Aktion zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft

3 000 Schritte zu mehr Gesundheit

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Mehr Bewegung und gesunde Ernährung für die Bundesbürger - das forderte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) beim informellen Treffen der EU-Gesundheitsminister in Aachen. Schmidt reagiert damit auf eine neue Studie, nach der die Deutschen zu den dicksten Bürgern in der Europäischen Union zählen. Eine Kampagne unter dem Titel "Bewegung und Gesundheit" soll gesündere Lebensstile fördern.

"Die Hände entspannt auf die Oberschenkel legen, Kopf nach rechts drehen und das Kinn anheben - einatmen ..." - Wer sich den virtueller Bewegungstrainer "Paul" als kostenlosen Bildschirmschoner auf den Rechner lädt, bekommt Übungen gezeigt, für die man den Schreibtisch nicht verlassen muss. "Paul" ist Teil der Kampagne "Bewegung und Gesundheit", mit der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft mehr Aktivität im Alltag fördern will. Sie greift damit die Botschaft der Studie der International Association für the Study of Obesity (IASO) auf, nach der Deutschland EU-weit die meisten Dicken hat. "Bereits im März 2005 hat die Europäische Kommission offiziell die EU Aktionsplattform für Ernährung, körperliche Bewegung und Gesundheit ins Leben gerufen", sagt Schmidt.

"Alle Mitglieder haben sich darauf verständigt, Ressourcen bereitzustellen, um bestehende Initiativen zu fördern oder neue Aktionen zu starten, die zur gesunden Ernährung und Bewegung aufrufen."

Gehen als Programm

In Deutschland sind das neben "Paul" vor allem niederschwellige Angebote wie Mitmach-Aktionen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat im Mai 2005 eine bundesweite Öffentlichkeitskampagne zur Förderung gesundheitlicher Prävention gestartet. Unter dem Motto "Jeden Tag 3 000 Schritte extra" sollen Menschen mehr gehen. 3 000 Schritte, das sind etwa 2, 4 Kilometer. Dazu werden regionale Geh-Aktionen veranstaltet, bei denen kostenlose Schrittzähler verteilt werden.

Das Ministerium legt jetzt ein Resümee vor. Die regionalen Aktionen haben laut Bundesministerium über 80 Nachahmer gefunden. Rund 350 Vereine, Krankenkassen und Unternehmen unterstützen die Kampagne. Als Zugpferde und aktive "Mit-Geher" konnten Prominente, wie Oliver Bierhoff, Senta Berger, Kai Pflaume, Jörg Pilawa, Jeanette Biedermann und Henry Maske, gewonnen werden. Eingespannt sind seit vergangenem Jahr als Partner der Deutsche Olympische Sportbund und der Deutsche Wanderverband. Laut Schmidt haben sich bundesweit über 380 000 Menschen angeschlossen.

Im Internet wurde unter www.die-praevention.de eine Plattform mit Tipps und Terminen geschaffen. Dort können Länder, Städte und Gemeinden die schönsten Spaziergänge durch ihre Heimat vorstellen. Mit Plakaten und kostenlosen Postkarten wird für die Kampagne geworben. Das Bundesgesundheitsministerium hat als Anreiz Informationsmaterial zu touristischen Spaziergängen mit 3 000 Schritten in Rom, Kopenhagen, Wien, London, Paris und Warschau zusammengestellt. Zudem betont Schmidt: "Wir wollen, dass solche Aktionen europaweit stattfinden."

Europäische Erfolgsmodelle

Die Frage, wie man Menschen zu einem gesunden Lebensstil bewegt, wird in Europa mit unterschiedlichen Lösungsvorschlägen beantwortet. Das Gesundheitsministerium stellt daher verschiedene "Best Practice"-Beispiele aus der EU vor.

Belgien:Mit der Initiative "Fitte Schule" werden alle staatlichen Schulen erreicht. Man hat eine Methode zur integrierten Ernährungs- und Bewegungspolitik in der Schule entwickelt und Lehrern Unterstützerpakete mit Material bereitgestellt. Unter www.fitteschool.be wird regelmäßig eine "Fitte Schule" gekürt.

• Dänemark:Mehrere Bewegungskampagnen wurden initiiert - wie im Jahr 2002 das Projekt "Bewegung auf Rezept", das sich an Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck richtet. Die nationale Behörde empfiehlt unter dem Motto "Beweg dich" für Erwachsene 30 Minuten, für Kinder und Jugendliche 60 Minuten Bewegung am Tag.

• Estland:Eine "Nationale Strategie zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen 2005 - 2020" hat die Regierung festgelegt. Aktivitäten in den Handlungsfeldern körperliche Bewegung, Ernährung, Rauchen, Gesundheitsvorsorge, Verbreitung von Informationen und Sicherstellung lokaler Gesundheitsleistungen gehören dazu.

• Malta:Initiativen zur Vorbeugung von Übergewicht und Fettleibigkeit führt vor allem das Amt für Gesundheitsförderung durch. Ein kostenloses Programm zur Gewichtsreduzierung, Gruppentherapie bei Esstörungen und spezielle Maßnahmen für Kinder sind nationale Strategien des Inselstaates.

• Österreich:Die Lebensstilkampagne Bewegung des Fonds Gesundes Österreich erreichte laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts ISMA 40 Prozent aller Österreicher direkt. Zu den Mitteln des Fonds gehören auch Fernsehspots, eine Internetplattform und die Vergabe eines Medienpreises zum Thema Prävention.

• Portugal:Bewegung ist Teil eines nationalen Programms gegen Fettleibigkeit. Prävention, Therapie und chirurgische Behandlung sowie die Ausbildung von Ärzten und Ernährungsberatern zählen zu den Inhalten. Neben einer Kampagne unter dem Motto "move it" wird ökologische Landwirtschaft gefördert.

• Schweden:Statt auf einzelne Krankheiten wird seit 2003 in Schweden der Fokus auf Gesundheitsförderung gelegt. Entsprechende gesellschaftliche Rahmenbedingungen sollen entstehen. Ein "Handlungsplan für gesunde Essgewohnheiten und erhöhte körperliche Aktivitäten" enthält 79 Vorschläge - zum Beispiel neue Richtlinien für Schulmahlzeiten zu entwickeln.

Langfristige Prävention

Schmidts Bewegungskampagnen sind Teil eines größeren Präventionsprojekts der EU-Ratspräsidentschaft, das nach dem Prinzip der Staffelstabübergabe vom jeweiligen EU-Präsidenten zum Nachfolger wandert. Nach Ende der deutschen Ratspräsidentschaft ist geplant, dass die Nachfolgeländer Portugal und Slowenien an die Themen Bewegung und Ernährung anknüpfen. "Bessere Gesundheit für Migranntinnen und Migranten" soll während der portugiesischen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2007 das Schwerpunktthema sein. Im Frühjahr 2008 ist eine Folgekonferenz zur Evaluierung des Prozesses vorgesehen.

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