Zahnärzteschaft unter der SED-Diktatur
Die Katastrophe von 1945 traf den Osten Deutschlands noch schlimmer als den Westen und den Süden; und der Osten hatte den Preis des verlorenen Krieges und der sich früh abzeichnenden Spaltung am höchsten zu bezahlen. Während die westlichen Alliierten den Aufbau der neuen zahnärztlichen Organisationen (unter ihren wachsamen Augen) faktisch ganz dem demokratischen freien Spiel der Kräfte überließen, pressten die neuen Machthaber der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und ihre politischen Helfer die Versorgungs- und Verwaltungsstrukturen schon früh unter die Knute der Besatzung und – entgegen ihren beruhigenden Beschwörungsformeln – in das Korsett des marxistisch ausgerichteten Obrigkeitsstaates. Im ersten Geschäftsbericht 1948 des Verbands der Deutschen Zahnärztlichen Berufsvertretungen (VDZB) heißt es: „In der Ostzone wurde strikt jede berufliche Vereinigung untersagt, später überprüfte der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) die Vertreter der Heilberufe und griff ordnend zunächst in das bestehende Chaos ein“ (S. 1).
Die 1933 geächteten und gemiedenen Kräfte wurden wieder herausgefordert, Dr. Fritz Linnert, Dr. Erich Müller-Altona und August Siebecke, von den Kollegen, den Amerikanern und den Engländern zum Neuanfang gedrängt. Zentren des Neubeginns waren im Osten Berlin und Leipzig, in Westdeutschland Nürnberg und Rothenburg o. d. T. (die beiden letzteren Städte haben durch Jet-Set und Globalisierung ihre einstige Bedeutung als Kongressorte verloren). Verbandsdirektor Dr. Lothar Hoffmann vom Reichsverband war im Rußlandfeldzug 1941 gestorben, „Reichszahnärzteführer“ Dr. Ernst Stuck und andere Protagonisten der alten Ära büßten in sowjetischen Lagern, „Reichsdentistenführer“ Fritz Blumenstein, einer der Hauptarchitekten der zahnärztlicherseits oktroyierten NS-Ideologie, entzog sich mit Erfolg der Verantwortung und war in der nordwestdeutschen Provinz untergetaucht. „Reichsdozentenführer“ und „Professor“ Karl Pieper, ebenfalls in Haft, starb 1951.
Im Osten und im Westen Deutschlands waren anfangs alle neuen Kräfte sich in diesen beiden Zielen einig: Linderung der Not beziehungsweise Aufbau einer Mindestversorgung, wenn auch mit knappen Mitteln, und vor allem Überwindung der berufsständischen Spaltung zwischen Zahnärzten und Dentisten – letzteres eine bis in die letzten Kriegswochen erbittert umkämpfte Kontroverse. Erhaltung der Einheit Deutschlands war für alle neuen Kräfte unumstrittene Selbstverständlichkeit.
Funktionäre gaben den Ton an
Die ersten Schritte hüben und drüben gingen, wie gesagt, in die gleiche Richtung. Dem im Juni 1946 in der SBZ geschlossenen Ausgleichsversuch der Stände entsprach das im Westen fast zu gleicher Zeit ausgehandelte „Lager Abkommen“. Das war aber nur eine kurze Strecke – nach der die neuformierten Kräfte des „realen Sozialismus“ unter sowjetischer Protektion zeigten, dass sie in ihrer Region anderes im Sinn hatten.
