Investmentfonds als Geldanlage für Jedermann

Klassik bis Moderne

Investmentfonds erfüllen nahezu alle Erwartungen der Anleger. Da bleiben kaum Wünsche offen: für Vorsichtige und Risikofreudige, für Traditionalisten und Modebewusste – für jeden gibt es den richtigen Fonds. Und wer die richtigen Kaufadressen weiß, spart bei den Kaufgebühren.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Trotz steigenden Konsums, die Deutschen sparen weiter. Im vergangenen Jahr legten sie 159 Milliarden Euro auf die hohe Kante. Ein Drittel davon floss in Versicherungen, 30 Milliarden in Wertpapiere, davon der größte Teil in Investmentfonds.

Insgesamt verwalten die rund 7 600 deutschen Fonds ein Vermögen von 1,2 Billionen Euro. So berichtet der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI). Doch zufrieden ist er nicht. Seiner Meinung nach verschenken die Deutschen ihr Geld. Sie investieren pro Kopf nur 6 600 Euro in Fonds, die Franzosen dreimal so viel. In den USA hält jeder Amerikaner im Durchschnitt Anteile im Wert von 26 000 Euro. Dort fördert der Staat das Fondssparen für die Altersvorsorge.

Der BVI macht sich Gedanken darüber, wie die Deutschen ihr Geld lukrativer anlegen könnten. So ruht ein Drittel des Geldes auf Giro-, Festgeld- und Tagesgeldkonten. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung äußerte sich Markus Rieß, Vorstandssprecher des BVI: „ Hätten die Deutschen ihr Vermögen so auf die einzelnen Anlageklassen aufgeteilt wie die US-Bürger, würde daraus im Schnitt ein jährlicher Mehrertrag von etwa 60 Milliarden Euro resultieren.“

Wenn Milchmädchen rechnen

Weiter rechnet der BVI vor, dass jemand, der in einen breit aufgestellten Aktienfonds investiert, seinen Anlagebetrag etwa alle zehn Jahre verdoppelt. Als Basis für die Faustformel dienen die Durchschnittswerte der vergangenen 30 Jahre. Danach würden aus 10 000 Euro nach 20 Jahren 40000 Euro, auf einem Sparbuch mit zwei Prozent Verzinsung aber stünden dann 15 000 Euro. Eine schöne Rechnung, die beileibe nicht immer aufgeht. Auch mit Investmentfonds lässt sich Geld vernichten, wenn man aufs falsche Pferd setzt.

Investmentfonds gibt es für jeden Geschmack. So findet der Zahnarzt, der am freien Mittwochnachmittag mal was ganz anderes machen will, als den Bohrer in die Hand zu nehmen, vielleicht Spaß daran, an seiner persönlichen Fondsstrategie zu basteln. Er könnte beispielsweise nach geeigneten Aktien- oder Rohstofffonds suchen, die viel Rendite bei entsprechendem Risiko versprechen. Die Kollegin hingegen ist vielleicht froh, wenn sie neben Job und Kindern eine lukrative Anlage für die Altersvorsorge findet. Für sie kommt eher ein Sparplan in Frage, der in einen oder mehrere renommierte Fonds investiert.

Die ewigen Renner

In Deutschland gibt es Investmentfonds seit 1950. In diesem Jahr wurde der Adig Fondak gegründet. Seine jährliche Performance liegt bei durchschnittlich 11,7 Prozent pro Jahr. Der älteste Fonds, den es hier zu kaufen gibt, ist der amerikanische Pioneer Fonds. In den USA ist er der Drittälteste. Er stammt von 1928 und hat seitdem viele unruhige Zeiten gut überstanden. Die Anlagestrategie wurde über den gesamten Zeitraum beibehalten. Die Manager – bis jetzt sind es erst drei – beschränkten sich rigoros auf amerikanische Value-Aktien. Die scheinbare Langeweile oder – positiv ausgedrückt – das Durchhalten zahlte sich aus. Der Pioneer Fund weist seit dem Start eine durchschnittliche jährliche Performance von 12,5 Prozent auf. Zudem schüttet er jedes Jahr Dividenden an seine Anleger aus.

Mit in die gleiche Kategorie der Dinosaurier gehört der Templeton Growth Fonds mit seiner weltweiten Anlagestrategie. Wie auch bei anderen konstant gut laufenden Fonds üblich, hält sich Manager Murdo Murchison an die überlieferten Vorgaben. Der Gründer Sir John Templeton handelte immer nach seinem Credo: „Folge nicht der breiten Masse.“ Deshalb kauft Murchison eben nur Aktien, die im Moment keiner haben will. Natürlich nur, wenn sie genügend Substanz aufweisen und so lange sie günstig sind. Der Erfolg gibt ihm recht: Die jährliche durchschnittliche Rendite liegt seit der Gründung 1954 bei 11,7 Prozent.

