Leitartikel

Klar. Glasklar. Sonnenklar.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

über nichts wurde innerhalb der Kollegenschaft in den zurückliegenden Monaten mehr spekuliert als über die Hauptamtlichkeit der KZV- und KZBV-Vorstände. Die Vorstellung, eine KZV ohne „Ehrenamt“ an ihrer Spitze sei damit im Sinne zahnärztlicher Freiberuflichkeit auch „ehrlos“, weil anderen verpflichtet als die bisherige Körperschaft, scheint im zahnärztlich Innenpolitischen ihren ganz besonderen Reiz zu haben. Sie hält sich in manchen Kreisen erstaunlich hartnäckig.

Deshalb noch einmal ganz deutlich: Dass die frisch gewählte KZBV-Spitze jetzt auch offiziell „hauptamtlich“ arbeitet, macht sie weder „professioneller“ als schon vorher, noch wird sie dadurch zum „Administranten“ staatlicher Gesundheitspolitik. Zur Erinnerung: Die „Administranz“ von Ulla Schmidt ist Professor und heißt Karl Lauterbach.

Klar ist: Diese Hauptamtlichkeitsstruktur ist nicht unser Modell; wir Zahnärzte hätten bessere Ideen. Aber die Politik wollte die KZVen kürzer an die Leine nehmen. (An der Leine waren sie als Körperschaften des öffentlichen Rechts schon immer.)

Klar ist aber erst recht: Auch ein nun hauptamtlich arbeitender Vorstand – schließlich seit Jahren sowohl als niedergelassene Zahnärzte wie auch Ehrenamtliche tätig – vergisst seine Wurzeln und vor allem seine freiberuflichen Ziele nicht. Davon wird er sich weiterhin leiten lassen, wenn es darum geht, die berufliche Zukunft der allermeisten niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zu sichern und weiter zu entwickeln. Auch klar ist nämlich: Diese Zahnärzte haben ihre Zulassung nicht zurückgegeben, also der GKV noch nicht den Rücken gekehrt.

Klar ist deshalb weiterhin: Wer dort sitzt, wo auch zukünftig die Musik spielt, hat neben einer höheren Verantwortung auch einen höheren (Mit-)Gestaltungsrahmen. Wer meint, als (selbst) ernannter Ratgeber draußen vor der Tür ebenso „vor Ort“ zu sein, kommt entweder schnell ins Träumen oder aus dem Träumen nicht heraus.

Glasklar: Alle zahnärztlichen Organisationen sind dem Ziel verpflichtet, freiberufliche Werte zu stärken und zu ermöglichen. Das gilt für eingetragene Vereine und Verbände wie für Kammern und KZVen als Körperschaften. Das mag – das sei den Träume(r)n zugestanden – schwerer sein als zuvor. Wenn man dieses Ziel von innen angeht, wenn man dort mit verantworten, mit entscheiden will und soll, so mag man auf einem heißen standespolitischen Schleuderstuhl sitzen. Aber es ist noch lange keine Rutsche in Richtung der Staatsnähe, in die manche der Zahnärzte sich durch die KZV gebracht und ausgeliefert sehen wollen.

Sonnenklar: Der KZBV-Vorstand ist diesem Ziel und den daraus abzuleitenden Themen auch dort verpflichtet, wo die anderen womöglich nur (zu) kurz springen können, weil sie über einen Beraterstatus nicht hinauskommen und draußen vor der Tür bleiben, wenn andere drinnen verhandeln. Für uns gibt es genug zu tun: Nicht nur die Etablierung des Festzuschusssystems – nach meiner Auffassung zurzeit genau der Schlüssel für mehr Freiberuflichkeit – muss geleistet werden. Auch größere Herausforderungen wie die aufmerksame Begleitung des gesundheitspolitischen Werdegangs einer Diskussion um Prämienpauschale oder Bürgerversicherung, das Präventionsgesetz, aber auch die Diskussion um die Gebührenordnungen warten auf die richtige Begleitung durch Deutschlands Zahnärzteschaft.

Wichtig ist bei allen Prozessen gesellschaftlicher Auseinandersetzung, dass wir uns nicht innerhalb unserer Berufsgruppe auseinander dividieren. Hier geht es um Absprachen, hier geht es auch um die richtige Rollenverteilung. Kurz: Hier geht es um Rückendeckung und Schulterschluss. Wer neue Geschäftsfelder sucht, wird sie woanders finden müssen. Zählen wird immer, für alle zahnärztlichen Interessensvertreter, was für die Berufskollegen dabei hinten herauskommt.

Eine KZBV, die im Sinne der Zahnärzteschaft in diesem immer komplexeren Räderwerk mitarbeitet, kann und wird sich nicht apolitisch verhalten. Sie verstünde ihre Aufgabe als Körperschaft falsch, wenn sie ihren qua Amt gegebenen Einfluss in die Politik nicht für die zahnärztlichen Belange nutzen würde. Und andersherum zu glauben, dass man sich der Politik enthalten könne, straft Thomas Manns Worte vom Glauben Lügen, „nichts Lebendes kommt ums Politische herum“. Also: Man wird diese KZBV nicht zum Apolitischen verpflichten und diesen Vorstand nicht zum Büttel degradieren können. Erst Recht nicht zu einer Zeit, da mancherorts die standespolitische Grundsatzdebatte standespolitische Eunuchen und Kastraten gebiert. Da brauchen wir an anderer Stelle kein weiteres standespolitisches Harakiri.

Klar. Glasklar. Sonnenklar.

Mit Verlaub und freundlichen kollegialen Grüßen

Dr. Jürgen FedderwitzVorsitzender der KZBV

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