IDS 2007 ante portas

Modernste Technik für ärztliches Handeln nutzen

Die technologischen Entwicklungen in der Zahnmedizin wecken Begeisterung. Diagnostische Hilfsmittel und Fertigungsverfahren bieten vielfältige Möglichkeiten. Doch erhält der Patient damit automatisch eine bessere Therapie? Die folgende Übersicht zur diesjährigen Internationalen Dental Schau will neugierig machen auf faszinierende Technik, ohne dabei das ärztliche Prinzip aus den Augen zu verlieren. Auch das Thema Wirtschaftlichkeit wird in Köln eine große Rolle spielen.

Maschinelle Endodontie, Vernetzung, dreidimensionale Implantatplanung: Technologie hat den Alltag in der Zahnarztpraxis verändert. Doch ist sie wichtiger als ärztliche Erfahrung? Sind aufwendige Restaurationen mit viel Geräte- und Materialeinsatz die beste Zahnheilkunde? Schweizer Zahnärzte bezogen auf der Tagung der Schweizerischen Vereinigung für Präventive und Restaurative Zahnheilkunde im vergangenen Oktober klar Stellung: Die Therapie sollte nicht nach dem erzielbaren Honorar, sondern dem medizinischen Nutzen ausgewählt werden. Das Beste für den Patienten ist demnach sehr häufig ein präventiver oder minimalinvasiver Ansatz. Dieser sei meist mit geringerem technischem und finanziellem Aufwand realisierbar.

Natürlich müssen sich technischer Aufwand und ärztliche Ethik nicht widersprechen, sondern sollten sich ergänzen. Am Anfang steht immer eine sorgfältige Diagnostik, die über Prävention und Therapie entscheidet. Bei vielen Patienten ist eine umfangreiche Rekonstruktion unvermeidbar – die dann nur durch ausgefeilte Prophylaxe erhaltbar ist. Die diesjährige IDS präsentiert sowohl für Diagnostik und Prävention, als auch für invasive Therapiemethoden eine enorme Vielfalt an Hilfsmitteln und Dienstleistungen. Hightech steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, doch auch bei klassischen Hilfsmitteln gibt es viel zu entdecken.

Kamera als Kariesdetektor

Ein neuartiges Verfahren soll die Kariesdiagnostik erleichtern. Mithilfe einer Intraoralkamera mit lichtstarken blauen LEDs wird ein Bild der untersuchten Zahnfläche aufgenommen (Dürr Dental). Die Intensität der bakteriellen Rotfluoreszenz wird in Falschfarben umgerechnet, die sich je nach Grad der Erkrankung unterscheiden. Laut Anbieter wurde die diagnostische Validität der neuen Technologie an den Universitäten Bonn, Würzburg und Bern getestet. Sie ist nach derzeitigem Stand nicht als alleiniges Kariesdiagnoseverfahren geeignet. Vielmehr dient sie der ergänzenden Information, der Verlaufskontrolle und – wegen der anschaulichen Darstellung am Bildschirm – der Patientenberatung. Viele neue Produkte sollen helfen, Abläufe zu optimieren und damit Kosten zu sparen. So lässt sich beim Röntgen die Zeitersparnis moderner Datenübertragung nutzen. Digitale Röntgenbilder können mit Bluetooth-Technologie in einem Umkreis von zehn Metern kabellos an den Computer übertragen werden (Mectron). Intraorale Röntgensensoren haben allerdings gegenüber konventionellen Filmen oder Speicherfoliensystemen nach einer aktuellen Untersuchung einen Nachteil: Sie werden weniger gut vom Patienten akzeptiert, und erfordern häufiger Wiederholungen [Johansen et al., EADMFR Congress, Leuven 2006, Abstract 17.4].

„Dem Fachbesucher eröffnet sich während der Internationalen Dental-Schau (…) die beste Gelegenheit, sich in Gesprächen mit Spezialisten von Ausstellerfirmen und erfahrenen Anwendern umfassend (…) zu informieren.“ So formulierte es Dr. Markus Heibach, Geschäftsführer des VDDI, im Vorfeld zur Dental-Schau.

