Repetitorium

Lungenkrebs

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Der Lungenkrebs ist die häufigste zum Tode führende Krebserkrankung. Seine Inzidenz nimmt bei Männern derzeit leicht ab, dafür bei Frauen aber erheblich zu, was im Wesentlichen auf den veränderten Rauchgewohnheiten bei Männern und Frauen beruht.

Rund 40 000 mal wird in Deutschland pro Jahr die Diagnose „Lungenkrebs“ gestellt, etwa 31 800 mal bei Männern und 10 400 mal bei Frauen. Meist geschieht das zwischen dem 58. und dem 65. Lebensjahr, rund fünf Prozent der Betroffenen aber sind unter 40 Jahre alt. Die Prognose des Lungenkrebs ist insgesamt betrachtet schlecht, es handelt sich um die häufigste Krebstodesursache bei Männer und um die dritthäufigste bei Frauen (nach dem Mammaund dem Kolonkarzinom).

Die Inzidenz des Lungenkarzinoms ist in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen. Anfang des vergangenen Jahrhunderts war der Tumor eher eine Rarität, inzwischen ist er die häufigste tödlich verlaufende Krebserkrankung. Durch die weiter steigenden Krankheitszahlen bei Frauen wird erwartet, dass sich die Häufigkeit des Lungenkarzinoms in den kommenden 25 Jahren sogar noch einmal verdoppeln wird.

Diverse Lungentumore

Tumore im Lungenbereich sind zu etwa zehn Prozent gutartig, 90 Prozent aber sind bösartig. Als Lungenkrebs werden dabei verschiedene Tumore im Bereich der Lunge bezeichnet, und zwar sowohl das seltene Mesotheliom, das vom Lungenfell ausgeht, sowie das Bronchialkarzinom, das im eigentlichen Lungengewebe entsteht. Es geht in aller Regel von der Bronchialschleimhaut aus.

Je nach Art des entarteten Gewebes werden verschiedene Tumore unterschieden:

• das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC, small cell lung cancer), das etwa 20 Prozent der Tumore ausmacht

• das nicht kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC non small cell lung cancer), auf das 80 Prozent der Tumore entfallen.

Beim NSCLC sind weiter zu unterscheiden:

• die Plattenepithelkarzinome mit 35 bis 40 Prozent

• die Adenokarzinome mit 25 bis 30 Prozent

• die großzelligen-anaplastischen Karzinome mit fünf bis zehn Prozent.

Das SCLC und das NSCLC unterscheiden sich in ihrem Verlauf: Das kleinzellige Bronchialkarzinom wächst vergleichsweise aggressiv, ist dafür aber relativ empfindlich gegenüber einer Chemotherapie. Das nicht kleinzellige Bronchialkarzinom wächst dagegen deutlich langsamer, es spricht aber weniger gut auf eine Chemotherapie an.

Symptome

Zu den Beschwerden beim Lungenkrebs gehören im Frühstadium der Erkrankung ein chronischer Reizhusten, Auswurf und eventuell leichte Atembeschwerden. Da die Symptome unspezifisch sind und speziell bei Rauchern oft als eine chronische Bronchitis diagnostiziert werden, wird das Karzinom üblicherweise erst in einem fortgeschrittenen Zustand entdeckt.

Typische Symptome im fortgeschrittenen Stadium sind Appetitlosigkeit verbunden mit Gewichtsverlust, chronischer Husten, Heiserkeit, blutiger Auswurf, Atemnot, pfeifende Atemgeräusche, Schluckstörungen, Müdigkeit, Thoraxschmerzen sowie Fieber. Auch Pneumonien, die nicht auf eine Behandlung ansprechen, können auf Lungenkrebs hinweisen.

Diagnostik

Im Frühstadium wird die Diagnose „Lungenkrebs“ meist als Zufallsbefund gestellt. Entdeckt wird der Tumor zumeist durch eine Röntgenuntersuchung oder im Rahmen einer Computertomographie. Dabei sind Lungenkarzinome ab etwa einem Zentimeter Größe in der Röntgenuntersuchung zu erkennen. Die entdeckten Herde können ein Karzinom darstellen, aber auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Bei unklarem Röntgenbefund kann die Diagnose durch eine Computertomographie abgesichert werden.

