Die Rettung hoffnungsloser Zähne durch Trans-Replantation
In den beiden hier vorgestellten Fällen handelte es sich um vitale kariesfreie Zähne, die aus nicht ohne Weiteres nachvollziehbaren Gründen einen nahezu vollständigen Knochenabbau erlitten haben. Zahn 31 bei Patient A, starker Raucher, 69 Jahre alt, war zudem füllungsfrei, Zahn 38 bei Patient B, 51 Jahre alt, war nur mit einer kleinen, intakten okklusalen Füllung versorgt (siehe Abbildungen 1 und 4).
Bei beiden Fällen hatte sich der Knochen zirkulär nahezu vollständig abgebaut und die Zähne wiesen Lockerungsgrad III auf. Dass die Furkation bei Zahn 38 weit offen lag und durchgängig sondierbar war (Grad 3) kann schon bei genauer Betrachtung des Röntgenbildes (Abbildung 4) vom 15. Januar 2001 erkannt werden. Bis zum Tag der Wurzelbehandlung und Trans-Replantation, am 17. September 2001, hatte sich dieser Zustand nochmals deutlich verschlechtert.
Die therapeutische Vorgehensweise war in beiden Fällen identisch. In Lokalanästhesie wurden die Wurzelkanäle intraoral dargestellt und bis Größe 40 aufbereitet. Nach der Extraktion der Zähne wurde extraoral eine Spülung, Trocknung und Füllung der Wurzelkanäle mit Guttaperchastift und Endomethasone vorgenommen. Die Alveolen wurden mit einem scharfen Löffel kürettiert und vor allem von dem in die Tiefe gewachsenen Epithel befreit. Auf das sonst für das eingangs angesprochene Verfahren der Trans-Replantation typische Tieferlegen der Alveole konnte bei Zahn 31 durch den ohnehin bestehenden Knochendefekt um die Wurzelspitze verzichtet werden. Die distale Alveole des Zahnes 38 wurde mit einer Kürette gründlich kürettiert, um sämtliches infiziertes Wurzelhautgewebe und Wurzelzement zu entfernen. Im Falle des Zahnes 38 wurde die Bifurkation mit einem flammenförmigen Rot-Korn-Diamanten unter Wasserkühlung mit der Turbine zusätzlich bearbeitet, damit auch schwer zugängliche Stellen interradikulär sicher geglättet werden konnten.
Die vorbereiteten Zahnwurzeln wurden anschließend mit dem Luftbläser getrocknet und mit 35-prozentiger Phosphorsäure 15 bis 20 Sekunden geätzt, gespült und wieder getrocknet. Auf die dann matt schimmernden Wurzeloberflächen wurde Emdogain® appliziert. Abschließend wurden die Zähne in die vorbereiteten Alveolen trans-replantiert. Zahn 31 der zuvor nach labial protrudiert stand, wurde dabei ästhetisch günstiger, unter Lückenverengung, näher an Zahn 41 gestellt. Eine einfache lichthärtende Kunststoffschienung in Säure-Ätz-Technik an jeweils einen Nachbarzahn sorgte für ausreichende Stabilität.
Die Röntgenbilder des postoperativen Verlaufes (Abbildungen 2, 3, 5 und 6) zeigen die unerwartet eindrucksvolle Knochenregeneration bei gleichzeitig fehlenden Resorptionszeichen. Die Frage, ob sich ein neuer Parodontalspalt gebildet hat, kann röntgenologisch nicht eindeutig geklärt werden. Beide Zähne erscheinen ohne jeglichen Lockerungsgrad klinisch stabil, mit – bis auf 31 mesial – entzündungsfreien Taschen. Die Sondierungstiefen betragen zirkulär ein bis zwei Millimeter und nur an 31 mesial fünf Millimeter. Die Pflege des Patienten im Interdentalraum 31/41 ist mäßig bis schlecht, so dass dort eventuell von einem Rezidiv ausgegangen werden muss. Ansonsten sind sogar diese, auch von versierten Zahnärzten als hoffnungslos eingestuften Zähne bis zum heutigen Tage absolut fest und in der ihnen zugedachten Funktion.
Dr. Thomas HiedlLudwigsplatz 36, 94315 Straubing
Prof. Dr. Dr. Ralf DammerBahnhofplatz 1a, 94315 Straubing