Zähne effizient füllen

Schneller, sicherer und effizienter soll nach Herstellerinformationen auch die Füllungstherapie mit Kompositen werden. So stehen für ein Produkt spezielle Bodyfarben zur Verfügung, die durch ihren Chamäleoneffekt eine Überschichtung mit Schmelzfarben erübrigen sollen (3M ESPE). Allerdings muss unter insgesamt 14 Farben die richtige ausgewählt werden. Das Komposit eines anderen Anbieters umfasst stattdessen eine abgespeckte Anzahl von sechs Dentin- und zwei Schmelzfarben (Coltène Whaledent).

Auf der IDS werden auch wieder neue, zeitsparende Einschritt-Adhäsive mit selbstätzenden Eigenschaften vorgestellt (Kerr-Hawe, GC, Dentsply DeTrey). Ein selbstätzendes Komposit-Befestigungsmaterial wird seit diesem Jahr mit einem ergonomischen „Clicker-Dispenser“-Applikationssystem angeboten (3M ESPE).

Interessant erscheint eine neue „sanfte“ Kofferdamklammer mit Antirutsch-Beschichtung (KerrHawe). Biologisch verträglicher als bisher sollen Komposite ohne die Co-Monomere HEMA und TEGDMA sein (Saremco).

Hightech und präventive, beziehungsweise sanfte Zahnheilkunde – in der Prophylaxe hat beides seinen Platz. So erkennt eine neue elektrische Zahnbürste automatisch die aufgesteckten Aufsätze und schaltet auf den geeigneten Betriebsmodus, zum Beispiel Reinigen, Sanft oder Polieren (Oral B). Nanopartikel in Zahnpasten sollen helfen, überempfindliche Zähne vor Kälte und anderen Reizen zu schützen (Henkel, Hager & Werken). Als Wirkmechanismus wird eine „zahnanaloge Schutzschicht“ (Henkel) angegeben. Damit sind Partikel gemeint, die die Dentinkanälchen verstopfen. Auch Bleaching-Produkte müssen heute den Schmelz nicht mehr angreifen, sondern können ihn mithilfe von Natriumfluorid und Kaliumnitrat sogar stärken [UP Dental, Studie: Al Qunaian T, 2005].

Prothetik – komplex und doch wirtschaftlich

Zurück zum Thema Kosteneffizienz: Die Herstellung von Aufbiss-Schienen, Interimsprothesen, Basisplatten oder Bohr- und Röntgenschablonen für die Implantologie ist laut Hersteller mit einem neuen Lichthärtungsgerät besonders schnell und damit wirtschaftlich möglich (Degudent). Die zugehörigen Kunststoffe werden gebrauchsfertig geliefert, Vorwälle für Sofortprothesen sollen nicht notwendig sein. Das Material ist Methylmethacrylat-(MMA) und Benzoylperoxidfrei und soll damit biokompatibel sein.  

Um wirtschaftliche Reserven auszuschöpfen, muss auch die Zusammenarbeit mit dem zahntechnischen Partnerlabor gut organisiert sein. Dies betrifft bereits die prothetische Planung. Deren Details werden bei komplizierten Arbeiten am besten gemeinsam mit Zahntechniker und Patient besprochen. Ein solches teamorientiertes Vorgehen spart häufig Zeit und stärkt das Patientenvertrauen in die Praxis.

Neben der Art der Versorgung geht es im Planungsgespräch um Herstellungsverfahren und Materialwahl. „Die Zahntechnik ihrerseits, (…), wird vermehrt durch die Industrie begleitet beziehungsweise ausgebildet. Als Konsequenz werden auch Zahnärzte, die eine ungenügende Erfahrung (…) haben, um die zahntechnische Technologie zu evaluieren, zum direkten Spielball der zahntechnischen Industrie.“, so schreibt Professor Carlo P. Marinello, Universität Basel, in seinem Beitrag, der in der Dtsch Zahnärztl Z 2006; 61(11):571-2 erschienen ist.