Zu den weiteren Diagnoseverfahren gehören ein Serumtest auf Tumormarker sowie die Sputumuntersuchung, bei der der Auswurf mikroskopisch auf veränderte Zellen hin untersucht wird. Der Test ist wenig aufwändig, allerdings auch nur bedingt aussagekräftig.

Gesichert wird die Diagnose mittels einer Bronchoskopie mit feingeweblicher Untersuchung von Zellen, die durch eine Lavage oder einen Bürstenabstrich gewonnen wurden. Werden keine aussagekräftigen Proben gewonnen, so wird über eine Feinnadelbiopsie von außen unter computertomographischer Kontrolle Gewebe für eine histologische Untersuchung entnommen. Es kann ferner eine Mediastinoskopie notwendig werden, wobei eine optische Sonde in den Raum zwischen den Lungenflügeln eingebracht wird, so dass dieser auf einen Tumorbefall hin untersucht werden kann.

Besteht der Verdacht auf Metastasen, kann außerdem eine Knochenszintigraphie notwendig werden, eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes sowie eine Computertomographie verschiedener Organbereiche.

Ursachen des Lungenkarzinoms

Ursache des Lungenkrebs ist die Inhalation karzinogener Substanzen, wobei an erster Stelle das Rauchen steht. Rund 85 Prozent der Bronchialkarzinome werden auf das Zigarettenrauchen zurückgeführt. Rund 16 Prozent aller Männer und neun Prozent aller Frauen, die rauchen, erkranken im Laufe ihres Lebens an einem Bronchialkarzinom. Das Risiko einer Krebserkrankung im Bronchialbereich steigt mit der Zahl der gerauchten Zigaretten, mit der Dauer des Rauchens sowie mit der Teer- und Nikotinkonzentration der Zigaretten. Das Karzinom bildet sich nicht von heute auf morgen, sondern entwickelt sich langsam über Jahre und Jahrzehnte. Im Mittel dauert es den Schätzungen zufolge 15 bis 25 Jahre bis zur Ausbildung eines manifesten Bronchialkarzinoms.

Erkrankungsrisiken

Generell ist das Risiko, einen Lungenkrebs zu entwickeln, bei Rauchern rund zehn bis 20 mal höher als bei Nichtrauchern. Es sinkt, wenn nicht mehr geraucht wird, und zwar kontinuierlich mit der Dauer des Nichtrauchens. Allerdings nähert sich das Risiko erst nach 25 Jahren Nikotinabstinenz dem eines Nichtrauchers wieder an.

Auch Passivrauchen erhöht das Krebsrisiko, und das vor allem, weil Passivraucher dem Seitenstromrauch, also dem Rauch der qualmenden Zigarette, ausgesetzt sind, der besonders reich an Karzinogenen ist. Dadurch steigt das Bronchialkrebsrisiko beispielsweise bei Ehepartnern von Rauchern bei Frauen um 20 und bei Männern um durchschnittlich 30 Prozent an, und das weiter steigend mit zunehmender Exposition.

Eine weitere wichtige Ursache des Lungenkrebs ist die Inhalation von Asbeststäuben, wobei Asbest allerdings im Wesentlichen nicht zum Bronchialkarzinom führt, sondern als Hauptursache des Mesothelioms gilt. Asbest ist ein natürlich vorkommendes Fasermaterial, das sich vor allem als Wärmedämmung und als Brandschutz eignet. Gelangt es bei Bearbeitungs- oder auch bei Verschleißvorgängen in die Atemluft, so werden die einzelnen Fasern tief in die Bronchien bis ins Lungengewebe eingeatmet und gelangen bis ins Mesothelium, wo sich schließlich Mesotheliome ausbilden können. Auch dies geschieht langsam, im Mittel wird mit einer Krankheitsentwicklung über 30 Jahre gerechnet. Besonders gefährlich ist die Kombination einer Asbestexposition mit Rauchen. Sie steigert das Lungenkrebsrisiko um etwa das 60fache.

Zusätzlich gelten auch Chrom- und Nickelverbindungen als mögliche Auslöser von Lungenkarzinomen.

Des Weiteren ist bekannt, dass Vernarbungen im Lungenbereich, beispielsweise aufgrund von Operationen oder durch eine Tuberkulose, die Karzinomgefahr erhöhen. Davon abgesehen ist wie bei anderen bösartigen Tumoren auch von einer genetischen Prädisposition auszugehen.

