FDI-Generalversammlung tagte in Montreal

Neue Konzepte für die Finanzen

Fachliche Stellungnahmen, vor allem aber Finanzen und Wahlen waren Schwerpunkte in der Generalversammlung, dem Parlament des Weltzahnärzteverbandes FDI. Die Geschäftssitzungen für die Vertreter der 147 Mitgliedsverbände der FDI aus 133 Ländern fanden vorgeschaltet zum FDI Kongress ab 20. August 2005 in Montreal, Kanada, statt. In der Generalversammlung waren 160 Delegierte aus 74 Nationen anwesend, die größte Beteiligung an einer Generalversammlung der FDI seit ihrem Bestehen.

Schon vor dem Kongress und danach in den Offenen Foren wurden fachliche Stellungnahmen der FDI von den Delegierten kritisch diskutiert. Eine Stellungnahme zu Mundhöhlenkrebs wurde zur Überarbeitung an die Wissenschaftskommission zurückverwiesen, weil sie neuere Forschungsergebnisse nicht berücksichtigt. Es ging dabei um die Frage des Nutzens von visuellem Screening bei der Diagnose von Mundhöhlenkrebs. Folgende Stellungnahmen wurden von der FDI Generalversammlung angenommen:

• Sterilisierung und Verhütung von Kreuzinfektionen in der Zahnarztpraxis

• Berufskrankheiten in der Zahnheilkunde

• Materialien zum Bleichen und Aufhellen von Zähnen

• Prophylaxe nach Kontakt mit Aids, Hepatitis B-, Hepatitis C-Virus

• Wasserführende Systeme und mikrobielle Kontamination

• Richtlinien für freiwillige Mitarbeiter in zahnärztlichen Projekten

• Speichel als diagnostisches Fluid

• Bedarf und Nachfrage im Bereich der Mundgesundheitsversorgung

• Erleichterte Inanspruchnahme der Mundgesundheitsversorgung

Kritik an den Finanzen

Breiten Raum nahmen Diskussionen über Haushalt und Finanzen der FDI ein. Heftige Kritik gab es an der teils kräftigen Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für einige Länder. Betroffen waren insbesondere größere Länder wie USA, Japan, auch Deutschland und Frankreich und insbesondere Korea, für die Erhöhungen zwischen zehn und 100 Prozent vorgesehen sind. Diese Erhöhungen resultieren aus der Formel für die Berechnung der Mitgliedsbeiträge, in die nicht nur die Zahl der Zahnärzte in einem Mitgliedsverband, sondern auch das Bruttonationaleinkommen (Gross National Income, GNI) einfließen. Die Erhöhungen waren für einige Länder nicht transparent nachvollziehbar.

Gemeinsame Resolution

Auch der vorgelegte Haushaltsentwurf sowie der Jahresabschluss 2004 wurden von vielen Delegierten als zu wenig klar, in Ausgaben- und Einnahmeposten zu wenig erläutert empfunden. Die Kritik an den Finanzen der FDI wurde in einer gemeinsamen Resolution der American Dental Association, Canadian Dental Association, Japan Dental Association, Association Dentaire Française und der Bundeszahnärztekammer zusammengefasst. Diese Länder zusammen zahlen knapp 60 Prozent der Mitgliedsbeiträge der FDI. An der Konzeption der Resolution war die deutsche Delegation, insbesondere Prof. Dr. Wolfgang Sprekels als der Finanzexperte der BZÄK, maßgeblich beteiligt. Folgende vier Forderungen wurden gestellt:

• die Formel für die Berechnung der Mitgliedsbeiträge sei auf eine kalkulierbare und nachvollziehbare Basis zu stellen,

• eine Task Force sei einzurichten, die die Organisationsstrukturen der FDI und der ihr angeschlossenen Gesellschaften in Frankreich und dem vereinigten Königreich analysiert und Vorschläge zu transparenteren Strukturen erarbeitet,

• ein Kassenprüfungsausschuss der Generalversammlung sei einzusetzen, der eine größere Transparenz der FDI-Finanzen herstellen soll und

• ein umfassender Haushaltsplan mit ausführlichen Erläuterungen für einzelne Ausgabenposten solle den Delegierten der Generalversammlung zur Verfügung gestellt werden.

Diese vier Punkte wurden alle mit Mehrheiten von über zwei Dritteln der Stimmen angenommen. Da die unmittelbare Einsetzung eines Kassenprüfungsausschusses der Generalversammlung eine Satzungsänderung bedeutet, wäre zur Annahme eine Dreiviertel-Mehrheit erforderlich gewesen. Die Forderung musste daher auf die nächste Generalversammlung vertagt werden.