Es empfiehlt sich daher, für einen optimalen Dialog mit dem Zahntechniker über den Stand der Dinge informiert zu sein. CAD/CAM-basierte Prothetik galt bisher als aufwendig und damit teuer. Dies wird vermutlich bald nicht mehr zutreffen. Bereits im vergangenen Jahr eingeführt, aber in Köln als neu vorgestellt, wird zum Beispiel ein Zirkoniumoxid auf Nanobasis. Es soll in Verbindung mit einem speziellen Herstellungsverfahren hochfeste vollkeramische Versorgungen kostengünstiger machen, bei sehr guten mechanischen und optischen Eigenschaften (Bego).

Das Materialangebot im CAD/CAM-Bereich wird zudem immer umfangreicher und differenzierter. So kündigen mehrere Hersteller neue fräsfähige Vollkeramik- und Komposit-Blöcke an (Ivoclar Vivadent, Vita). Nach dem Vorbild eines bereits vor zwei Jahren vorgestellten Materials (Ivoclar Vivadent) werden in Köln Presskeramiken präsentiert, die sich speziell für das Überpressen von Zirkoniumoxid eignen (Degudent, Vita, Wieland). Auch mit diesem Verfahren sollen Kronen und Brücken preisgünstiger herstellbar sein. Implantataufbauten aus Zirkoniumoxid lassen sich jetzt ebenfalls überpressen (Wieland).

Bereits vor zwei Jahren angekündigt und ab sofort erhältlich ist eine laut Herstellerangaben schrumpfungsfreie Zirkoniumsilikatkeramik (KaVo). Die fräsfähigen Blöcke (mittlerer Festigkeitsbereich von 340 MPa) werden im vorgesinterten Zustand geliefert. Als Vorteil des Materials wird angegeben, dass die Funktion der gefrästen Kronen bereits vor dem Sintern im Artikulator überprüft werden kann. Die im Rohzustand schwarzen Blöcke sind nach dem Sintern weiß und lassen sich durch Bemalen individualisieren, was eine preisgünstige Versorgung mit Vollkeramik erlaubt.

Mehr noch als in der Praxis dreht sich im Labor vieles um Rationalisierung. „Um Personal- und Systemressourcen besser steuerbar“ zu machen, soll dem Zahntechniker das Konstruieren prothetischer Restaurationen am Computer erleichtert werden. Dazu dienen einerseits neue, anwenderfreundlichere Geräte und Software-Lösungen, andererseits spezielle Computermäuse, mit denen der Techniker laut Herstellerinformation wie mit dem Handinstrument modellieren kann (Degudent). Ein anderer Anbieter im CAD/CAM-Bereich kündigt eine „Weltneuheit“ an, „die die (…) Einsatzmöglichkeiten noch weiter vergrößert und den Arbeitsalltag entscheidend verändern wird“ (etkon). Bereits jetzt ist es mit dem System möglich, mehrere Materialien für eine Anzahl von Indikationen zu verarbeiten, darunter Marylandbrücken und individuelle Zirkoniumoxyd- oder Titanabutments für die Implantologie. Auf dem IDS-Stand des Unternehmens wird die CAD/CAM-Prozesskette komplett „zum Anfassen“ vorgestellt.

Qualifikation vor Material

„Passen wir auf, dass Prothetiker und Zahntechniker sich auch weiterhin als Team verstehen und nicht gegenseitig Kostenoptimierung betreiben. Gemeinsam müssen wir die Innovationen der IDS (daraufhin) prüfen, ob (…) bei gleicher Qualität günstigere Versorgungsstrategien möglich sind. Unsere Qualität besteht primär in unserer hoch qualifizierten Ausbildung und nur in zweiter Linie in der Verwendung teurer Materialien“, konstatierte Professor Dr. Axel Zöllner, Universität Witten/Herdecke, in der Zahntechnik Zeitung Nr. 2, Februar 2007, Seite 2.

Die zunehmende Finanzierung von Zahnersatz über Zusatzversicherungen erfordert eine enge Abstimmung zwischen Patient, Zahnarzt und Labor. Einige Hersteller bieten oder vermitteln daher Dienstleistungen wie Factoring, Finanzierung für Zahnersatz oder implantologische Leistungen oder bieten Garantiepakete und weitere Service-Leistungen rund um den Praxisauftritt (Bego, Degudent, Friadent, Straumann).