Aus mündlichen, später vom Autor schriftlich fixierten Reise- und Erlebnisberichten Dr. Erich Müllers: „Die Dentisten kündigten schließlich im März 1947 das Lager Abkommen, da es ihnen nicht weit genug ging und sie es auf Gesamtdeutschland ausgedehnt wissen wollten. Es gab, wie meist bei solchen Abschlüssen, bei den Unzufriedenen einen linken und einen rechten Flügel. Ein Teil der Dentisten glaubte ihre Interessen nicht genügend gewahrt, ein Teil der ,Alt-Zahnärzte’ befürchtete eine Abwertung der (akademischen) Approbation.“
„Da bei allen der Wunsch und Wille vorhanden waren“, so Müller weiter, „reiste anlässlich der Leipziger Messe eine westdeutsche zahnärztliche Delegation in die Sowjetische Zone, um den Konnex zu den Kollegen der SBZ herzustellen. August 1946 hatten sich die dortigen Kollegen auf Formeln geeinigt, die in ihrer Tendenz dem Lager Abkommen glichen. Wir nahmen an der Sitzung der dortigen Berufsvertretung teil, ohne recht zu wissen, was es bedeutete, dass die Vertretungen der Heilberufe jetzt eine Gliederung des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) waren und dass es keine internen Sitzungen der Zahnärzte mehr gab, sondern dass Funktionäre der Gewerkschaft den Beratungen beiwohnten. Es gab ‚Collegen’ und ‚Kollegen’, sprachlich nicht erkennbar, sachlich aber unverkennbar. Die Ostzone, das wussten wir nun, ging ihren eigenen Weg“ (zm 1983 Ausgabe 18, S. 1953, auch an anderen Orten, zusätzliche persönliche Auskünfte Dr. Müllers).
Pflichtversicherung
Erbitterte Stätte der Auseinandersetzung war, wie so oft und auch in naher Zukunft, die geschundene Reichshauptstadt. Dort installierte sich unmittelbar nach der Kapitulation als einheitlicher und einziger Träger aller Versicherungszweige unter kommunistischer Protektion die Versicherungsanstalt Berlin (VAB). Die Berliner Zahnärzte wehrten sich am Anfang gegen Pflichtversicherung und FDGB und wollten unpolitische Gruppen bilden, was ihnen im sowjetischen Sektor untersagt wurde; abgelehnt wurden von den Zahnärzten auch die Ambulatorien. Der Charlottenburger Zahnarzt Dr. Rudolf Schill bildete 1947/1948 eine Art Obleute-Kommission aus den 20 Berliner Bezirken, die als frei Gewählte ihrer zahnärztlichen Kollegen zwischen Berliner Zahnärzten und dem FDGB vermittelten.
Das FDGB-Blatt „Tribüne“ war wütend über diesen Widerstand und kommentierte: „Die reaktionären Ärzte wehren sich gegen die Ausdehnung der Versicherungspflicht aus materiellen Gründen.“
Die Obleute-Kommission befasste sich unter anderem mit dem Standes-Dualismus, der Materialbeschaffung, der Ausbildung von Helferinnen und anderen Alltagsthemen. Die Zustände in der vom Krieg zugrunde gerichteten Stadt waren fürchterlich.
Die Berliner Zahnärzte legten Wert darauf, möglichst eng mit dem in Westdeutschland gegründeten Verband der Deutschen Zahnärztlichen Berufsvertretungen (VDZB) zusammenzuarbeiten, um die Verbindung mit den neuen freiheitlichen Strukturen nicht abreißen zu lassen. Sie befürchteten offen ihre Degradierung zum „Volkszahnarzt“, auf die Schiene des billigen Plattenersatz-Verfahrens auf Kosten differenzierter Therapie geschoben zu werden. „Wir fürchten, dass wir die Anfertigung von hochwertigem Zahnersatz verlernen werden.“
Das „Neue Deutschland“ forderte am 17. Mai 1947 die Polikliniken als alleinige Behandlungsstätten, Sprengelärzte und eine Verstaatlichung des Gesundheitswesens. Schill: „So greift eine Mechanisierung der ärztlichen Kunst um sich, die uns Deutschen absolut wesensfremd ist.“ Ein Aktionsausschuss (einschließlich Dentisten) opponierte gegen die VAB und setzte sich für den Neuaufbau der Versorgung im Stil der Reichsversicherung ein. Am 1. Februar 1949 brach der Träger der VAB in einen östlichen und einen westlichen Teil auseinander.
