Altgold verkaufen

Stille Reserven

Der Goldpreis verharrt nach wie vor auf hohem Niveau. Für viele Menschen bietet sich jetzt die passende Gelegenheit, die alten Schätze wie Schmuck und Zahngold zu Geld zu machen. Händler und Firmen, die das Altgold in Zahlung nehmen, gibt es viele. Doch nicht immer geht es bei diesem Handel seriös zu.

Stolze 1 311,95 Dollar betrug der bisherige Höchstpreis für eine Feinunze Gold am 30. September 2010 und die Tendenz bleibt weiter steigend – so die Meinung vieler Experten. So mancher „Insider“ sieht den zukünftigen Kurs schon bei 2 000 Dollar. Diese Preise schrecken private Käufer derzeit eher ab, als dass sie zum Kauf von Barren animieren. So mancher erinnert sich aber an schmucke Erbstücke aus der Familie. Viele der Ketten, Ringe, Armbänder oder Broschen entsprechen nicht mehr dem heutigen Geschmack. Da fällt es manchmal leicht, sich von ihnen zu trennen, zumal wenn es für das verarbeitete Metall gutes Geld gibt.

Auch bei den Zahnärzten finden sich Goldschätze, die es zu heben gilt. Werden alte durch neue Kronen ersetzt, überreicht der Zahnarzt seinen Patienten häufig ein Tütchen mit den Resten. Für den Müll sind die kleinen Bröckchen viel zu kostbar. Entweder nimmt der Patient sie mit nach Hause oder er legt sie in die Kaffeekasse. So mancher Zahnarzt sammelt sie, verkauft sie und verwendet die Reste auch für einen guten Zweck. Egal, was auch immer damit geschieht, um das in den Zahnersatzteilen enthaltene Edelmetall zu Geld zu machen, muss es von den übrigen Materialien getrennt werden. Horst Michelmann, Vertriebsmanager bei Heraeus, rechnet mit steigenden Rückläufen an Zahngold: „Vor 20 Jahren hat die Dentalbranche zirka 40 Tonnen pro Jahr verbraucht, heute sind es nur noch rund 15 Tonnen.“ Den Grund für diesen Rückgang sieht er im geänderten Erstattungsverhalten der Krankenkassen: „Früher haben die Kassen jeden Zahnersatz mit Gold bezahlt. Das tun sie heute nicht mehr. Die Zahnärzte greifen deshalb auch auf Grund der Kosten und der technischen Weiterentwicklung auf andere Materialien zurück.“ Um reines Gold hat es sich damals allerdings auch nicht gehandelt. Denn dieses Metall wäre viel zu weich. Damit der Zahnersatz die Belastungen aushält, wird das Gold mit anderen Metallen wie Platin, Palladium und Silber gemischt.

Seriösen Aufkäufer suchen

Ob privater Altgold-Sammler oder Zahnarzt – wer seine Schätze zu Bargeld machen will, muss einen Käufer für die Wertstücke finden. Das ist aber leichter gesagt als getan. Denn gerade zurzeit tummeln sich viele zwielichtige Händler auf dem Markt, die die Gunst der Stunde nutzen wollen. Die wenigsten unter den Altgoldbesitzern können selber abschätzen, wie viel ihr Geschmeide wert ist. Dazu benötigen sie die Hilfe eines Fachmannes. Es ist aber nicht so leicht, einen seriösen Aufkäufer zu finden.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, wendet sich direkt an eine der bekannten Scheideanstalten wie zum Beispiel Heraeus in Hanau oder an die Allgemeine Gold- und Silber-Scheideanstalt (Allgemeine) in Pforzheim. Dort befindet er sich auf der sicheren Seite, denn so schaltet er einen Zwischenhändler aus. Auch der müsste das Gold zur Scheideanstalt bringen. Dort werden die Metallstückchen in ihre einzelnen chemischen Elemente zerlegt. Platin, Palladium, Silber und Gold liegen am Ende des Prozesses als getrennte Metalle vor. Bei kleineren Mengen gibt zum Beispiel Heraeus nur eine Schätzung über den Edelmetallgehalt ab und nimmt eine Pauschale als Bearbeitungsgebühr.

