Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
es waren die „guten alten“ Zeiten, in denen es zum „guten Ton“ gehörte, zu anderen einen „guten Draht“ zu haben. Heute, in Zeiten von W-Lan, Hot Spots, Handy, Blackberry und Co haben die meisten längst geschluckt, dass der „gute Draht“ allenfalls noch Thema für Zwischenmenschliches ist. Wer wirklich „auf Draht“ ist, lebt – so verkaufen es uns Telekom und Konkurrenten – unverkabelt.
Wenn in diesem Jahr Hannover die Eingangstüren zur cebit öffnet, gehen selbst EDV-Freaks gelassen mit der Erwartung auf Bahnbrechendes um. Allenfalls noch die Hoffnung auf neues Männerspielzeug, kein maßloses Erstaunen mehr, nur noch kleine Freuden über technische Raffinesse.
Aber Fakt ist: Mit Handy, Blackberry und mehr sind wir zur fernen Außenwelt jederzeit voll kompatibel und „allzeit bereit“. Wirklich zu allem? Ist es das, was in den frühen neunziger Jahren die Sozio-Technologen mit der Verschmelzung von Arbeitsund Freizeitwelt meinten?
Nun, bleiben wir doch „cool“: Abschalten geht immer. Schließlich sind mobile Telefone, fernkommunikatible Handhelds oder anderes mehr auch keine Siegel-Bewahrer anderer Daten als ehedem Adressbuch und Terminkalender. Und das Portemonnaie mit den Kreditkarten, so sie inzwischen auch über den Äther gehen? Alles wie früher, schlimmstenfalls: Weg ist weg.
Anders ist das mit vertraulichen Daten von Patienten, Ärzten und Zahnärzten: Nicht nur die elektronische Gesundheitskarte, auch die anderen Techniken stehen vor der Praxistür und wollen rein. Selbstverständlich kann man jeden, der hilft, willkommen heißen. Aber erst, wenn man genau weiß, wen oder was man sich da ins Haus holt.
Hot-Spots und Konsorten sind bis heute laut Experten noch nicht der richtige Weg zum Umgang mit sensiblen Patientendaten. Wer hier vorerst „auf Draht“ bleibt, liegt nicht falsch. Und: Datenschutz ist ein Recht von Patienten und Heilberuflern, kein überflüssiger Spaß altbackener Bewahrer.
Mit freundlichem Gruß
Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur