Fortbildung als Lebenselixier
Der Wille der Zahnärzte zur Fortbildung, so erklärte Akademiedirektor Prof. Dr. Winfried Walther in seinen Begrüßungsworten zur Karlsruher Konferenz (26./27.3.2010), sei „das Lebenselixier“ der Akademie. Insofern waren Reminiszenzen – auch die Aufbereitung der Akademie-Geschichte seit 1960 in Form eines präsentierten Filmes – zwar wichtig, aber nur Teil des Programms. „Profile der Zukunftspraxis“ sollten die Referenten des diesjährigen Kongresses herausarbeiten. In der Fortbildung ist, so Walther, „das Neue“ entscheidend: Sich selbst immer als am Anfang eines Prozesses zu empfinden, das ist der Weg in die Zukunft.“
BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel erinnerte daran, dass Fortbildung „ein Garant dafür ist, Schaden vom Patienten fernzuhalten“. Zahnärzte seien in Sachen Fortbildung motiviert: „Sie verlassen sich nicht nur auf ihr Ausbildungswissen.“ Es gebe durchaus Teilgebiete in der Zahnmedizin wie die Implantologie oder auch die Gnathologie, die sich subwissenschaftlich, aus der Praxis heraus entwickelt hätten. Das müsse und könne die Profession „aus sich selbst heraus stemmen“. Dass das funktioniert, belegt allein die Zahl der Fortbildungswilligen, die Baden-Württembergs Kammerpräsident Dr. Udo Lenke anführte: Mehr als 155 000 Zahnärzte und Zahnmedizinische Fachangestellte hätten seit Gründung der Akademie zu Beginn der Sechzigerjahre das Fortbildungsangebot wahrgenommen.
Diese aus sich heraus gestemmte Leistung werde gerade in den hochspezialisierten Berufsbereichen anerkannt, erläuterte der Magdeburger Professionsforscher Prof. Dr. Winfried Marotzki in seinem Vortrag „Die Zahnärzteschaft – Profil einer Profession in Gegenwart und Zukunft“: „Gerade im Bereich der Fortbildung gilt die Profession der Zahnärzte als ’Leit-Profession’. Hier werden Konzepte ganz konkret auf andere Berufe übertragen.“
Zukunftsprofile als Herausforderung
Diese Form der Anerkennung galt natürlich auch den nachfolgenden Fachreferenten. Prof. Dr. Christof Dörfer (Kiel) bestärkte die teilnehmenden Zahnärzte in ihrem Bestreben, das „Profil Prophylaxe“ als Maßgabe für die „Zukunftspraxis“ zu begreifen. Dörfer forderte eine „Professionalisierung der Interaktion mit dem Patienten“. Es gelte künftig auch, Motivationstechniken zu erlernen und anzuwenden, didaktische Fähigkeiten zu entwickeln und sich psychologisch zu verbessern. Dr. Bernd Reiss (Malsch) erläuterte in seinen Ausführungen zum zukünftigen technologischen Profil „den Abschied vom Abdruck“. Sein Blick in die Zukunft: Der „Durchmarsch neuer Techniken“ werde durch die Kombination neuer bildgebender Verfahren – wie 3-D- und 4-D-Röntgentechnologien, MRT, der Umsetzung in CAD/CAM-Fertigung – zu dem Ziel führen, Behandlungen unter Einbeziehung von Verlaufsformen und vergleichbaren Zeitkontrollen vorzunehmen. Prof. Dr. Dr. Friedrich Neukam (Erlangen) ist überzeugt, dass Zahnimplantationen ihre Bedeutung als Therapiemittel künftig noch steigern werden.
Sie seien schon heute, bei einer Erfolgsrate nach 25 Jahren von 80 bis über 95 Prozent,– unabhängig vom eingebrachten Material – integraler Bestandteil der zahnmedizinischen Behandlung. Trotzdem gelte es auch künftig, sich in der Behandlung nach der Verhältnismäßigkeit der angewandten Mittel auszurichten (Prof. Dr. Bernd Klaiber, Würzburg, zum restaurativen Profil) und Methoden anzuwenden, „die es dem Zahnarzt ermöglichen, auch beim Zahnersatz auf umfangreiche Präparationen“ zu verzichten (Dr. Francesca Vailati, Genf). Dadurch werde es auch beim prothetischen Profil der Zukunft möglich, Zahnsubstanz mehr und mehr zu schonen. Prof. Dr. Axel Spahr (Sydney) beschrieb die Zukunft des parodontologischen Profils als Aufgabe, dem Gewebeverlust „Schach“ zu bieten. Auch wenn derzeitige Studien „sehr große Unterschiede“ auswiesen, „ist parodontale Regeneration möglich“, so die Einschätzung des Parodontologen. Direkte Maßgaben für die zahnärztliche Praxis bot Dr. Jochen Klemke (Speyer), der in einem Resümee Optionen für „die Zukunft des Generalisten“ heraus arbeitete. Wichtig seien ein klares Konzept für die eigene Praxis, ein ausgearbeitetes Fortbildungskonzept und Wissensmanagement, eine klare Positionierung des Praxisteams und eine möglichst gute Vernetzung der Praxis mit anderen Institutionen.
Dass auch die Welt „der Schönen, Reichen und Mächtigen“ in ihrem Zeitenwandel eine Fundgrube für zahnmedizinische Betrachtungen darstellt und Regeln für zahnmedizinisches Arbeiten veranschaulichen kann, bewies Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle am Samstagvormittag. Deutlich wurde: Auch die Prominenten dieser Welt sind nicht zwangsläufig Musterbeispiele für detailgerechte zahnmedizinisch gelungene Ästhetik.