7. Internationales Symposium „Zahnärztliche Identifizierung“

Nachlese zur Tsunami-Opfer-Identifizierung

Vom 6. bis 8. 12. 2005 fand an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München das 7. Internationale Symposium „Zahnärztliche Identifizierung“ statt. Die Tagung wurde von insgesamt 95 Teilnehmern (Zahnmedizin, Rechtsmedizin, (Kriminal-)Polizei) aus sechs Ländern (Finnland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Schweiz und Deutschland) besucht.

Das zentrale Thema des diesjährigen Symposiums war der Tsunami in Südostasien vom zweiten Weihnachtstag 2004. Fast alle Referentinnen und Referenten waren nach Ausbruch des Tsunamis in den betroffenen Regionen Thailands und Sri Lankas eingesetzt worden, so dass sie mit sehr authentischen Berichten einen hervorragenden Überblick sowohl über das Ausmaß der Katastrophe als auch über die sich anschließenden Identifizierungsmaßnahmen geben konnten.

Nach der Begrüßung und Kongresseröffnung durch Admiralarzt Dr. Günther Brassel und Oberstarzt Dr. Klaus-Peter Benedix referierte Dr. Hans-Peter Kirsch, Saarbrücken, in zwei beeindruckenden Vorträgen zur „Rekapitulation der Physik der mechanischen Wellen“ und – mithilfe von Modellrechnungen – über die „Unverwechselbarkeit des menschlichen Zahnstatus“. KOR Stephan Klein, BKA, gab einen umfassenden Überblick über die Einsätze der Deutschen „Disaster-Victim-Identification-Teams“ in Sri Lanka und Thailand. Dr. Dr. Claus Grundmann, Moers, der bereits am 27. 12. 2004 nach Phuket geflogen war, vermittelte in seinem Referat die unvergesslichen Eindrücke, die sich dem Deutschen Vorkommando in den Tagen nach Ausbruch der Katastrophe in Thailand geboten haben, und zeigte den sich anschließenden Prozess bis zur endgültigen (zahnärztlichen) Identifizierung auf. KHK Thomas Lubnau, BKA, ging in seinem Vortrag auf die Vermisstensuche in Sri Lanka ein und wies dabei auf die Unterschiede zwischen den betroffenen Regionen Sri Lankas und Thailands hin. Dr. Heike Klotzbach, Bonn, schilderte aus rechtsmedizinischer Sicht die Identifizierung ausländischer Personen in Sri Lanka. Beate Rindfleisch, Klinik- und Notfallseelsorgerin aus Hannover, berichtete über die psychosoziale Betreuung von internationalen Einsatzkräften und deutschsprachigen Angehörigen von Tsunami-Opfern in Thailand. Dabei handelt es sich um ein Projekt im Auftrage des Auswärtigen Amtes, Berlin, welches durch die Caritas International finanziert wird.

Der zweite Tag des Symposiums begann mit Berichten von Zahnärzten, Rechtsmedizinern und Kriminalbeamten aus der Schweiz und aus Frankreich. Dr. Daniel Wyler, Basel, stellte den Einsatz des Schweizer DVI-Teams in Krabi/Thailand vor. Der Einsatzleiter des Schweizer DVI-Teams, Beat Winiger, Bern, referierte über die Erhebung ante-mortaler Daten in der Schweiz und die Datenweiterverarbeitung im Thailändischen Tsunami-Victim-Identification-Management-Center (TTVI-IMC). Die Schweizer Kollegen Dr. Dr. Michael Mund und Dr. Bernhard Knell beschäftigten sich in ihrem umfassenden Referat mit den forensischodontologischen Erfahrungen des Schweizer DVI-Teams. Dr. Jean-Marc Hutt, Straßburg, berichtete in seinem Vortrag über die Rolle und Organisation des französischen DVI-Teams anlässlich der Tsunami-Katastrophe in Thailand. Einen hervorragenden Überblick über die EDV-gestützte Identifizierung der thailändischen Tsunami-Opfer mithilfe des dänischen PLASS-DATA-Computerprogramms lieferte Flottillenarzt Dr. Volker Kranz. Die Identifizierung mittels DNA-Analyse einschließlich Verfahrensweisen, Grenzen und Problemen wurde von Medizinalrat Dr. Nils Gerke vom Flugmedizinischen Institut der Bundeswehr, Fürstenfeldbruck, vorgestellt. Oberfeldärztin Dr. Barbara Mayr referierte über Verfahren zur Identifizierung von Flugunfallopfern und zeigte die Unterschiede zur Identifizierung bei Massenkatastrophen auf.

Am letzten Symposiumstag berichteten die Oberstabsärzte Martin Ulbrich und Ivo Novakowski über die Unterstützung der Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes durch Zahnärztinnen und Zahnärzte der Bundeswehr. Sie schilderten ausführlichst ihre Einsatzeindrücke und -erfahrungen aus Phuket und Bangkok und lobten – wie alle anderen Teilnehmer auch – die kollegiale Zusammenarbeit aller eingesetzten Kräfte und die äußerst erfolgreiche Tätigkeit des Deutschen Identifizierungsteams, das dazu beigetragen hat, dass elf Monate nach Ausbruch des Tsunamis 97 Prozent aller im Kontext des Tsunamis vermisst gemeldeten Bundesbürger identifiziert werden konnten.

Bei der Verabschiedung betonte Oberstarzt Dr. Klaus-Peter Benedix noch einmal das hohe Engagement des Deutschen Teams. Alle eingesetzten Spezialisten seien stolz über die vollbrachten Leistungen und würden im Wiederholungsfall für diese oder ähnliche Aufgaben erneut hoch motiviert zur Verfügung stehen.

Dr. Dr. Claus GrundmannGesundheitsamt der Stadt DuisburgViktoriastr. 8, 47166 Duisburggrundmann.claus@web.de

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