Am Stuhl nichts Neues

Wird CAD/CAM bald auch in jeder Zahnarztpraxis Alltag sein, und das direkt am Behandlungsstuhl? In den USA wird der computergestützten Chairside-Restauration offenbar eine große Zukunft zugetraut. Nur so ist zu erklären, dass der führende Dentalhändler Patterson 100 Millionen Dollar für die Alleinvertriebsrechte am Cerec System (Sirona) bezahlt haben soll, wie die DZW 05/07, Seite 6, schreibt. Um von diesem Markt nicht abgekoppelt zu werden, soll Konkurrent Henry Schein nach derselben Quelle die Entwicklung eines eigenen Systems in Auftrag gegeben haben (Hersteller: D4D Technologies). Ob die Details dieser Meldungen der Wahrheit entsprechen oder PR-Gerassel sind, ist schwer zu überprüfen. Obwohl das System von D4D in diesem Jahr in den USA eingeführt werden soll, ist die Firma auf der IDS nicht vertreten.

Kooperationen sind das Gebot der Stunde. Ob in einer nach außen vernetzten Einzelpraxis oder einem Zusammenschluss mehrerer Zahnärzte (und Ärzte) unter einem Dach: Wer für seine Therapieplanung den Sachverstand von spezialisierten Kollegen nutzen will, benötigt die technischen Voraussetzungen zur Darstellung am Bildschirm und zur Datenübermittlung. Das gilt zum Beispiel für die Besprechung radiologischer Befunde oder Planungsdaten in der Prothetik, Endodontie oder Implantologie. Anbieter finden sich in der Ausstellersuche des IDSWebauftritts unter Warengruppen, EDVSysteme, Zahnmedizinische Arbeitssysteme (siehe unten).

Auch die Einzelpraxis kann sich durch Vereinbarungen mit radiologischen oder chirurgischen Fachpraxen modernste dreidimensionale Diagnostiksysteme (CT, DVT) zunutze machen. Die Kosten für entsprechende Aufnahmen sind in den letzten Jahren erheblich gesunken. Die Geräte, die von einer ganzen Reihe, auch nicht in Deutschland ansässiger Unternehmen angeboten werden, sind auf der IDS zu besichtigen.

Messebesuch optimal vorbereiten

„Internationaler Marktplatz, Leistungs- und Innovationsschau, Netzwerk, Kontaktbörse“: Von der Besucherseite der IDS im Internet (www.ids-cologne.de, Link „für Besucher“ in der unteren Kopfzeile, auch über zm-online.de erreichbar) gelangen Reisewillige auf verschiedene Angebote, die eine effiziente Planung des Messebesuchs erleichtern:

Der Rundgang lässt sich am besten mit dem Link „Ausstellerverzeichnis 2007“ planen. Unter „IDS Ausstellersuche Premium“ wird zum Beispiel ein Anbietername eingegeben, der zum gewünschten Aussteller mit Standnummer und Adressdaten führt. Bei alternativer Eingabe von Stichwörtern wie „CAD/CAM“ gelangt man zu Anbieterlisten. Interessante Anbieter werden angekreuzt und durch Klicken auf das Feld „zu den Favoriten“ in eine Liste aufgenommen. Wenn alle Aussteller ausgewählt sind, klickt man im Kopfmenü auf „Favoriten“. Man gelangt auf eine Seite, die das Ausdrucken aller vorgemerkten Aussteller mit Hallenund Standnummer erlaubt, auf Wunsch jeweils mit dem zugehörigen Hallenplan.

Ein toller Komfort, nur das Einzeichnen der Aussteller in den Plan muss man leider noch selbst durchführen. Auch lässt sich ein einmal ausgedruckter Rundgang nicht zu einem späteren Zeitpunkt ergänzen. Unter „Erweiterte Suche“ kann alternativ nach Produktkategorien gesucht werden. Weitere Funktionen, wie „Business Matchmaking“ und „Leadtracking“ (Informationen auf der Ausstellerseite des IDS-Auftritts), erleichtern die Kontaktaufnahme mit Ausstellern vor Ort oder bereits im Vorfeld. Details finden Sie im Internet. Weitere Informationen zur fachlichen Planung des Messebesuchs finden Sie auch in dem zm-Beitrag „Auf, zur Drehscheibe der Innovationen“, zm 97 Nr. 4, (zm 04/2007) Seite 116, oder überwww.zm-online.de(Infos, Archiv).

