Rheumatoide Arthritis korrespondiert mit Parodontopathien
Parodontitis, juvenile idiopathische Arthritis (JIA) und rheumatoide Arthritis (RA) weisen zum Teil vergleichbare klinische und pathogenetische Merkmale auf: Lokaldestruktionen von Hartund Weichgeweben, Freisetzung von Zytokinen und Matrix-Metalloproteinasen aus inflammatorischen Zellen. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht in Konzentrationsänderungen bestimmter Entzündungsmarker im Blut in Abhängigkeit vom Krankheitsverlauf. Deshalb war es das Ziel der vorliegenden Studie, parodontale und hämatologische Charakteristika von Patienten mit lokalisierter (LAgP) und generalisierter (GAgP) aggressiver Parodontitis, juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) oder rheumatoider Arthritis (RA) mit den entsprechenden Werten nicht erkrankter Personen zu vergleichen.
Material und Methoden:
Einschlusskriterien:
1) Alter < 35 Jahre,2) LAgP und GAgP: AAP-Kriterien,3) JIA: Erkrankungsbeginn vor dem 16. Lebensjahr,4) RA: Erkrankungsbeginn nach dem 16. Lebensjahr,5) gesunde Probanden: kein approximaler Attachmentverlust, keine entzündlichen Erkrankungen oder andere Allgemeinerkrankungen.
Ausschlusskriterien:
1) Schwangerschaft, Stillzeit,2) LAgP, GAgP, gesunde Probanden: frühere oder aktuelle Allgemeinerkrankung, Medikamenten-Einnahme innerhalb der letzten drei Monate. Folgende parodontale Untersuchungen wurden an sechs Stellen/Zahn durchgeführt: Plaque, BOP, Suppuration, Sondierungstiefen (ST), Attachmentverluste (CAL), approximales Knochenniveau (ABL) auf Röntgenbildern. Ferner wurden ein Blutbild, die Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein (CRP), IgM- und IgA-Rheumafaktoren bestimmt.
Ergebnisse: 103 Patienten/Probanden (hellhäutig) wurden untersucht: 18 LAgP (11 ♀, 3 Raucher), 27 GAgP (18 ♀, 20 Raucher), 10 JIA (10 ♀, 1 Raucher), 23 RA (22 ♀, 7 Raucher) und 25 gesunde Probanden. Patienten mit RA hatten signifikant mehr Stellen mit ST ≥ 4 mm, CAL ≥ 2 mm und ABL ≥ 2 mm im Vergleich zu gesunden Probanden. Die Anzahl der Stellen mit ST ≥ 4 mm korrelierte signifikant mit den Werten für Plaque und BOP und die Anzahl der Stellen mit CAL ≥ 2 mm korrelierte signifikant mit den Konzentrationen der IgA- und IgM-Rheumafaktoren. Die Zahlen der Leukozyten sowie der neutrophilen Granulozyten waren bei Patienten mit GAgP signifikant höher als bei gesunden Probanden. Die CRP-Werte waren bei Patienten mit GAgP, JIA und RA signifikant höher als bei gesunden Probanden. Ein Vergleich der Werte für die Patienten-Gruppen LAgP, GAgP und gesunde Probanden (Pooling) ergab signifikante Korrelationen der parodontalen Befunde und der Anzahl der Leukozyten beziehungsweise der neutrophilen Granulozyten einerseits und von parodontalen Befunden und Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit und CRP-Werten andererseits.
Dr. Beate Schacher
Alle Autoren des Fachforums:Zentrum der Zahn-, Mund- undKieferheilkunde (Carolinum) derJohann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am MainTheodor-Stern-Kai 760596 Frankfurt am Maineickholz@med.uni-frankfurt.de
Havemouse-Poulsen, A., Westergaard,J., Stoltze, K., Skjødt, H.,Danneskiold-Samsøe, B., Locht,H., Bendtzen, K., Holmstrup, P.:Periodontal and hematologicalcharacteristics associated with aggressiveperiodontitis, juvenileidiopathic arthritis, and rheumatoidarthritis. J Periodontol 77;280 – 288 (2006).