Was Hänschen lernt ...
Zuerst die Kau- und Außenflächen putzen und zum Schluss die Innenflächen auswischen – so lernen Kinder im Rahmen der Gruppenprophylaxe in Grundschule und Kindergarten, wie sie sich nach dem Frühstück und vor dem Schlafengehen die Zähne putzen sollen. „Mittlerweile ist KAI für die Kinder ein alter Hut“, erklärt Dr. Andrea Thumeyer, Vorsitzende der LAGH. Bei Erwachsenen sehe es jedoch anders aus: „Für viele Große existieren die Innenseiten der Zähne überhaupt nicht.“ Aus diesem Grund sollten Zahnärzte ihren erwachsenen Patienten verstärkt die KAISystematik ans Herz legen, weil sie eine solide Basis für die tägliche Zahnpflege biete.
Einfache Botschaften
Egal ob bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen oder Senioren: Prophylaxebotschaften müssen einfach sein, weiß Thumeyer. KAI bildet ihrer Ansicht nach dafür die perfekte Basis: „Patienten lernen, immer den gleichen Weg zu gehen und eine konstante Systematik einzuhalten. Auf diese Weise wird jeder Zahn von jeder Seite gereinigt.“ Dieses Sorgfaltsprinzip empfiehlt die Expertin vom ersten Milchzahn bei Kleinkindern bis hin zum letzten Zahn bei Senioren – egal, ob man eine Hand- oder elektrische Zahnbürste verwendet.
Entscheidend für den Erfolg von Prophylaxearbeit sind laut Thumeyer klare Ansagen. Man dürfe Patienten nicht mit widersprüchlichen Anleitungen verwirren, weil dann die Gefahr bestehe, dass letztendlich kein Ratschlag angenommen wird. „Wenn zum Beispiel Eltern im Rahmen der Gruppenprophylaxe detaillierte Fragen stellen, neigen Fachleute dazu, diese Fragen aus ihrer eigenen Praxiserfahrung zu beantworten. Die Individualprophylaxe sollte man aber immer dem Hauszahnarzt überlassen.“ In der Gruppenarbeit erreicht man nach Ansicht der LAGH-Vorsitzenden am meisten, wenn man auf der Ebene allgemeiner Regeln bleibt, also die Basics der Zahnpflege anhand der KAI-Systematik vermittelt. „Dieses Basiswissen kann man in der Individualprophylaxe ohne Widersprüche ergänzen“, resümiert Thumeyer.
Stufenweise aufbauen
Bei kleinen Kindern ist die Feinmotorik noch nicht entwickelt. Das wirkt sich auch auf die Gründlichkeit der Putzbewegungen aus. Mit drei Jahren schaffen Kinder, die die KAISystematik lernen, beispielsweise nur die geraden Hin- und Herbewegungen der Zahnbürste auf den Kauflächen. Im Alter von vier bis fünf lernen sie, kleine Kreise auf den Zahnaußenflächen zu machen. Frühestens mit sechs bis sieben Jahren – wenn sie auch schreiben können – ist die Feinmotorik in Händen und Fingern so entwickelt, dass Kinder ihre Zähne ohne elterliche Hilfe plaquefrei reinigen können. Ziel der Gruppenprophylaxe müsse es sein, sagt Thumeyer, Kindern bis zum dritten Schuljahr eine für das Leben effektive Zahnputzsystematik beizubringen.
In jedem Alter wichtig: der Faktor Zeit. „Es bringt nicht viel, festzulegen, dass man seine Zähne insgesamt drei Minuten lang putzen soll“, mahnt die Prophylaxeexpertin. „Nur wenn die Zahnbürste immer den gleichen Weg geht, werden alle Zahnflächen erreicht und plaquefrei geputzt. Wie lange das dauert, hängt davon ab, wieviele Zähne man hat.“ sth
Kontakt und Infos bei der LAGH:Christine Roß-DaumTel.: 069/427 275 195E-Mail:Ross-Daum@lzkh.deInternet:www.jugendzahnpflege.hzn.de