Implantatplanung im Dentallabor

Dass Zahnärzte und Zahntechniker nicht mehr als zwei separate Kundengruppen zu betrachten sind, meldete kürzlich ein in beiden Bereichen aktives Unternehmen (Ivoclar Vivadent). Die immer engere Zusammenarbeit zwischen Praxis und Labor ist zweifellos zu begrüßen und fördert die Qualität in der Zahnmedizin. Nachdenklich stimmt jedoch die Meldung eines anderen Anbieters. Zweck einer Software soll es sein, zahntechnische Labors als Kompetenzzentren für die implantologische Planung zu positionieren (C. Hafner und Med3D).

Zwar benötigen implantatprothetisch wenig erfahrene Zahnärzte fachkundige Unterstützung, die ihnen erfahrene Zahntechniker ohne Frage bieten können. Für chirurgisch relevante Fragen sollte aber schon aus forensischen Gründen immer auch ein Chirurg zu Rate gezogen werden. Damit dies ebenfalls möglich ist, gibt es von den genannten Anbietern (und vielen anderen) zum Glück auch eine Zahnarzt-Version der Planungssoftware.

In der Implantologie steigt die Notwendigkeit, sich mit periimplantären Entzündungen zu befassen. Dies zeigt sich auch in der Neupositionierung eines seit Jahren eingeführten Gels zur Versiegelung von Implantat-Innenräumen, das auf Silikonbasis hergestellt und mit dem Wirkstoff Thymol versetzt ist (Hager & Werken). Die langfristige Wirksamkeit wurde laut Anbieter in einer Split-Mouth-Studie belegt. Genaue Daten und die verwertbaren Quellenangaben zur Studie selbst wurden aber nicht genannt.

Ein anderer Trend ist die Nachahmung von Implantatmerkmalen, die von etablierten Firmen in aufwendiger Forschung entwickelt worden sind. Neue oder kleinere Anbieter kopieren unter anderem Oberflächenstrukturen, Verbindungsdesigns und die Differenzierung der Gewindeausprägung im Hals- und Körperbereich. Angesichts steigender Ansprüche an die Dokumentation von Medizinprodukten, und insbesondere an deren Wirksamkeitsnachweis, ist hier Vorsicht geboten. Relativ neu sind Forschungsbemühungen, die auf beschleunigte knöcherne Einheilzeiten durch biochemische Oberflächenmodifikationen zielen. Erste Produkte sind bereits im Markt (Astra, Straumann). Bei der Beschichtung mit Bone Morphogenetic Proteins und anderen Verfahren ist vieles noch nicht im marktreif, doch lassen Ankündigungen für die Zukunft einiges erwarten (Camlog). Auf der IDS vorgestellt wird voraussichtlich eine völlig andere Technologie, die bereits für Rotorblätter von Gasturbinen eingesetzt wird. Titanoberflächen von Implantaten und Aufbaukomponenten werden mit Zirkoniumoxid besputtert (Clinical House Europe). Dies soll die Duktilität von Titan mit der „Gewebefreundlichkeit und Ästhetik“ von Zirkoniumoxid verbinden. Zielrichtung ist eine verbesserte Weichgewebsintegration, klinische Ergebnisse liegen aber offenbar noch nicht vor.

Lifestyle und Minischrauben

Die Möglichkeiten, mithilfe kieferorthopädischer und -chirurgischer Verfahren Zahnstellung und Erscheinungsbild von Patienten zu verbessern, werden immer vielfältiger. Das Spektrum reicht von medizinisch notwendigen Operationen bis zu Eingriffen, die ausschließlich das Schönheitsideal des Patienten oder häufiger der Patientin zum Ziel haben. Als Mittel stehen auch ästhetisch orientierte Methoden, wie Lingualtechnik, zahnfarbene Brackets und Tiefziehsysteme, zur Verfügung, durch die in vielen Fällen auf Bebänderungen verzichtet werden kann.

