Klare Botschaften nach draußen
„Vertrauensbildende Maßnahmen und Transparenz“ forderte der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, als Maßgabe öffentlichkeitswirksamen Handelns des Berufsstandes. Einheit und Leistungsfähigkeit der Zahnärzteschaft sollten offensiver dargestellt werden. Mit Blick auf den erfolgreichen Deutschen Zahnärztetag in Berlin erklärte der Präsident, es sei schon erstaunlich, wie bereit die Zahnärzte gerade heute seien, die Öffentlichkeit mit ihren Botschaften zu überzeugen. Weitkamp wies auf den engen Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Standespolitik hin. So manifestiere sich gegenüber der Bevölkerung die Kompetenz des Berufsstandes und dessen Recht, allein die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde auszuüben. Als „Wertegemeinschaft in der Gesellschaft“ würden gerade die Kammern zunehmend an Bedeutung gewinnen, auch im Hinblick auf europäische Entwicklungen. Auch dürfe der Berufsstand stolz darauf sein, sich mit am Gemeinwohl orientierten Handlungsweisen aktiv in die Gesellschaft einzubringen.
Der Vorstandsvorsitzende der KZBV, Dr. Jürgen Fedderwitz, nahm eine aktuelle Standortbestimmung zum Thema Festzuschüsse vor. Seine Kernbotschaft an die Pressereferenten: „Das System funktioniert. Es ist zwar keine so erfreuliche Entwicklung, aber es ist auch nicht so schlimm, wie es gemacht wird. Die Zahlen stabilisieren sich.“ Fedderwitz berichtete über die Pressekonferenz am 3. November, die die KZBV aus Anlass der Übergabe der Festzuschuss-Analyse an das Bundesgesundheitsministerium abgehalten hatte (siehe zm 22/2005, Seite 40 ff). Er referierte ausführlich über die Ergebnisse der Analyse, die erstmals mit validierten Daten zu den Festzuschüssen aufwarten konnte. Kernaussage nach draußen: Das Versorgungsniveau werde gehalten, die Kassenzuschüsse der Patienten seien fast durchweg gleich hoch wie im vergangenen Jahr, und die Zahnärzte rechneten sehr moderat ab.
BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich machte deutlich, dass die Leistungen der Zahnärzte in vielen Bereichen öffentliche Anerkennung erhalten haben. Dazu zählte er die Erfolge rund um die Prävention, Bereiche wie Hilfsaktionen, Alterszahnheilkunde oder Patientenberatung. Nun gelte es, die Themen zu „verstetigen“, dazu zähle zum Beispiel auch ein verstärktes Augenmerk auf die Versorgungsforschung und – ganz aktuell – die weitere Positionierung des Projektes der Neubeschreibung der präventionsorientierten Zahnheilkunde in der Öffentlichkeit.
Projekte aus den Ländern wurden vorgestellt. So hat die KZV Nordrhein ein Konzept entwickelt, um die Patientenakzeptanz des Festzuschusssystems zu erhöhen. Die Kammer Westfalen-Lippe trug ihr Konzept vor, wie sie die dortigen Zahnarzt-Kollegen fit für mögliche Praxisbegehungen macht.
Zündstoff: Praxisbegehungen
Angesichts des Bürokratiewahnsinns rund um die Hygiene, der zurzeit bei den Praxisbegehungen in Nordrhein-Westfalen seine Blüten treibt, brennt dieser Bereich dem Berufsstand sehr unter den Nägeln. Prof. Dr. Jürgen Becker, Düsseldorf, referierte sehr ausführlich über Infektionsprävention in der Zahnarztpraxis. Im Hinblick auf die Anfang 2006 zu erwartende geänderte Zahnärzte-Richtlinie des Robert-Koch-Instituts (RKI), nach deren Maßgaben auch der Hygieneplan der Bundeszahnärztekammer aktualisiert wird, machte er deutlich, welche Änderungen auf die Zahnarztpraxen zukommen. Michael Krone, Abteilungsleiter Zahnärztliche Berufsausübung der BZÄK, machte anschaulich auf den Sinn, aber auch den Unsinn von Checklisten aufmerksam. Die Botschaften nach draußen – so ergaben es die Beratung der Pressefachleute in Naumburg – lautet: Der Schutz des Patienten ist das oberste Gut für die Zahnärzte, aber Unsinnigkeiten muss definitiv Einhalt geboten werden.
Blieb nur noch, über die sinnigen Worte aus dem Vortrag des Publizisten Helmut Ahrens nachzudenken, der sich Gedanken über die Rolle von Öffentlichkeit und Hygienerichtlinie machte: „Der Deutsche hat ein merkwürdiges Verhältnis zu Verordnungen: Er setzt sie um!“