Bleaching der Zähne

Möglichkeiten der Reduktion von Zahnhalsüberempfindlichkeiten

Heftarchiv Zahnmedizin
Ästhetische Aspekte sind heute aus der modernen Zahnmedizin nicht mehr wegzudenken. Insbesondere das Bleaching der Zähne ist – nachdem durch verbesserte Hygiene und die häufigere Anwendung von Fluoriden die Karies bei der interessierten Bevölkerung weitestgehend beseitigt worden ist – zu einem generellen Bedürfnis geworden. Aber immer wieder klagen Patienten über Irritationen an freiliegenden Zahnhälsen.

Zwischenzeitlich hat sich ein fester Bleaching- Markt etabliert, der neben hoch konzentrierten, der zahnärztlichen Anwendung vorbehaltenen Produkte, auch weitere enthält, die freiverkäuflich in Apotheken und Drogeriemärkten verfügbar sind.

Weiße Zähne symbolisieren Erfolg und vermitteln Selbstvertrauen, die Kommunikationsfreudigkeit und Attraktivität der Person wird durch das Aufhellen deutlich verbessert. So zumindest die Volksmeinung. Die Abbildung 1 zeigt gesunde Zähne mit leichten Verfärbungen, welche nach einem kurzen Einsatz von Bleachingmaterialien allerdings deutlich schöner und attraktiver geworden sind (Abbildung 2).

Infolge der häufig berichteten Nebenwirkungen ist es jedoch wichtig, dass im Rahmen der Anwendung von aufhellenden Produkten auch sachlich-kritisch abgewogen werden muss, und vor allem die biologischen Aspekte zu betrachten sind. In einer 2003 veröffentlichten Übersichtsarbeit [J.E. Dahl und U. Pallesen] zeigten die Autoren die Materialien, die verschiedenen Methoden, die Wirkung aber auch die Nebenwirkungen auf. Neben Zahnempfindlichkeiten können auch Irritationen der Mukosa und durch häufige und teilweise hoch konzentrierte Materialien auch Schädigungen an der Magenschleimhaut auftreten. Diese Faktoren verlangen ganz klar ein professionelles Vorgehen bei der Anwendung derartiger, vorwiegend unter kosmetischen Aspekten eingesetzten Materialien.

Nebenwirkungen senken

Durch ein State-of-the-Art Behandlungskonzept, beginnend mit einer klaren, sorgfältigen Untersuchung und Diagnosestellung auch mit Hinsicht auf das zu wählende Bleaching- Produkt, können die absehbaren Nebenwirkungen minimiert werden. Probleme, welche vor allem in früheren Jahren berichtet wurden, als Patienten noch häufiger Frontzahnkaries aufwiesen, verschiedenste Füllungsmaterialien zur Restauration der Läsionen eingesetzt oder gar Frakturen im Schmelz provoziert wurden, stehen heute nur noch selten im Vordergrund. Eine bekannte und auch beim professionellen Bleaching, selbst unter Berücksichtigung aller Anwendungsempfehlungen, immer wieder auftretende und zu beobachtende Nebenwirkung ist die Zahnhalsüberempfindlichkeit. Je nach angewendetem Produkt und Studiendesign liegt diese zwischen 15 Prozent und 78 Prozent der Behandlungsfälle [Browning et al. 2004]. In verschiedenen Studien ist auch dargestellt worden, wie dieser Problematik begegnet und die Empfindlichkeit deutlich reduziert werden kann. In einer kürzlich veröffentlichten Studie organisierten Haywood et. al (2005) eine umfangreiche klinische Untersuchung in 14 Praxen (Zwei-Arm/multizentrisch). In der nach internationalen GCP-Richtlinien durchgeführten Untersuchung nahmen 202 Patienten im Alter von 21 bis 40 Jahren teil. Durch sorgfältiges Vorgehen konnten Überempfindlichkeiten bereits im Vorfeld vermieden werden, ohne das primäre Ziel, ein optimales Bleaching zu erzielen, aus den Augen zu verlieren. Es wurden gute Aufhellungen nach der Vita-Skala erreicht. Vor dem Bleaching und nach der sorgfältigen Anamneseerhebung und Indikationenstellung wurde den Patienten der Testgruppe während 14 Tagen eine Zahnpaste mit KNO3 (Kaliumnitrat) und Fluorid (Sensodyne ®), welche mindestens zweimal täglich angewandt wurde, abgegeben. Die Kontrollgruppe erhielt eine Standard-Zahncreme mit Fluorid. Auf diese Vorbereitungsperiode folgte eine 14-tägige Bleachingperiode, in welcher die Probanden mit einer auf dem Markt erhältlichen Wasserstoffperoxydlösung (9,5 Prozent) und einer individuell angefertigten Bleachingschiene im Ober- und Unterkiefer behandelt wurden. Diese Schiene wurde täglich, gemäß Anweisung des Herstellers, 30 Minuten lang appliziert. Alle Probanden reinigten mit der ihnen in der Vorbereitungsphase zugewiesenen Zahncreme weiter, das heißt, entweder kontinuierlich mit der KNO3 Zahnpaste oder der Standard-Fluorid-Zahncreme. Die Studienteilnehmer wurden angewiesen, ein Probandentagebuch zu führen: Darin wurde während der Bleaching-Phase täglich das Auftreten von Sensitivitäten vermerkt. Überempfindlichkeiten wurden auf der VASSkala (Visual Analog Scale 0 bis 100 Millimeter) eingetragen.

Testergebnisse

Es zeigte sich, dass das Bleaching bei allen Patienten gleichmäßig gut wirkte und die Zähne um 4.4 Einheiten aufhellte. Die aufgetretenen Sensitivitäten waren zwar gering, aber messbar. Auffallend war, dass in der Gruppe, die die Zähne mit der Sensodyne ® reinigten, 58 Prozent der Probanden in der ersten Woche keine Empfindlichkeiten aufwiesen. In der Kontrollgruppe zeigten jedoch nur 42 Prozent keine Sensitivitäten. Über den gesamten Behandlungszeitraum hinweg wies die Testgruppe durchschnittlich mehr empfindlichkeitsfreie Tage auf (10,1) als die Kontrollgruppe (8,6). Die gemessenen Empfindlichkeiten waren im Durchschnitt bei der Testgruppe geringer (11,36 Millimeter) als bei der Kontrollgruppe (14,46 Millimeter). Am Ende der Studie wurde abschließend noch eine telefonische Zufriedenheitsbefragung durchgeführt. Basierend auf den positiven Erfahrungen und dem geringen Auftreten von Schmerzempfindlichkeiten in der Sensodyne ®-Gruppe waren diese Probanden auch deutlich zufriedener als die Kontrollprobanden. Daraus resultierte auch eine höhere Bereitschaft, nochmals eine Bleaching- Behandlung durchführen zu lassen.

Es erscheint daher sinnvoll, Patienten mit dem Wunsch nach Zahnaufhellung in ausreichendem zeitlichen Abstand vor dem Beginn von Aufhellungs-Maßnahmen Produkte mit bewährtem, desensibilisierenden Wirkstoff, wie Kaliumsalzen, zu empfehlen.

Prof. Dr. Ulrich P. SaxerHerzogenmühlestraße 20CH-8051 Zürich

Dr. Frank GonserBußmatten 177815 Bühl/Baden

 

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