Behandlung des Lungenkrebs

Die Behandlung des Lungenkarzinoms ist immer abhängig von der Tumorart und von der Lokalisation und Ausdehnung des Karzinoms. In aller Regel wird primär versucht, den Tumor operativ zu entfernen. Bei großen Tumoren kann außerdem versucht werden, diese durch eine vorherige Chemooder Strahlentherapie zunächst zu verkleinern, um die Operabilität zu verbessern.

Üblicherweise wird bei der Operation ein Lungenlappen entfernt (Lobektomie) oder bei ausgedehnteren Tumoren auch zwei Lungenlappen (Bilobektomie).

Ist der Tumor sehr ausgedehnt, so kann auch eine Entfernung eines kompletten Lungenflügels (Pneumonektomie) notwendig werden. Die Atemfläche wird durch Lobektomie und Bilobektomie um 25 bis 30 Prozent kleiner und bei der Pneumonektomie, je nachdem ob der linke oder rechte Lungenflügel entfernt wird, sogar um 40 bis 60 Prozent.

Das kann durch die Restlunge nur bedingt kompensiert werden, so dass Atemprobleme nach der Operation die Regel sind. Das Herz muss als Kompensation außerdem mehr Blut durch die Lunge pumpen, was eine Steigerung der Herzfrequenz und eine Vergrößerung des Herzvolumens nach sich zieht.

Chemo- oder Strahlentherapie:

Auch nach der Operation kann eine Chemo- oder Strahlentherapie indiziert sein, wenn eine kurative Operation oder die Resektion befallener Lymphknoten nicht möglich ist oder war. Je nach Indikationsstellung unterscheidet man

• die adjuvante Chemotherapie, bei der im Anschluss an eine Operation mit Zytostatika behandelt wird, um das Auftreten von Metastasen zu verhindern und Rezidiven vorzubeugen

• die neoadjuvante Chemotherapie vor der Operation, um den Tumor zu verkleinern und damit besser operabel zu machen

• die palliative Chemotherapie bei fortgeschrittenen, nicht mehr kurativ behandelbaren Tumoren mit dem Ziel, Symptome zu bessern und die Lebensqualität möglichst zu erhalten.

Ebenso wie bei der Chemotherapie hat es auch bei der Strahlentherapie in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gegeben. Im Vergleich zu früher kann die Radiotherapie gezielter auf den Tumor und die gefährdeten Lymphknoten gerichtet werden, wodurch weniger gesundes Gewebe zerstört wird und weniger Nebenwirkungen verursacht werden.

Seit wenigen Monaten gibt es beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom eine weitere, neue Therapieoption, und zwar die Behandlung mit dem Antikörper Erlotinib. Es handelt sich bei diesem Wirkstoff um ein kleines Molekül, das den in den Tumorzellen gelegenen Teil des EGFRezeptors (Epidermal Growth Factor) besetzt. Der EGFR ist ein Wachstumsrezeptor, der von verschiedenen Tumorzellen, unter anderem auch von Zellen des Lungenkarzinoms, fehlreguliert ist und überexprimiert wird. Der Rezeptor befindet sich auf der Oberfläche der Tumorzellen und leitet Wachstumssignale in das Zellinnere weiter. Diese Signalübertragung ist der Startschuss für die Tumorzelle, unkontrolliert zu wachsen, gesunde Zellen zu verdrängen und Metastasen zu bilden. Wird der EGF-Rezeptor besetzt, wie es durch das jüngst zugelassene Erlotinib geschieht, wird die Signalübertragungskette durchbrochen, die Wachstumsbefehle bleiben aus, Tumorwachstum und Metastasierung werden gehemmt. Erste Studien zeigen, dass sich durch die Antikörpertherapie die Überlebenszeit der Patienten steigern lässt.

Prognose

Ist der Lungenkrebs operabel, so besteht prinzipiell die Chance auf eine vollständige Heilung, sofern der Tumor früh genug erkannt wird. Befindet er sich im äußeren Bereich der Lunge, so lässt sich das entartete Gewebe in aller Regel gut entfernen. Wenn keine Lymphknoten befallen sind, liegt die Fünf-Jahres- Überlebensrate bei bis zu 80 Prozent.

Das aber ist die Ausnahme, meist werden die Tumore erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Bei rund zwei Drittel der Patienten kann der Tumor nicht mehr operativ entfernt werden. Die Fünf-Jahres- Überlebensrate sinkt dann auf etwa fünf Prozent.

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