Die KZV – ein moderner Dienstleister
Dr. Jobst-Wilken Carl, Vorsitzender der KZVN, begrüßte zahlreiche Gäste aus Politik, Standespolitik und Krankenkassen. Die Grüße des Niedersächsischen Sozialministeriums überbrachte Abteilungsleiter Tom Rutert- Klein.
Dr. Wolfgang Eßer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZBV, machte in seinem Grußwort deutlich, dass das Gesundheitswesen in Deutschland vor einem grundsätzlichen Strukturwandel steht. Auch, wenn die gesundheitspolitischen Reformansätze vielfach halbherzig vorangetrieben würden, sei der Weg in Richtung Liberalisierung und zunehmenden Wettbewerb vorgezeichnet.
Entscheidende Aufgabe von KZBV und KZVen in diesem Prozess sei es, dafür zu sorgen, dass der Zahnarzt auch in Zukunft freiberuflich tätig sein kann.
Gleichwohl sollten die Körperschaften nicht nur als Bewahrer auftreten, sondern den Strukturwandel, der auch Chancen biete, aktiv gestalten. Den KZVen komme die Rolle von „Change Managern” zu, die Wandlungsprozess und verschärften Wettbewerb mitsteuern. Sie müssten sich zu modernen Dienstleistungsorganisationen weiterentwickeln, die den Zahnarzt gezielt bei der Bewältigung des Strukturwandels unterstützen. Unabhängig davon müssten sie weiter als Selbstregulierungsmechanismus agieren, der Fragen im Sinne der Zahnärzteschaft bearbeitet, bevor sie dem Diktat staatlicher Gesundheitspolitik unterfallen.
Fortbestand wichtig
KZVN-Chef Carl teilte im Hinblick auf das Fortbestehen der KZVen die Einschätzungen Eßers. Auch wenn es einige anders betrachten würden, sehe der Vorstand der KZVN die Notwendigkeit des Fortbestehens dieser Körperschaft. Man sei der festen Überzeugung, dass ein einzelner Kollege bei Verhandlungen durch Einzelverträge schlechter gestellt werde. Im Kern habe der Gesetzgeber den ursprünglichen Gedanken der Selbstverwaltung – staatliche Aufgaben abzugeben – fast bis zur Unkenntlichkeit rückgängig gemacht.
In einem historischen Rückblick, der bis weit vor den Gründungszeitraum der KZVN führte, verdeutlichte Carl Parallelen zu früheren Zeiten. Es sei zu erkennen, dass eine ganze Reihe von Maßnahmen aus der Zeit von 1931 bis 1945 den aktuellen Problemen und Maßnahmen erschreckend ähnelte und damals wie heute zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hätte. Einzelverträge für die Zulassung zur Behandlung und Vertragsmonopol, so Carl, hätten schon in früheren Zeiten zu wirtschaftlichen Problemen für die Zahnärzteschaft geführt, und Kopfpauschalen anstelle von Einzelleistungsvergütungen hätten schließlich zum Sammeln von Krankenscheinen motiviert.
Die Selbstverwaltung stehe am politischen Scheideweg, davon sei er fest überzeugt. Ob ihre Auflösung Sinn mache, bezweifele er ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankenkassenverbände glücklich darüber wären, wenn sie die komplizierten Aufgaben der KZVen übernehmen sollten.
Jürgen Pischel, Herausgeber und Chefredakteur der DZW, bot in seinem Vortrag in vielen Punkten ein Kontrastprogramm. Ob er immer das sage, was der Zahnärzteschaft angenehm sei, wisse er nicht, so warnte Pischel seine Zuhörer vor. Dass er die Existenzberechtigung der Körperschaften nicht als zwingend notwendig betrachtete, konnte niemanden unter den Zuhörern überraschen. Die Zukunft gehöre der außervertraglich honorierten Zahnheilkunde, erbracht durch eine hoch spezialisierte und aus eigener Interessenlage heraus fortgebildete Kollegenschaft. Das System sei jedoch so gefestigt und nicht aushebelbar, dass es seiner Ansicht nach auch in zehn oder zwanzig Jahren noch eine KZV geben werde.
Jobst-Wilken Carl wollte den „schwierigen“ Vortrag von Jürgen Pischel nicht kommentieren. Er resümierte, dass die KZV nur versuchen könne, die bürokratischen Rahmenbedingungen und die Vertragsbedingungen so zu gestalten, dass die Kollegenschaft damit leben könne. Der Erhalt der Freiberuflichkeit stehe dabei im Vordergrund.
Dr. Michael LoewenerRabensberg 1730900 Wedemark