Notenvergabe
Private Investoren, die einen Teil ihres Vermögens in Zinspapieren anlegen wollen, sehen sich einem kaum überschaubaren Angebot gegenüber. Für eine gute Entscheidung brauchen sie viele Informationen. Dabei sollte ihnen das Zauberkunststück gelingen, drei Zielvorgaben übereinzubringen oder zumindest ein für sie ausgewogenes Verhältnis herzustellen. Es geht um Rentabilität, Liquidität und Sicherheit. Viele Informationen hierzu kann der Berater bei der Depot führenden Bank geben.
Zum Thema Sicherheit aber erweisen sich die Rating-Agenturen als besonders kompetent. Sie begutachten die Schuldner von Anleihen, seien es nun Staaten wie Deutschland oder Frankreich, China oder Brasilien oder aber Unternehmen. Sie gucken in die Bilanzen, führen Gespräche mit den Managern oder Finanzministern und durchforsten die Prospekte der jeweiligen Anleihe.
Für fünf Jahre
Haben sie ihre Untersuchungen abgeschlossen, fassen sie ihre Ergebnisse in einer Note zusammen. Sie sagt etwas darüber aus, wie sicher die Anleihe ist beziehungsweise welche Wahrscheinlichkeit besteht, dass diese Anleihe zurückgezahlt wird. Dabei liegt das Risiko, dass der Anleger auf seinem Papier sitzen bleibt, bei einer Anleihe mit der Bestnote AAA (oder Aaa) auf Sicht von fünf Jahren bei Null. Lautet die Beurteilung BBB, erwarten die Prüfer eine Ausfallwahrscheinlichkeit von zwei Prozent. Das höhere Risiko lassen sich die Anleger mit höheren Zinsen bezahlen. Die Differenz zwischen der Bestnote und den verschiedenen Abstufungen nach unten nennen sie Zinsspread oder Zitterprämie.
Die Urteile von drei Agenturen werden international gleichermaßen anerkannt: von den beiden amerikanischen Agenturen Standard & Poors und Moody’s sowie der angloamerikanischen Fitch. Ihre Arbeit lassen sie sich zwar von den Schuldnern bezahlen, doch achten sie sehr darauf, dass ihre Urteile stimmen. Schon der leiseste Geruch nach bezahlter Note würde sie das Renommee kosten.
Auf der anderen Seite profitiert der Schuldner davon, dass sich seine Anleihe mit Rating zu besseren Konditionen am Markt platzieren lässt. In regelmäßigen Abständen kontrollieren Moody’s und Co. ihre Noten. Hat sich ihrer Meinung nach der Wert zum Positiven oder Negativen hin geändert, korrigieren sie ihr Urteil. Der Schuldner wird alles dafür tun, dass sich seine Situation nicht verschlechtert. Ein „Downgrading“ bedeutet höhere Zinsen und somit immense Mehrkosten – das will jeder Schuldner vemeiden.
Der Anleger liest aus der Benotung ab, wie hoch sein Risiko beim Kauf der Anleihe sein wird. Ob es sich dabei auch um ein interessantes Papiere handelt, erfährt er erst, wenn er sie mit anderen Anleihen vergleicht. Wer sein privates Vermögen zum Teil in Anleihen stecken will, sollte auf keinen Fall Papiere mit einer schlechteren Benotung als BBB kaufen.
Augen auf heißt es auch bei Anleihen ohne Rating. Dann hat der Schuldner entweder keine Note haben wollen oder sie ist so schlecht ausgefallen, dass er sie nicht veröffentlichen will.