Berliner Zahnärzte wehrten sich
In den Westsektoren hatte nach intensiver Öffentlichkeitsarbeit die klassische über die totalitäre Sozialversicherung gesiegt. Die VAB hatte in der ganzen Stadt unmittelbar nach dem Krieg eine beträchtliche propagandistische Wirkung entfaltet und war von ihren Initiatoren als Keim der „Sozialreform“ für ganz Deutschland gedacht. Aber die Trennung hatte sich weiter vertieft.
Die Grundlage für die Vereinigung der beiden Stände in Mitteldeutschland war das „Leipziger Abkommen“ vom Juni 1946, realisiert und sanktioniert wurde diese einschneidende berufsrechtliche Institution durch die „Approbationsordnung der Zahnärzte“ vom 2. März 1949; die entsprechenden Durchführungsbestimmungen veröffentlichte die „Deutsche Wirtschaftskommission für die Sowjetische Besatzungszone“ vom 8. August 1949; Vorschriften, die auch für Ostberlin galten.
Der Dualismus wurde in Mitteldeutschland also drei Jahre früher als im Westen beendet, aber mit einigen beträchtlichen Unterschieden in der SBZ: Auch sogenannte „Zahnpraktiker“ (staatlich nicht anerkannte Dentisten) durften nach Fortbildungskursen Mund- und Kieferkrankheiten behandeln, was ihnen per Zahnheilkundegesetz 1952 in der Bundesrepublik versagt worden war. Es war zudem eine Fusion qua Machtwort der Oberen Hand, ohne freie Diskussion der Partner, ohne dass die Stände Herr des Zeitplans waren; eine Fusion, die die Herren der „freien“ Gewerkschaft diktierten und ohne differenzierte, gleichzeitige Ausgestaltung eines der westlichen Lösung entsprechenden Zahnheilkundegesetzes. An der entsprechenden Feier der Vereinigung vom 5. bis zum 7. Dezember 1949 in Leipzig nahm der Hannoveraner Zahnarzt Dr. Karl Dreyer teil, dem aber nach seinem Grußwort „sozialistische“ Tiraden entgegenschlugen, vor allem seitens eines Herrn H. Graef, dem 1. Vorsitzenden der IG Gesundheit, Berlin.
Sturzbach marxistischer Ideologie
Auf die mitteldeutschen Zahnärzte und ihre westdeutschen Gäste ging ein Sturzbach marxistischer Ideologie nieder, den besagter H. Graef folgendermaßen einleitete (in Auszügen zitiert): Die Gewerkschaftsbewegung habe die gesundheitspolitischen Interessen der werktätigen Bevölkerung immer in den Vordergrund gestellt; „In der Vergangenheit, im System der kapitalistischen Ordnung, sind die gesundheitspolitischen Interessen der werktätigen Bevölkerung stets zu Gunsten der kapitalistischen Profitrate in den Hintergrund gedrängt worden. Die Gesundheit der schaffenden Menschen ist jedoch die erste Voraussetzung für die positive Entwicklung des Wirtschaftslebens jedes einzelnen Volkes. [...] Für unsere heutige Gesellschaft bedeutet das, dass die gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, also Industrie und Landwirtschaft, unsere sozialen Verhältnisse bestimmen. In der Gesundheitspolitik der Vergangenheit herrschten dadurch in erster Linie die durch die Auswirkungen der kapitalistischen Produktionsweise in den Vordergrund tretenden Tendenzen. In dem von der besitzenden Klasse beherrschten Staat ist die Gesundheitspolitik daher durch die Interessen der herrschenden Klasse bestimmt. Dadurch betreibt die kapitalistische Klasse eine Gesundheitspolitik gegenüber den unterdrückten Klassen nur insoweit, als dadurch die Interessen der herrschenden Klasse nicht gefährdet werden oder aber die Profitrate gesteigert werden kann. [...] Ein neues demokratisches Deutschland braucht unbedingt auch ein neues Gesundheitswesen.“ Und was für eines, und für welche Ordnung die Stunde in der SBZ geschlagen hatte, war aus dieser Festrede deutlich herauszuhören. Die Eigentumsverhältnisse, dozierte und versprach Herr Graef ausdrücklich, würden keinesfalls tangiert werden.