Zu den Top-Aktienfonds gehört auch der DWS Vermögensfonds I der Deutschen Bank. Gegründet wurde er vor 36 Jahren. Seit mehr als zehn Jahren heißt der Manager Klaus Kaldemorgen. Er verwaltet Deutschlands größten Aktienfonds mit rund 7,3 Milliarden Euro, die weltweit investiert sind.

Fonds, die über so lange Zeit eine so gute Rendite vorweisen können, halten sich nicht per Zufall am Markt. Sie sind gut gemanagt und überstehen alle Moden und Aufgeregtheiten völlig gelassen. Anleger finden sie zwar nicht immer auf dem ersten Platz der vielen Ranglisten aber doch immer im oberen Feld.

Heute hui, morgen pfui

Viele Sparer, die sich noch nicht so gut in der Fonds-Welt auskennen, schielen bei ihren Anlageentscheidungen am liebsten nach den Spitzenreitern der Top-Listen. Das kann ins Auge gehen. Denn was heute hui ist kann morgen pfui sein und so mancher Sieger vom letzten Jahr findet sich morgen auf den hinteren Plätzen wieder. Hinter dem steilen Aufstieg verbirgt sich nur allzu oft eine kurzlebige und extreme Strategie, die für den Augenblick optimal war. Anleger, die sich stets für den Sieger unter den renditestarken Fonds entscheiden, hecheln ständig der Vergangenheit hinterher. Christian Michel, Fondsanalyst bei der Ratingagentur Feri Rating & Research äußert sich dazu gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: „Zwischen dem Platz im Ranking und dem späteren Abschneiden eines Aktienfonds gibt es keinen großen Zusammenhang. Es lohnt sich nicht unbedingt, in die Spitzenfonds des Vorjahres zu investieren.“ Die Statistik gibt ihm Recht. Von den besten zehn Aktienfonds aus dem letzten Jahr belegen nur noch ein Drittel Plätze im oberen Drittel der diesjährigen Bestenliste. Rankings eignen sich also überhaupt nicht für Prognosen.

Die Mischung macht’s leichter

Das Riesenangebot an Fonds erschwert die Qual der Wahl vor allem für private Anleger. So tut der, der vielleicht eine größere Summe auf einmal anlegen will oder sich vorgenommen hat, jeden Monat regelmäßig in einen Sparplan einzuzahlen, gut daran, erst einmal in Selbstbetrachtung zu versinken, um seine Anlagewünsche zu erkunden, statt auf heiße Empfehlungen des Bankberaters zu hören oder auf die Hits der Saison zu setzen.

Alle Investmentfonds handeln nach dem gleichen Prinzip: Sie sammeln Geld von den Anlegern ein und legen es in Wertpapiere oder Immobilien an. Informationen darüber, nach welchen Vorgaben die Manager handeln, finden die Anteilseigner im jeweiligen Prospekt. Die Banken sind verpflichtet, ihren Kunden diese Broschüren auszuhändigen. Bei der Lektüre erfahren die Leser, in welche Papiere der Fonds investiert, wie hoch die Gebühren sind und vieles mehr. Danach hat sich vielleicht schon eine Vorstellung darüber entwickelt, ob der Fonds das Richtige ist.

Generell gilt: Sicherheitsbewusste investieren beispielsweise in Rentenfonds. Diese handeln mit festverzinslichen Wertpapieren. Die Risiken hängen in der Hauptsache von der Seriosität der Schuldner ab. Außerdem variieren die Anleihen nach Laufzeiten und Regionen. Immobilienfonds zählen ebenfalls zu den risikoärmeren Investments. Diese Fonds legen das Kapital hauptsächlich in Bürogebäude an. Dabei richtet sich die Rendite nach der Miete und der Wertsteigerung. Garantiefonds treiben es mit der Sicherheit auf die Spitze. Sie versprechen dem Anleger, dass er zumindest sein eingesetztes Kapital wieder zurückbekommt. Dachfonds wiederum investieren nicht direkt in Wertpapiere, sondern legen das Kapital in andere Fonds an. Für Leute, die sich nicht so recht entscheiden können, sind vielleicht Mischfonds die richtige Wahl. Sie investieren sowohl in Aktien als auch in festverzinsliche Papiere.

