Geschlossene Fonds als Steuersparmodelle am Ende

Traurige Aussicht trotz Gewinn

Um seine Unternehmenssteuerreform zu finanzieren, braucht Hans Eichel viel Geld. Das holt er sich unter anderem von den Anbietern geschlossener Fonds, denen er einfach die Verlustzuweisungen streicht und zwar rückwirkend. Den Anlegern bieten sich jetzt neue und seriösere Chancen, ihr Geld für sich arbeiten zu lassen.

Nach dem Schock setzt allmählich die Entspannung in der Fondsbranche ein. Die Turbulenzen klingen ab. Auch die heftigsten Widersacher von Bundesfinanzminister Eichel glauben jetzt, dass der Staat ernst macht mit der Abschaffung der Steuerprivilegien für Gutbetuchte. Eichel will den Paragrafen 2b des Einkommensteuergesetzes durch Paragraf 15b ersetzen.

Das bedeutet für die Anleger: Liegen die Anfangsverluste über zehn Prozent des eingesetzten Eigenkapitals, dürfen sie nicht mehr mit Gewinnen aus anderen Anlagen verrechnet werden sondern nur mit Gewinnen, die bei derselben Fondsgesellschaft entstanden sind.

Der eigentliche Witz der Steuersparfonds ist damit verpufft. Denn die durchschnittliche Rendite aus diesen Anlagen sinkt von zwölf bis 14 Prozent auf vier bis acht Prozent. Für die meisten Anleger lohnt sich die Investition in solche Anlagen wie Medien- oder Schifffonds nicht mehr. Die Risiken sind einfach zu groß.

Die zeitliche Grenze zieht der Gesetzgeber bei Fonds, die vor dem 18. März vertrieben und vor dem 5. Mai 2005 von den Anlegern gezeichnet worden sind.

Bei dieser Reform außen vor bleiben Venture-Capital- und Private Equity-Fonds sowie nicht gewerblich tätige Fonds, die in gebrauchte Lebensversicherungen investieren.

So lauten bislang die Vorstellungen der Regierung in Berlin. Mit der Reform der Unternehmenssteuern rechnet kaum jemand vor der nächsten Bundestagswahl im Herbst 2005. Die Streichung der Verlustzuweisungen allerdings halten Experten für unausweichlich. Eichel will das Gesetz so schnell wie möglich und rückwirkend durchziehen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob der Bundesrat zustimmen wird. Aus der CDU meldet sich bereits der Widerspruch.

Für die Zukunft der Fonds bedeutet das, dass sie ihre Zielsetzung statt auf Verluste auf Gewinne ausrichten werden, um Geld für ihre Projekte sammeln zu können. Abgewirtschaftet haben sicherlich die Filmfonds. Deutsche Anleger finanzierten mit ihrem Ersparten große Hollywood-Schinken aber auch europäische Autoren-Filme, die nicht als Kassenschlager geeignet sind. Die Investoren durften dafür gleich zu Beginn ihres Engagements riesige Verlustzuweisungen kassieren, mit denen sie die Gewinne aus anderen Anlagen klein rechneten. Dass diese Branche nun auf Renditemodelle umsatteln kann, daran zweifeln die Experten. Denn zu wenig überschaubar sind die Geldströme und auf Gewinne zu hoffen, ist ein Vabanquespiel. Dafür sind die Bedingungen, die einen Film zum Erfolg führen, einfach zu wenig kalkulierbar.

Auf Nimmerwiedersehen ...

Gekniffen dank der neuen Vorgaben des Kollegen Finanzminister sieht sich auch Umweltschützer und Neue-Energie-Förderer Jürgen Trittin. Denn auch die New-Energy-Fonds lockten die Anleger mit hohen Verlustzuweisungen. Um weiterhin genügend Geld für neue Projekte zu finden, muss sich die Branche etwas Neues einfallen lassen. Anleger, die mit dem Gedanken an eine Investition in ein nachhaltiges Projekt spielen, warten besser ab, bis sich die Lage geklärt hat.

Etwas mehr Durchblick gibt es bei den Schifffonds. Sie bieten seit längerer Zeit so genannte Kombimodelle an, deren Ende für 2007 aber schon länger beschlossene Sache ist. Danach wiesen sie den Investoren am Anfang steuerliche Verluste zu. Später erlaubte die Tonnagesteuer den steuerfreien Genuss der Renditen. Diese Zeiten sind nun eben früher vorbei. Für die Gesellschaften kein Problem: Sie legen die neuen Modelle, die nur auf der Tonnagesteuer basieren, eben jetzt schon auf.

... mein Kapital

Wenig betroffen von der neuen Gesetzeslage sind die geschlossenen Immobilienfonds. Anders als in früheren Jahren sind auch hierbei die Anfangsverluste rückläufig. Die Anleger haben aus der Vergangenheit schmerzhafte Erkenntnisse gezogen. Die Erinnerung an hohe Ausfälle nach Ablauf von überhöhten Mietgarantien und auf Nimmerwiedersehen verschwundenes Kapital hat sie vorsichtiger werden lassen. Heute liegen die Einstiegspreise für eine Beteiligung unter dem damaligen Niveau, die Chancen auf Renditen aber sind gestiegen. Dümpelt der heimische Immobilienmarkt so dahin, investieren viele Fonds im Ausland wie zum Beispiel in den Niederlanden oder in den USA. Zur Zeit steigt das Interesse an preiswerten Immobilien in den neuen EU-Ländern wie Tschechien, Polen oder Ungarn. Die Fondsgesellschaften nutzen hier die Steuervorteile vor Ort. Bei der Prüfung der Renditerechnung, die jeder Anleger vor der Zeichnung eines Fonds am besten zusammen mit seinem Steuerberater anstellt, darf er nicht übersehen, dass der Einsatz schon mal mehr als 100 Prozent betragen kann. Will er sich also mit 100 000 Euro beteiligen, kostet ihn das zum Beispiel einen Einsatz von 105 000 Euro. Dieses Aufgeld senkt die Rendite. Ein weiteres Manko: Die Rückzahlung des Einsatzes zu 100 Prozent am Ende der Laufzeit ist anders als bei Anleihen nicht garantiert.

Wer sich auf die Beteiligung an einem geschlossenen Fonds einlässt, weiß, dass steuerliche Verluste zwar als Vorteil verkauft wurden, sich aber allzu oft als echte Verluste erwiesen haben. Frei nach der Experten-Weisheit: „Das Kapital ist nicht verloren, es liegt nur auf dem Konto anderer Leute.“

Insofern rüttelt der Finanzminister die Branche auf und ermuntert die Anleger, mit ihrem Ersparten sorgfältiger umzugehen. Bis sich die Sachlage endgültig klärt, ist eine Investition in Beteiligungen mit Verlustzuweisungen nicht mehr zu empfehlen. Also erst einmal Hände weg von Angeboten, die steuerfreie Gewinne versprechen und abwarten, bis die Gesetzeslage endgültig geklärt ist.

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