Kollegen nicht vergessen
Dr. Dreyer zitierte den erst kurz zuvor verstorbenen Fritz Linnert: „Wir müssen eine Anzahl Stühle freihalten, damit wir die Kollegen aus der Ostzone nicht vergessen, die in unseren Reihen heute noch fehlen.“
Das Gefühl der Gemeinsamkeit war westlicherseits noch ungebrochen und schien östlich des Thüringer Waldes wenigstens noch in rhetorischer Form gepflegt zu werden. Im VDZB-Geschäftsbericht 1949 heißt es unter dem Titel „10. Berlin - Ostzone“: „Die Beziehungen des VDZB zu der isolierten Kollegenschaft in Berlin und der Ostzone wurden durch Aussprachen, Besuche und Schriftwechsel im Rahmen des Möglichen gepflegt. Die Berliner Vertretung der Zahnärzteschaft war auf den Hauptversammlungen des VDZB immer anwesend, und die anlässlich der Inkraftsetzung des ostzonalen Zahnarzt-Dentistengesetzes begangene größere Feier in Leipzig am 6. Dezember 1949 brachte aus dem Mund eines namhaften Vertreters der dortigen Regierung den Wunsch, es möge ein möglichst enger Austausch beruflicher Ansichten und besonders wissenschaftlicher Auffassungen zwischen den West- und Ostzonenkollegen stattfinden, – ein Wunsch, den wir selbstverständlich aufnehmen und in geeigneter Form in die Wirklichkeit umzusetzen uns bemühen“ (S. 4).
Die heute ridikül anmutenden Begrifflichkeiten einer inzwischen gescheiterten Ideologie sind damals möglicherweise mit Idealismus vorgetragen und gelebt worden. Nach den zu Bruch gegangenen nationalsozialistischen und faschistischen Leitbildern war dies eine noch unverbrauchte frische Diktion, eine noch nicht abgegriffene Begriffswelt, die sicher vielen Menschen, die unter dem NS-Regime und unter dem Einmarsch der sowjetischen Besatzung gelitten hatten und auf einen Neubeginn in Sicherheit hofften, Auftrieb gab.
Mit „loyaler Haltung“ nicht zufrieden
Wie in den Lebenserinnerungen des über ein Jahrzehnt in der Charité lehrenden und wirkenden Gesichts- und Kieferchirurgen Professor Walter Hoffmann-Axthelm („Chronik zwischen Ost und West, Eigenverlag, Freiburg 1990) deutlich zu lesen ist, war es auch für charakterfeste Naturen schwer, sich an wissenschaftlich exponierter Stelle den Suggestionen und Pressionen des SED-Regimes zu entziehen. Die Einheitspartei gab sich mit „loyaler Haltung“ nicht zufrieden und forderte von universitären Koryphäen, mit denen sie international glänzen wollte, auch „aktive Mitarbeit am sozialistischen Friedenskampf“. Der Autor schildert ausführlich die quälende, widerwärtige Grauzone, in der viele seiner Kollegen und Mitarbeiter zwischen hüben und drüben herumirrten. Wer will nachträglich in die Herzen sehen? Es gab Idealisten, Angepasste, Opportunisten, Verräter der eigenen Überzeugung, Kooperanten, Denunzianten und Widerständler wie im vergangenen Regime davor. Die wissenschaftliche Publizistik stand jedenfalls unter dem wachen Auge der Partei. Ein schwieriges Unterfangen, das Wissenschaft und Politik da eingingen..
