Kopf- und Gesichtsschmerzen und ihre diversen Ursachen
„Dass wir bereits die 17. Fortbildungstage begehen, spricht für eine gute Tradition“, so der Kammerpräsident Dr. Frank Dreihaupt in seinen Begrüßungsworten „... und dass die Kollegen nicht nur zum Punktesammeln kommen, sondern auch wegen des intensiven Miteinanders bei Wissenschaft und Freizeit, das ist ein gutes Zeichen“, lobte er weiter. „Mit diesen Fortbildungstagen wird wieder ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung in den Zahnarztpraxen in diesem Bundesland geliefert werden!“ Er führte in die Thematik des Fortbildungstages ein, den Prof. Dr. Dr. Andreas Bremerich, Bremen, als diesjähriger Wissenschaftlicher Tagungsleiter thematisch „maßgeschneidert“ hatte auf die Bedürfnisse einer jeden Praxis, egal welche Schwerpunkte sie hat. „Denn Kopfschmerzen hat jeder einmal, nicht nur wir, sondern auch die Patienten, und hier müssen wir, sowie dentale Kausalitäten ausgeschlossen werden können, andere Ursachen kennen und den Patienten in die Hände eines Fachmannes abgeben.“ Bremerich reklamierte die Tatsache, dass Patienten mit unklarem Kopf- und Gesichtsschmerz von Hausärzten fast ausnahmslos medikamentös therapiert werden. Erst wenn diese Therapie nicht anschlägt, werde ein weitergehendes Konsil beantragt. Genau diese Problematik griffen die Referenten des ersten Fortbildungstages auf. So stellte Priv. Doz. Dr. Ralf Nickel, Schlangenbad, die Problematik des psychosomalen Schmerzes vor. Er machte deutlich, dass gerade bei einer seelischen Schmerzursache entscheidend sei, dass die Therapie sehr früh beginnt. Hier werden die Zahnärzte in die Pflicht genommen. Prof. Dr. Hartmut Göbel, Neurologe aus Kiel, machte deutlich, dass – bei über 250 Hauptformen des Kopfschmerzes – allein 22 Migränevarianten bekannt sind. Nur acht Prozent der beklagten Kopfschmerzen gingen auf sekundäre Ursachen – also auch dentale – zurück. Sollte medikamentiert werden, so rät er statt Ibuprofen (nur drei Stunden wirksam), Naproxen (zwölf Stunden) oder gleich 30 bis 50 Tropfen Novalgin zu verordnen. PD. Dr. Uwe Neubauer, Bremen, machte deutlich, dass die chirurgische Therapie einer echten Trigeminusneuralgie immer schwieriger wird, desto häufiger bereits anderweitig therapiert worden sei. Er rät daher bereits bei einem Verdacht zur schnellen Überweisung an einen Spezialisten.
Den Part des Hals-Nasen-Ohrenarztes übernahmt Dr. Horst Luckhaupt, Dortmund. Sein Rat: „Sowie sich bei einem Sinusitisverdacht eine einseitige Verschattung darstellt, kann eine dentogene Ursache vorliegen.“ Weiter appellierte er an die Zahnärzte: „Wenn Ihnen eine auffällige Tonsille auffällt oder eine Leukoplakie, dann sind Sie gefordert, den Patienten zu überweisen!“ Und: „Ein unklarer Gesichtsschmerz kann auch eine Neuroborreliose im Stadium II sein, was über die Liquordiagnostik abgeklärt werden muss!“ „Vorsicht bei der Anweisung von TENS bei Schrittmacherpatienten“, warnte Professor Bremerich, und Dr. Roland Ritzel, Bremen, stellte diverse ophthalmologische Ursachen des Gesichtsschmerzes vor. Besonders sei hier der Insult des Sehnervenkopfes zu erwähnen, der mit plötzlichem Visusverlust einhergeht und mit dem Kauschmerz verwechselt werden kann.