Eine Neuorientierung im KV-System

Dienstleister für Patienten

Mehr Service für den Patienten – dieses neue Ziel hat sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung gesteckt. Im Gesundheitswesen vollzieht sich ein Wandel hin zu mehr Patientenorientierung und die Spitzen der Vertragsärzteschaft reagieren darauf mit entsprechenden Strategien. Diese wurden auf der ersten KBV-Patienten-Fachtagung in Berlin vorgestellt.

Patientenorientierung hat sich im Gesundheitswesen Deutschlands in den letzten Jahren immer mehr verankert. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat auf diesen Paradigmenwechsel jetzt auch mit ihrem Dienstleistungsangebot reagiert – Patientenbelange werden in der KV-Landschaft immer stärker berücksichtigt. Das zeigte die KBV-Tagung „Patientenorientierung und -kooperation im KV-System“ am 31. August in Berlin. Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Weigelt skizzierte die Beweggründe der KBV für diese Neuorientierung: Weg vom Patriarchen und hin zu einer Partnerschaft mit dem Patienten, so sehe die neue Rolle des Arztes aus. Ärzte träfen immer häufiger auf informierte Patienten, und der Patient selbst verlangt verstärkt nach qualitativ hochwertigen Gesundheitsinformationen. Die KBV habe diesen Wandel, der sich auch in der Gesetzgebung niedergeschlagen hat, aufgegriffen und verstehe sich als aktiver Gestalter dieser Entwicklung. Mit einer strategischen Neuausrichtung als Dienstleister wolle man die Patientenversorgung optimieren und die Qualität der vertragsärztlichen Versorgung verbessern.

Initiativen ergriffen

So hat die KBV Initiativen ergriffen und einen Patientenbeirat (acht Personen aus verschiedenen Patientenverbänden, die den KBV-Vorstand im Vorfeld von Entscheidungen aus Patientensicht beraten) sowie eine dezernatsübergreifende Stabsstelle Patientenorientierung eingerichtet. Es gibt einen Internet-Auftritt für Patienten auf der KBVHomepage. Im Juni erschien die erste Ausgabe des elektronischen Patienten-Newsletters. In einigen KVen sind Stellen für Kooperationsberatung für Selbsthilfegruppen und Ärzte, die sogenannten KOSAs, entstanden. Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Helga Kühn-Mengel, wies auf das Projekt „Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess“ des Bundesgesundheitsministeriums hin, das sehr erfolgreich verlaufen sei. Jetzt arbeite man daran, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. In den letzten Jahren, so betonte sie, habe es gesetzgeberische Initiativen gegeben, die die Belange von Patienten verstärken. Sie nannte als Beispiele die Beteiligung von Patientenvertretern am Gemeinsamen Bundesausschuss, die Einrichtung des Instituts für Qualität im Gesundheitswesen (IQWIG) oder die Errichtung von Disease Management Programmen (DMPs). Die Selbsthilfe sei ebenfalls unterstützt worden. Es gebe aber noch Schwachstellen. Die Ärzte forderte Kühn-Mengel dazu auf, ein Fehlermanagement zu entwickeln. Patienten wünschten sich eine bessere Fehlerkultur und wollten oft einfach nur wissen, wie es zu Behandlungsfehlern gekommen sei.

Die Erwartungen von Patienten richteten sich vom Prinzip her eher an Ärzte als an ihre Standesorganisationen, erklärte Karin Stötzer von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. Von den KVen erhoffe man aber eine stärkere Servicefunktion. Sie stellte dem Plenum eine Wunschliste aus Sicht der Selbsthilfe vor. So wünschten sich Patienten zum Beispiel mehr Transparenz beim Leistungsangebot der Ärzte, ein qualifiziertes Beschwerdemanagement oder eine verbesserte Kommunikationskultur bei Ärzten aufgrund entsprechender Schulungen.

KVen engagiert

Auch in den KVen gibt es Engagement in Sachen Patientenorientierung und Vertreter verschiedener KVen stellten ihre Arbeit in Berlin vor. Die KOSA der KV Hessen zum Beispiel fördert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in ärztlichen Qualitätszirkeln und bindet die Selbsthilfe dort mit ein. Die Moderatoren der Zirkel werden von der KV entsprechend geschult. Es gibt ein Call-Center für Ärzte, aber auch für Patienten sowie einen Internet- Auftritt, der Patienten eine gezielte Arztsuche ermöglicht. In Westfalen-Lippe wurde ein sogenannter Round-Table mit Vertretern der KV und der Selbsthilfe gegründet. Die KOSA in Brandenburg berichtete über gute Zusammenarbeit von beiden Seiten, so wird unter anderem ein Selbsthilfe-Tag von der KV unterstützt. Die KOSA Nordrhein unterstreicht die hohe Bereitschaft zur Kooperation bei beiden Institutionen. In Niedersachsen ist eine KOSA im Aufbau begriffen, geplant sind ein Round-Table, Veranstaltungen und Informationen im regionalen Ärzteblatt. Weitere KVen berichteten von speziellen Service-Einrichtungen und Angeboten für Patienten. Das Fazit: die Angebote werden von der Bevölkerung gut genutzt.

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