So etwa schreibt Professor Dr. Walter Künzel in der „Stomatologie der DDR“ (86. Jahrgang, Mai 1986) über Prävention, den Rückgang der damit einhergehenden zahnärztlichen Behandlungsnotwendigkeit und die Zahnarztdichte: „So hat beispielsweise die American Dental Association 1982 einen ‚strategischen’ Plan zur Ausrichtung des auf Privatpraxen aufgebauten Systems nach ‚Marketing-Prinzipien’ veröffentlicht. Weniger die Anpassung an die sich wandelnde Morbiditätsstruktur ist in diesem leitorientierend, sondern die Steigerung der Nachfrage nach einer materiell, technisch und methodisch hochgestochenen Behandlung mit dem Ziel ausschließlicher Profitanhebung. Dieses Konzept [...] greift in ethisch-moralische Grundprinzipien ärztlichen Handelns ein“ („Die Stomatologie an der Schwelle zum 21. Jahrhundert“, S. 254/255).
Politisch-ideologisch geprägte Lehrer
Den gleichen Eindruck bestimmender wissenschaftlicher Publizistik geben die Ausführungen von Professor Rainer Zuhrt „100 Jahre Zahnärztliches Institut“ in den Beiträgen zur Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin (Berlin 1986): „Revolutionäre Umwälzungen und fortschrittliche Hochschullehrer waren die Voraussetzungen für die Aufhebung der Ware-Geld-Beziehung in der Medizin, für die medizinische Fundierung der Zahnheilkunde und für die Verwirklichung humanistischer Ideale in der Stomatologie. An erster Stelle ist hier Wolfgang Rosenthal (1882–1971) zu nennen, der mit 69 Jahren die Leitung des Instituts übernahm (1951). Aber erst die Besetzung aller Lehrstühle und Direktorate mit politisch-ideologisch bewussten Hochschullehrern (1961/62) gewährleistete und förderte die Arbeit der politischen Massenorganisationen und bewirkte eine Entwicklung des ehemaligen Instituts zu einer sozialistischen Bildungseinrichtung. Die Zusammenfassung der selbständigen Struktureinheiten in einer Sektion Stomatologie ist der krönende Abschluss dieser Entwicklung in wissenschaftlicher, politisch-ideologischer und pädagogischer Hinsicht. Er eröffnet gleichzeitig eine neue Entwicklungsperiode, über deren Ergebnisse unsere Nachfolger urteilen sollen. Wenn wir 1984 die 100. Wiederkehr des Gründungstages unseres Instituts feierten, dann geschah das in dem Bewusstsein, dass es unter der Führung der Partei der Arbeiterklasse die längste Phase erfolgreicher Entwicklung in Frieden erlebt hat. Der entscheidende Aufschwung der Stomatologie erfolgte unter der ersten Arbeiter- und Bauern-Macht auf deutschem Boden, und manche Bestrebungen früherer Hochschullehrer konnten erst unter sozialistischen Bedingungen Wirklichkeit werden“ (S. 14/15).
Versprechungen gebrochen
Das beschwörende Versprechen von H. Graef 1949, auch unter veränderten ideologischen Bedingungen von „Sozialisierungsexperimenten“ sprich von existentiellen, ideellen, partei- und bildungspolitischen, gesellschaftlich- und eigentumsrechtlichen Umwälzungen in marxistischem Sinn abzusehen und die alten Besitzverhältnisse zu belassen, war zum Zeitpunkt dieser Publikationstiraden schon Jahrzehnte zuvor gebrochen worden.
Lange vor dem Bau der Mauer in Berlin setzte ein Exodus von Ost nach West ein, wurden Wissenschaftler vertrieben, wurde die privatwirtschaftliche Versorgung zurückgedrängt, bis zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung 1989/1990 nur noch rund 450 freie Praxen übrig geblieben waren. Die „Ambulatorien“ waren für die „werktätige Bevölkerung“ bestimmt, während für Funktionäre und höher erachtete Persönlichkeiten selbstverständlich die ganzen Jahre über individuelle Therapiemöglichkeiten bestanden. Es braucht nicht näher ausgeführt zu werden, dass im Zwangskollektiv dirigistischer Gesundheitspolitik die Ambulatorien und staatlichen Praxen mäßig oder höchstens durchschnittlich mit Material und Instrumenten ausgestattet wurden.
Dr. Ekkhart HäussermannGreifswalder Str. 950737 Köln