Risikofreudige Sparer entscheiden sich vielleicht für Aktienfonds. Auch hierbei gibt es eine große Bandbreite von in- und ausländischen Aktien. Das können sogenannte Blue Chips sein. Mit den bekannten Qualitätsaktien ist der Sparer auf der sicheren Seite. Mehr Spannung versprechen Fonds, die sich auf Branchen konzentrieren. Das waren im vergangenen Jahr zum Beispiel Rohstoffaktien oder Papiere von Produzenten der Solarenergie.

Günstige Novitäten

Neugierige interessieren sich für die Novitäten auf dem Fondsmarkt. Die Kreativität scheint keine Grenzen zu kennen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um heiße Ware handeln. Die inzwischen sehr beliebten Indexfonds beispielsweise passen auch in das Portfolio vorsichtiger Anleger. Denn die Manager bestücken diese Fonds exakt mit den Aktien, die beispielsweise in einem bekannten Index wie dem Dax oder Euro Stoxx vertreten sind. Für den Sparer bedeutet diese Auswahl kein so großes Risiko. Zudem kann er die Wertentwicklung ganz einfach verfolgen, weil diese Fonds an der Börse gehandelt werden. Die Manager brauchen sich nicht weiter mit dem Suchen nach renditeträchtigen Papieren zu beschäftigen. Und außerdem gibt die Erfahrung ihnen Recht. Danach gelingt es Fondsmanagern nur selten, langfristig einen Index zu schlagen. Die Renditen unterscheiden sich nicht besonders von denen aktiv gemanagter Fonds. Für die Sparer halten die Indexfonds noch ein besonderes I-Tüpfelchen bereit. Die ETF (Exchange Traded Funds) – so die Bezeichnung unter Profis – gibt es billiger als die normalen Fonds. Dank des geringeren Arbeitseinsatzes verzichten die Manager auf einen Teil der Gebühren. Auch die Kosten für Kauf und Verkauf an der Börse sind deutlich niedriger als die sonst üblichen Ausgabeaufschläge. Die Anleger hat’s gefreut. Sie haben mit Indexfonds im vergangenen Jahr gut gelegen. Erreichte der Dax doch lange nicht gekannte Höhen. Wie immer, wenn ein Produkt gut läuft, wollen alle mitmischen. Mehr als 180 Indexfonds werden an der Börse gehandelt. Indizes gibt es wie Sand am Meer. Jede Branche hat ihre eigenen Messzahlen. Von den dazugehörigen Fonds streben jede Woche gleich mehrere auf den Markt. Doch sie sind mit Vorsicht zu genießen. Denn oft hängt ihr Auf und Ab von nur wenigen Aktien ab. Die Kurse schwanken dann sehr stark.

Ebenfalls noch nicht lange auf der Angebotsliste stehen die Zielsparfonds (siehe ZM 11/06). Sie unterstützen vor allem die Anleger, die keine Zeit oder Lust haben, sich regelmäßig mit ihrer Altersvorsorge zu beschäftigen. Das besorgt für sie der Fondsmanager. Entsprechend der Laufzeit des Fonds schichtet er um. Das heißt, beim Start fließt das Geld in Aktien. Je länger der Fonds läuft, desto größer wird der Rentenanteil. Auf diese Weise sichert der Manager die erwirtschaftete Rendite gegen Ende der Laufzeit ab.

Es zählt mehr als die Performance

Wie gut oder schlecht ein Fonds wirklich ist, hängt nicht nur von der Performance ab. Kosten und Gebühren beeinflussen die Rendite besonders stark, wenn ein Fonds nur eine durchschnittliche Wertentwicklung aufweist. Das wird deutlich, wenn zum Beispiel ein Fonds mit deutschen Standard-Aktien kaum besser abschneidet als der Dax. Die Kosten sorgen dann für ein schlechteres Ergebnis als der Markt aufweist. Wer sich für einen entsprechenden Indexfonds entschieden hat, darf sich freuen. Deshalb richten clevere Anleger ihr Augenmerk schon beim Kauf eines Fonds auf die zu erwartenden Kosten. Und davon gibt es viele:

• Ausgabeaufschlag

Er wird sofort beim Kauf fällig und er gehört der Bank oder dem Fondsvermittler. Wie hoch der Aufschlag ist, können zum Beispiel die Leser einer großen Tageszeitung selbst berechnen. Im Börsenteil sind viele Fonds mit zwei Preisen aufgelistet: Kauf- und Rückgabekurs. Die Differenz entspricht dem Ausgabeaufschlag. In den Prospekten wird er in Prozent angegeben, weil sich die Kurse an jedem Börsentag ändern können.

