Kleinere und individuelle Modelle liegen im Trend
Die künstlichen Gelenke und Gelenkpfannen geben längst nicht nur älteren Menschen ihr Gehvermögen zurück. Auch junge Menschen profitieren heute von speziell angepassten und besonders lange haltbaren Modellen. Oft beginnt das Leiden mit der Hüfte mit einem sogenannten „Anlaufschmerz“ im Bereich der Leiste, der nach kurzer Zeit wieder verfliegen kann.
Selbst wenn noch keine ständigen Schmerzen auftreten, ist das ein Grund den Arzt aufzusuchen, denn zu diesem Zeitpunkt gibt es noch Möglichkeiten, ein Kunstgelenk zu vermeiden. Oft kommt der Patient aber nicht um eine Gelenksoperation herum. „Wir sind heute an einem Punkt, an dem sich die Standfestigkeit der Prothesen erheblich verbessert hat“, sagt der Orthopädieexperte am Universitätsklinikum Freiburg, Dr. Martin Haag, über die Gesundungs-Chancen mit einer neuen Hüfte.
So minimalinvasiv wie möglich
Nach 20 Jahren sind in der Regel noch über 90 Prozent aller implantierten künstlichen Gelenke in Ordnung. Das liegt auch daran, dass Ärzte sehr genau überlegen, was bei Patienten „erneuert“ werden muss. Die Möglichkeiten beginnen beim Einsatz lediglich eines künstlichen Hüftkopfs am Oberschenkelknochen. Sie können bei Bedarf um eine künstliche Hüftpfanne – darin „gleitet“ der Hüftkopf – erweitert werden.
Oberste Maxime bei allen Varianten ist, den Eingriff in den Körper so gering wie möglich zu halten. Diese Praxis macht sich besonders bezahlt, wenn es um die Revision einer Hüftprothese geht: „Kommen ältere Menschen mit einer Standzeit des Gelenks von über 20 Jahren oft gut über die Runden, muss ein junger Mensch mit einer Revision des Gelenks im Laufe seines Lebens rechnen“, sagt Haag. Daher wird bei solchen Operationen gerne auf Prothesen mit besonders kurzen Schäften zurückgegriffen und auf eine Zementierung im Knochen mittels spezieller Kleber verzichtet.
Der kurze Schaft lässt Platz für eine spätere, neue Prothese. Und die passgenaue Verbindung von Prothese und Knochen ohne Zementierung senkt die Gefahr, dass der Kleber eines Tages brüchig oder spröde wird. „Was am Ende implantiert wird, muss auf jeden Fall sehr individuell mit dem Patienten besprochen werden“, erklärt Haag die Herausforderung, im Dschungel der Möglichkeiten die für einen Patienten passende Variante zu finden. Bei dieser Entscheidung spielt auch die Wahl des richtigen Prothesen-Materials eine Rolle.
Materialauswahl wichtig
So gibt es Prothesen und ihre Bestandteile aus verschiedenen Metalllegierungen, aus hochfesten Kunststoffen und aus Keramik. „Standard sind heute ein Pfanneneinsatz aus Kunststoff oder Keramik und ein passender Keramik-Gelenkkopf“, sagt Haag. Das Risiko einer Verrenkung ist im Alltagseinsatz gering, Bruchgefahr und Materialabnutzung ebenfalls. Bei bestimmten Lebensgewohnheiten oder Berufen greifen die Ärzte dennoch zu speziell angepassten Material-Kombinationen. Dabei ist laut Haag zu beachten, dass neue Technologien und Materialien die Chance bieten, die Sicherheit der Standardmodelle weiter zu steigern.