Erstmals grenzüberschreitende Fortbildung
Zum ersten Mal begingen die Saarländer ihren Zahnärztetag als Fortbildungskongress der Nachbarregionen im Grenzbereich Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg. Und mit Teilnehmerzahlen von 400 Zahnärzten und 400 Zahnmedizinischen Fachangestellten spricht die Resonanz der Veranstaltung für sich. Der Kammervorsitzende, Sanitätsrat Dr. Wolfgang Weis betonte, dass zunächst das gegenseitige Kennenlernen, der Gedankenaustausch und daraus folgend gemeinsame Aktionen im Vordergrund stehen sollen. „Langfristig soll erreicht werden, dass im Rahmen einer grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung die Bürgerinnen und Bürger nicht nur die freie Wahl beim Einkaufsort, sondern auch bei der ärztlichen Versorgung, sei es ambulant oder sei es im Krankenhaus, vorfinden können.“ Weis verwies auf die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs, die dem Bürger die freie Arztwahl auch über Grenzen hinweg ermöglichten, sowie auf ein Grundsatzabkommen über grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland, auf dessen Basis die Gesundheitsminister beider Länder Rahmenabkommen für den Gesundheitsbereich vereinbart haben. Weis ging außerdem auf eine Vielzahl aktueller politischer und standespolitischer Fragen auch im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl ein.
Das Generalthema des Zahnärztetages, zu dem deutsche wie auch französische Wissenschaftler – simultan übersetzt – referierten, lautete „Adhäsive Zahnheilkunde – 50 Jahre moderne Verfahren“und widmete sich einem Verfahren, dass aus der moderenen Praxis nicht mehr wegzudenken ist. Der saarländische Minister für Justiz, Gesundheit und Soziales, Josef Hecken, forderte Ehrlichkeit in der deutschen Gesundheitspolitik. Viele Politiker suggerierten, dass medizinische Höchstleistungen bei gleichzeitiger Beitragssatzstabilität gewährleistet werden könnten. Beitrags- und Kostenstabilität könne es aber nur zum Preis der Rationierung und Budgetierung geben. Und wer eine optimale Versorgung wolle, müsse erklären, wie diese zu finanzieren sei.
Das Wegbrechen von Einnahmen bei gleichzeitiger Teilhabe am medizinischen Fortschritt analysierte auch der saarländische Ärztekammerpräsident Sanitätsrat Dr. Franz Gadomski. Die jetzige Gesundheitsreform trage nicht dazu bei, die finanzielle Situation und die Versorgung zu verbessern.
Hohe Verantwortung
„Ich freue mich, dass die Euregio Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz ihren festen Platz gefunden hat“, erklärte der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp. Er hob die Bedeutung des Zahnheilkunde-Gesetzes hervor, das den Zahnärzten das Privileg verliehen habe, als einziger Berufsstand die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde auszuüben: „Eine hohe Verantwortung, auch im Hinblick auf gesellschaftliches und soziales Engagement.“ Weitkamp hob die Bedeutung der Prävention als „festes Fundament der zahnärztlichen Tätigkeit“ hevor, sowohl im Primär-, Sekundär- und Tertiärbereich. Nachdrücklich forderte er von der Politik mehr Transparenz für das Gesundheitswesen und die Kostenerstattung.
Festredner Dr. David Klingenberger, wissenschaftlicher Referent am Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), stellte eine Vergleichsbetrachtung über Gesundheitssysteme in Europa an. Sein Fazit: In der zahnmedizinischen Versorgung zeigen sich europaweit Reformtendenzen ab. Der Anteil der öffentlichen Finanzierung wird zurückgehen, es wird mehr private Leistungserbringung und mehr private Finanzierung geben. Allgemein wird die Bedeutung privater Krankenversicherung steigen.
Im Rahmen der Eröffnung verlieh Kammervorsitzender Weis die silberne Ehrennadel der deutschen Zahnärzteschaft an Dr. Hans-Peter Kirsch aus Püttlingen. Kirsch wurde für sein unermüdliches und außergewöhnliches Engagement bei der Identifizierung von Tsunami-Opfern in Thailand geehrt.
Im Vorfeld der Eröffnung referierte der Präsident der KZV Saarland, Dr. Manfred Grub, zur aktuellen Situation der vertragszahnärztlichen Versorgung. Schwerpunkt war unter anderem die Umsetzung der befundorientierten Festzuschüsse. Sein Fazit an die Kollegenschaft: „Es gibt zur Zeit keine Alternative zu den Festzuschüssen. Eher eine Forderung zur Weiterentwicklung des neuen Systems und der Zahnersatzrichtlinien.“