des Knochens im Defekt zu rechnen [4]. Durch den osteokonduktiven Effekt von Füllmaterialien kommt es gerade bei größeren Defekten auch zu einer besseren periimplantären Hohlraumauffüllung mit Knochen [9]. Bei der Verwendung dieser Füllmaterialien ist der Einsatz einer Gewebebarriere jedoch unerlässlich, da anderenfalls nur mit einer unvollständigen Defektauffüllung in Folge der rascheren Proliferation von bedeckendem Weichgewebe in das Füllmaterial zu rechnen ist [5]. Das Prinzip der gesteuerten Knochenregeneration ist folglich auch in Kombination mit Füllmaterialien zum Stützen der Membran effektiv.
Klinische Untersuchungen zeigen eine zuverlässige Knochenregeneration im Defekt bei Verwendung von autogenen und alloplastischen Materialien in Kombination mit Barrieremembranen, die zwischen 86,6 Prozent und 88,4 Prozent liegt [11, 10]. Das periimplantäre Knochenniveau in diesen ehemaligen Defekten ist auch langfristig als stabil anzusehen und mit dem Verhalten des periimplantären Knochens mit Implantaten ohne gesteuerte Knochenregeneration vergleichbar [12].
Insgesamt stellt die gesteuerte Knochenregeneration eine klinisch erfolgreiche und wissenschaftlich abgesicherte Behandlungsmöglichkeit zur Augmentation des knöchernen Implantatlagers dar.
Prof. Dr. Dr. Henning SchliephakeUniversitätszahnklinik GöttingenAbt. für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieRobert-Koch-Straße 4037075 Göttingen
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung ausdzz 6/2005