Bei größeren Mengen ab etwa 100 Gramm lohnt sich eine Analyse, für die ein dreistelliger Betrag fällig wird. Wie hoch die Summe ist, hängt von der jeweiligen Zusammensetzung der eingelieferten Ware ab. Der Kunde bekommt eine Quittung für das Altgold. Nach der Scheidung erhält er eine Abrechnung, auf der die einzelnen Bestandteile und deren Wert aufgelistet sind. He-raeus nimmt die Metalle zum niedrigeren Ankaufskurs zurück und überweist die Summe abzüglich der Scheidekosten auf das Konto des Kunden. Mancher Kunde möchte statt einer Gutschrift lieber das Metall. Dann gießt die Scheideanstalt das gewonnene Gold in einer Feinheit von 999,9 in eine Barrenform. Dafür zahlt der Kunde zusätzliche Verarbeitungsgebühren. Bleibt das Gold in der Scheideanstalt, geht es von dort in die Schmuckindustrie oder in die Münzprägeanstalten. Aus einem Teil entsteht direkt vor Ort so genannter Halbschmuck – das sind vorgefertigte Teile, die der Goldschmied weiterverarbeitet.

Aus Eingeschmolzenem wird Schmuck

Ein Viertel des Goldschmucks weltweit – so die Angabe des World Gold Councils – wird aus recyceltem Gold hergestellt. Dabei können auch Fachleute nicht feststellen, ob das glitzernde Geschmeide aus neuem oder altem Gold besteht. Insgesamt stammt ein Fünftel des Goldangebots aus eingeschmolzenen Kronen, Armbändern oder Münzen. 2008 belief sich die Menge des Goldes, das auf den Markt zurückkam, auf 1 146 Tonnen. Das macht ein Drittel des gesamten Weltgoldangebots von 3 468 Tonnen.

Die Finanzkrise verschaffte der Allgemeinen eine Rekordeinlieferung an Altgold: Nach zirka 4 000 Kilogramm in 2007 registrierte das Unternehmen ein Jahr später mit 7 000 Kilogramm eine Steigerung um 48 Prozent. „Seitdem hat sich die Anliefermenge auf diesem Niveau stabilisiert“, sagt Volkmar Häuser, technischer Leiter der Rückgewinnung bei der Allgemeinen. Im vergangenen Jahr waren es mehr als sieben Tonnen. Zwar handelt es sich bei den Einlieferern meistens um private Kunden, doch längst nicht alle finden gleich den Weg zur Scheideanstalt.

Viele Interessenten wissen nicht, dass diese Möglichkeit besteht. Sie versuchen, ihre Kostbarkeiten bei einem der vielen Aufkäufer in bare Münze umzusetzen. Wer gleich den Weg zu einem bekannten und vertrauenswürdigen Juwelier findet, darf auf eine seriöse Behandlung hoffen. Denn schließlich hat der Geschäftsmann einen guten Namen zu verlieren und wird seinen Kunden nicht übers Ohr hauen.

Er beurteilt die Stücke nach Karat und Gewicht. Der Stempel auf dem Schmuck gibt Aufschluss über die Metalllegierung. In 333er Gold ist beispielsweise ein Goldanteil von 33,3 Prozent enthalten. Außerdem erkennt er als Fachmann auch, ob nur der Materialwert des Schmucks von Interesse ist oder ob es sich bei dem Geschmeide vielleicht sogar um eine besonders exquisite Verarbeitung handelt. Dann wird er wahrscheinlich ein interessanteres Angebot machen. Der Service bedeutet aber nicht, dass der Verkäufer hier auch den besten Preis für das Altgold erzielt. Deshalb empfiehlt es sich, unbedingt mehrere Angebote einzuholen.

Vorsicht bei dubiosen Händlern

Wie unterschiedlich dabei die Ergebnisse ausfallen können, zeigt eine Untersuchungder Stiftung Warentest. Sie legte Altgold mit einem Materialwert von rund 1 200 Euro zehn Aufkäufern vor. Das Ergebnis war drastisch: Der Geldbetrag, der für die Ware geboten wurde schwankte zwischen 511 und 1 600 Euro. Die Erfahrung der Tester: Juweliere und Scheideanstalten machten die besten Angebote, die sich nicht groß unterschieden. Vorsicht ist angesagt bei dubiosen Händlern, die eigentlich nichts mit Edelmetallen zu tun haben. Viele von ihnen wittern ein lukratives Geschäft und setzen auf die Unkenntnis der Kunden. Diese Erfahrung machten in der Vergangenheit auch Zahnärzte, die das alte Zahngold ihrer Patienten für einen guten Zweck gesammelt haben. Da tauchten angebliche Edelmetallexperten in der Praxis auf, die sich um das Spendengold kümmern wollten. Am Ende war das Gold ebenso verschwunden wie der Experte. Auch Horst Michelmann von Heraeus kennt diese Tricks. Die Scheideanstalt unterstützt die Sammelaktionen der Zahnärzte, in dem sie auf Scheidekosten verzichtet, so dass der komplette Metallwert dem Spendenkonto gutgeschrieben wird.

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de

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