Mit einer Stimme
Sehr geehrte Frau Kollegin,sehr geehrter Herr Kollege,
Der Deutsche Zahnärztetag wird – schon wenige Jahre nach Einführung – zur Institution. Wenn in den letzten Sommerwochen nach langer Vorbereitungszeit die heiße Phase der Umsetzung startet, ist minutiöses Management gefragt. Das ist für die Organisatoren harte Arbeit.
Warum so viel Engagement für ein solches Spitzentreffen? Wäre das berühmte Weniger nicht vielleicht mehr? Aus tiefster demokratischer Grundüberzeugung heraus ist gerade das nicht möglich. Die Großveranstaltung der drei zahnärztlichen Spitzenorganisationen Bundeszahnärztekammer, Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung Anfang November in Frankfurt am Main ist gelebte Demokratie. Sie ist alles andere als einer der vielen „x-beliebigen“ Branchentreffs. Sie ist Zeichen gemeinsamer Stärke eines akademischen Standes, der sich als freier Beruf in geballter Selbstbestimmung und -verwaltung trifft, der in parlamentarischer Verbundenheit und Organisation eine gemeinsame Standortbestimmung vornimmt und die standespolitische Zielsetzung für die kommenden Monate trifft.
Der Deutsche Zahnärztetag ist aber noch mehr: Er ist bewusste Demonstration eines einheitlichen Auftretens unseres Berufsstands. Dass er die BZÄK-Bundesversammlung, die KZBV-Vertreterversammlung und den wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an einem Ort vereint, dass er in gemeinsamem Festakt die Einheit der Zahnärzteschaft als Willensbekundung gegenüber Politik und Gesellschaft darstellt, ist ein immens wichtiges Signal.
Wir Zahnärzte werden auch in diesem Jahr offen, demokratisch und im Verbund der Spitzengremien die unseren Beruf betreffenden und bedrängenden Themen diskutieren. Wir demonstrieren so aber auch – von der wissenschaftlichen Dachorganisation über die das Berufsbild prägenden Kammern bis hin zur Bundesvereinigung der vertragszahnärztlichen Körperschaften – im Schulterschluss aller Zahnärzte die einheitliche Positionierung eines Berufsstands, der dadurch von Politik und Gesellschaft beachtet werden muss.
Dass in Frankfurt die gewählten Vertreter von mehr als 76 000 Akademikern ihre gemeinsame Standortbestimmung generieren, ist durchaus von Gewicht. Zur politischen Kraft In einer über 80 Millionen Bürger zählenden Gesellschaft wird sie aber erst dann, wenn wir über Berufsorganisationen und Einzelinteressen hinweg deutlich machen, dass wir klar definierte, gemeinsame Ziele haben, für die wir stehen, die wir in gesellschaftlicher Verantwortung wahrnehmen, für die wir aber auch realistische Rahmenbedingungen brauchen.
Die Bedeutung der Zahnmedizin ist – gemessen am Stand medizinischer Forschung beispielsweise bei systemischen Erkrankungen – heute wichtiger denn je. Die Maßgaben und Probleme wie auch unser Angebot für die Rolle zahnmedizinischer Versorgung in einer überalternden Gesellschaft sind definiert. Das ist Grund genug für uns, mit gesundem Selbstbewusstsein unsere Positionen darzustellen und die dafür notwendigen Grundlagen einzufordern – mit Nachdruck, aber auch mit dem Gespür für das politisch Machbare. Dass das funktioniert, haben die vergangenen Jahre mit ihren erfolgreich etablierten Sonderwegen, die die Politik bereitwillig mit den Zahnärzten beschritten hat, immer wieder gezeigt.
Um das abzusichern, müssen wir gerade in dieser gesundheitspolitisch immens wichtigen Umbruchzeit als Gesprächspartner zur Verfügung stehen – möglichst „mit einer Stimme“. Fraktionierung schadet immens. Für die gesellschaftlichen Kräfte außerhalb unseres Berufsstands sind wir nichts anderes als „die Zahnärzte“.
Das wirklich Gute dabei ist: Wir können all das mit dem gesunde Selbstbewusstsein eines intakten Berufsstands tun, immer mit der Gewissheit, dass Zahnheilkunde etwas ist, das nur wir können.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Dr. Peter EngelPräsident der Bundeszahnärztekammer