Ein Problem der Fairness

Das von der Generalversammlung eingesetzte Beratungskomitee (reference comitee), das sich ebenfalls mit Finanzfragen der FDI beschäftigte, stellte ähnliche Forderungen. Es wurde festgestellt, dass „es ein Problem der Fairness gebe“, da drei große Mitgliedsverbände (USA, Japan und Deutschland) 50 Prozent der Mitgliedsbeiträge schultern, während andere Verbände dramatische Zuwächse an Mitgliedern mit nur geringfügigem Beitragsanstieg verzeichnen. Diese Bemerkung bezieht sich insbesondere auf den Brasilianischen Zahnärzteverband, der aktuell 190 000 Zahnärzte als Mitglieder meldete, das sind 60 Prozent mehr als die USA haben. Da das GNI in Brasilien relativ niedrig liegt, zahlt der Verband jedoch nur 14 Prozent des Beitrags der USA, die jetzt nur noch weltweit als zweitgrößter Zahnärzteverband gelten.

Gutes Wahlergebnis für Deutschland

Für die Generalversammlung B waren Wahlen in die verschiedenen Ämter der FDI angesetzt. Die beiden von Deutschland nominierten Kandidaten, Dr. Peter Engel, Köln, als Mitglied im Rat, dem Vorstand der FDI, und Prof. Dr. Peter Reichart, Berlin, als Mitglied im Komitee für Kongress und Fortbildung, wurden gewählt. Dies ist ein guter Erfolg sowohl für Peter Engel und Peter Reichart als auch für die gesamte deutsche Delegation, in der es eine gute Zusammenarbeit zwischen Vertretern der BZÄK, der KZBV und der DGZMK gab und die sich als kompetente und viel gefragte Gruppe in Montreal dargestellt hat.

Als president-élect, also als der kommende FDI Präsident in zwei Jahren, wurde Dr. Burton Conrod, niedergelassener Zahnarzt aus Kanada, gewählt. In den Vorstand wurden neben Dr. Engel noch vier weitere Ratsmitglieder gewählt, und zwar: Dr. Lethoko Tsiu, Süd-Afrika, für die Afrikanische Region, Dr. Myron Pudwill, USA, Prof. Dr. Masaki Shimono, Japan, und Dr. David Thomson, Australien. Der Amerikaner Dr. Gegory Chadwick löst im Amt des Speakers Dr. John Hunt, UK, ab, der dieses Amt über sechs Jahre hin souverän ausübte.

Amtskette weitergereicht

Bei der feierlichen Eröffnung des FDI Kongresses übergab der bisherige Präsident, Dr. Heung-Ryul Yoon, Korea, nach zweijähriger Amtszeit seine Amtskette weiter an Dr. Michèle Aerden. Mit der belgischen Zahnärztin ist zum ersten Mal in der Geschichte der FDI eine Frau im Amt des Präsidenten. In ihrer Antrittsrede erklärte sie die drei Ziele, die ihre Präsidentschaft leiten sollen: Exzellenz in allen Bereichen der FDI, die Stärkung der zahnärztlichen Profession als medizinische Profession und die Förderung ethischer Grundsätze. „Ich glaube an die FDI als die moralische Instanz der Zahnärzteschaft“, so Aerden.

Bei der dem Kongress angeschlossenen Dentalschau war die Deutsche Dentalindustrie, repräsentiert durch den VDDI, wieder mit einem großen Gemeinschaftsstand unter dem Motto „Made in Germany“ gut und sichtbar vertreten.

Zum Kongress selbst waren, so die ersten vorläufigen Auszählungen, über 12 000 Teilnehmer gekommen. Die Beteiligung deutscher Zahnärzte am Kongress war mit zirka 70 Teilnehmern unerwartet niedrig. Zum Bedauern vieler fand in diesem Jahr in Montreal kein deutscher Empfang statt, mit dem jedoch im nächsten Jahr wieder zu rechnen ist.

Der nächste FDI-Weltkongress findet vom 22. – 25. September 2006 in Shenzhen, China statt. Die Kongressorte in den Folgejahren sind Dubai, 24. – 27. Oktober 2007 und Stockholm 24. – 27.09.08.

Barbara Bergmann-KraussUniversitätsstr. 7350931 Köln

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