Auch für die Kieferorthopädie gibt es umfassende Software-Lösungen für die digitale Modellherstellung, Diagnostik und Behandlungsplanung, einschließlich der Simulation komplexer Therapieschritte und -ergebnisse. Mithilfe von Minischrauben (Dentaurum) und orthodontischen Implantaten (Straumann) kann der Einsatz von Bebänderungen sowie Headgears reduziert werden. In vielen Fällen bleiben die vorhandenen Zähne dadurch im Sinne einer minimalinvasiven Therapie verschont.

Dem Rationalisierungsdruck begegnen

Mit passender Software und dem Internet lassen sich schon seit Jahren Einkauf, Patientenbestellung und Abrechnung zeitsparend organisieren. Auf der IDS sind fast alle Anbieter von Praxissoftware vertreten.

Relativ neu sind Barcode-Scanner für den rationellen Einkauf (Europe Dental Distribution, Dental Union, beide ohne Stand auf der IDS) oder drahtlose Lesegeräte für das Einloggen ohne Kennworteingabe (Evident). Schnelle DSL-Zugänge und Praxisvernetzung sparen zusätzliche Zeit. Andererseits steigt mit den Möglichkeiten der Druck auf jede einzelne Praxis, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Wer sich frühzeitig orientiert, kann in Ruhe entscheiden.

Damit mehr Zeit für den Patienten verbleibt, sollten auch alle therapiebezogenen Arbeitsprozesse möglichst effizient ablaufen. Das beginnt mit der Arbeitsvorbereitung und Hygiene und endet mit der Dokumentation. Zum Thema Hygiene gibt es neben Informationen von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Deutschem Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ), die beide in diesem Falle als Fachgesellschaften angesehen werden können, auch herstellernseitig spezielle Programme für das qualitätsgesicherte Hygienemanagement (Nordwest Dental, DentExpert, letzterer nicht auf der IDS vertreten). Immer mehr Geräte bieten die Möglichkeit, Desinfektion und Sterilisation richtlinienkonform zu dokumentieren.

Auf der anderen Seite sind moderne Arbeitsmittel leichter zu reinigen und zu desinfizieren. Das gilt zum Beispiel für Prophylaxe-Winkelstücke (W&H) und Airpolishing-Handstücke (NSK). Behandlungseinheiten bieten zeitsparende, „automatisierte Hygienefunktionen“ (KaVo) und werden zum Teil mit Wasserentkeimung als Serienausstattung verkauft (DKL). Noch grundsätzlicher wird dem Kontaminationsrisiko laut Hersteller mithilfe einer neuen Kompressortechnologie begegnet: Membranfasern sorgen für besonders trockene Luft im Druckluftsystem. Kondensation in den Leitungen und Winkelstücken und damit verbundene Korrosion und Keimwachstum sollen damit vermieden werden (Dürr Dental).

Fazit

Neue technische Möglichkeiten sind nur dann ein Segen, wenn sie Therapiequalität verbessern helfen und Freiräume für die tägliche Arbeit schaffen. Zahnärzte sollten immer wissen, was hinter einer Technik steckt und sich vor einem Kauf oder der klinischen Anwendung gründlich darüber informieren, ob Wirksamkeit und Nutzen tatsächlich nachgewiesen sind. Ein Rundgang auf der IDS 2007 wird zeigen, dass moderne Technik nicht nur invasive und teure Eingriffe, sondern auch schonendes, präventives Handeln unterstützt. Dazu gehören exakte diagnostische Verfahren ebenso wie minimalinvasive Therapiekonzepte.  

Ist der moderne Zahnmediziner nun eher Techniker oder Arzt? Die Antwort muss lauten: beides. Dass ärztliche Erfahrung und Intuition niemals durch Technik zu ersetzen sind, versteht sich von selbst. Mit diesem Bewusstsein im Gepäck wird ein IDS-Besuch erst richtig Spaß machen.

Dr. med. dent. Jan Hermann KochParkstraße 1485356 Freising

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