Der vertikale Durchbruch bis ins Studium
Ein Mann und 27 Frauen aus Westfalen- Lippe, Nordrhein, Niedersachsen und Hessen begannen im Februar an der ZÄKWL die erste betriebswirtschaftliche Aufstiegsfortbildung „Betriebswirtin/Betriebswirt für Management im Gesundheitswesen“ in Deutschland. Das Konzept hat die ZÄKWL gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn und der Ärztekammer Schleswig-Holstein erarbeitet. Die Teilnehmer werden über ein Jahr berufsbegleitend lernen, um als erste Betriebswirte mit dieser fachlichen Bezeichnung ihre Kompetenzen und ihre Karrierechancen zu steigern. Die Fortbildung umfasst 800 Unterrichtsstunden, davon 550 Präsenzstunden, 150 Stunden projektspezifische Arbeit und 100 Stunden häuslicher Lerneinsatz. Ob Inhalte der Aufstiegsfortbildung auf (Fach)Hochschulstudiengänge anzurechnen sind, wird geprüft; zu diesem Zweck hat die Fachhochschule Bielefeld mit der ZÄKWL einen Kooperationsvertrag geschlossen. Die Teilnehmer mussten eine abgeschlossene Ausbildung im Gesundheits-, Sozial- oder Veterinärwesen nachweisen, die Hälfte von ihnen hat bereits mit der ZMV, Assistentin für Zahnärztliches Praxismanagement, ZMF und Arztfachhelferin eine Aufstiegsfortbildung erfolgreich absolviert.
Bei der Begrüßung der angehenden Betriebswirte verwies Dr. Walter Dieckhoff, Präsident der ZÄKWL, auf die qualifizierte Berufsausbildung und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen als Voraussetzungen, um steigenden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt gerecht werden zu können. Innovation sei ein wichtiger Begriff im Zeitalter der Globalisierung und des demografischen Wandels. Die Erarbeitung und Umsetzung dieser neuen Aufstiegsfortbildung zeige, dass sich die Zahnärztekammer auf die künftigen Anforderungen im Gesundheitswesen vorbereitet habe. Die Teilnehmer hätten nun die Chance, ihre Qualifikation zu erweitern.
Professor Dr. Matthias Bonse-Rohmann von der Fachhochschule (FH) Bielefeld berichtete über den Weg zur Akademisierung der Gesundheitsberufe und stellte das gemeinsame Forschungsprojekt zwischen ZÄKWL, Ärztekammer Schleswig-Holstein und FH vor. Diese Fortbildung habe bundesweiten Beispielcharakter für weitere Kurse und das Forschungsprojekt untersuche, ob und welche Qualifikationen aus der Aufstiegsfortbildung auf einzelne Bausteine des Bachelor- Studienganges „Pflege und Gesundheit“ der FH Bielefeld anrechenbar sind. Die notwendige wissenschaftliche Evaluation zu Qualität und Quantität sei bereits mit einer initialen Befragung der Teilnehmer sowie der Absolventen des Bachelor-Studienganges von 2006 angelaufen.
Als Erfolg wertete Regina Timm, Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen, Dortmund, die erste Kurseröffnung der Aufstiegsfortbildung. Sie freue sich, dass es endlich dieses Angebot für alle drei in ihrem Verband vertretenen Berufe gebe.
Ein Topsegment
Im Bereich der Aufstiegsfortbildungen für Mitarbeiterinnen in Zahnarztpraxen stellt das neue Angebot in Münster ein Topsegment dar, von höchster bildungspolitischer Bedeutung auf der Grundlage des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Modellprojektes „Anrechnung von beruflichen Kompetenzen auf (Fach)Hochschulstudiengänge“; mit ihm ist im Bereich der zahnmedizinischen Assistenzberufe der wichtige vertikale Durchbruch bis ins Studium in Angriff genommen worden. Ein wichtiges Plus, denn heutzutage werden Mitarbeiter mit einem weitaus höheren Kompetenzspektrum benötigt als noch vor einigen Jahren – besonders für Qualitäts- und Projektmanagement, Betriebswirtschaftliche Unternehmensführung, Rechnungs- und Finanzwesen, Personal- und Ausbildungsmanagement sowie in der EDV, was das Curriculum der Aufstiegsfortbildung widerspiegelt. Auf diese Weise wird der Berufsweg der ZFA vielfältiger gestaltet und aufgewertet.
Dr. Bernhard ReilmannHammerschmidtbogen 12, 59556 Lippstadt