• Verwaltungsgebühren

Damit finanzieren sich die Gehälter der Manager. Ihre Höhe beträgt ein bis zwei Prozent und ist im Fondsprospekt vermerkt.

• Depotbankvergütung

Die Depotbank regelt für die Fondsgesellschaft die Ausgabe und die Rücknahme der Anteile. Dafür bezahlt sie der Anleger mit etwa einem halben Prozent.

• TER

Die Total Expense Ratio entspricht der Gesamtkostenquote eines Fonds. Sie verschafft dem Anleger einen schnellen Überblick darüber, wie hoch ein Fonds mit Kosten belastet ist. Die Fondsgesellschaften veröffentlichen die TER in ihren Rechenschaftsberichten für das vergangene Geschäftsjahr. Je geringer sie ausfällt desto besser. Der Ausgabeaufschlag ist nicht darin enthalten, weil er an den Verkäufer geht. Je nach Fondsart variiert die Höhe der Kosten. Für Aktienfonds fallen mehr und für Rentenfonds weniger Ausgaben an.

Zwar hilft die TER dem Laien, den Kostenwirrwarr bei Fonds besser zu durchblicken. Doch leider werden immer noch nicht alle Gebühren, die die Gesellschaften kassieren, eingerechnet. So erfährt der Anleger nichts von den Erfolgsprämien, die sich die Manager gutschreiben, wenn ihre Fonds beispielsweise einen Index geschlagen haben oder eine bestimmte Rendite übertroffen wurde. Und bei Verlusten bekommt der Anleger auch keine Entschädigung.

Ebenfalls nicht in die TER eingerechnet werden die Transaktionskosten, die anfallen, wenn der Manager Wertpapiere kauft und verkauft. Eine niedrige TER ist nicht unbedingt ein Qualitätskriterium für einen Fonds. Nur die Kosten drücken die Rendite dann weniger.

• Verwahrkosten

Nach dem Kauf verwaltet der Verkäufer die Anteile für seinen Kunden als Buchungsposten in seiner Datenbank. Dafür verlangt er häufig Gebühren. Einige Direktbanken und Fondsvermittler verzichten auf diese Einnahmequelle.

Bei wem der Anleger letztendlich seine Fondsanteile kauft, hängt neben den Kosten auch von seinen Präferenzen ab. Schätzt er die persönliche Beratung, geht er am besten zu seiner Hausbank. Individuelle Vorschläge darf er dort meist nicht erwarten. Allerdings führt die Bank sein Depot und beschafft ihm auch andere Wertpapiere wie Anleihen oder Zertifikate.

Informierte Sparer, die keine persönliche Beratung benötigen, sind bei einer Direktbank wie Cortal Consors, DiBa, comdirect, Netbank oder maxblue gut aufgehoben. Dort können sie ihr Depot, in dem sie auch andere Wertpapiere halten dürfen, kostengünstig führen. Diese Institute gewähren oft großzügige Rabatte. Auf Beratung muss man aber weitgehend verzichten.

Wer gerne selber zockt, dem stehen die Börsen in Hamburg und Düsseldorf sowie die Berlin-Bremen-Börse offen. Eine Mindestanlage gibt es nicht und auch keinen Ausgabeaufschlag. Dafür zahlt der Börsianer eine Spread (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs) von zirka zwei Prozent. Dazu kommen, je nachdem, noch die Handelsgebühren der Hausbank, die die Kauf- und Verkaufaufträge ihres Kunden ausführt.

Die preiswerteste Einkaufsquelle dürfte der Fondsdiscounter sein. Er vergibt Rabatte auf den Ausgabeaufschlag von bis zu 100 Prozent. Beratung liefert er dafür natürlich nicht. Bislang nutzen eher wenige private Anleger den Weg über die Fondsvermittler. Dabei geht das ganz einfach: Übers Internet oder per Telefon bestellt der Kunde die Unterlagen, die er zu Hause ausfüllt. Wie bei der Online-Bank stellt der Vermittler die Identität über das Postidentverfahren fest. Den Kauf wickelt er über eine Fondsbank oder über die elektronische Abwicklungsplattform ebase ab. Besonders selbständige Anleger, die gerne zwischen den Fonds wechseln, kaufen bei Adressen wie AAV-Fondsvermittlung, AVl-Fondsvermittlung oder Fonds4-you. Fondsgesellschaften wie Activest, Deka, DWS oder Templeton verkaufen ihre Anteile auch direkt an den Verbraucher. Rabatte gewähren sie aber nur selten. Nur der Wechsel zwischen den einzelnen Fonds ist kostenlos.

Marlene Endruweit

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