So lässt sich die Aufnahme von Mikroplastik reduzieren
Bei Mikro- oder Nanoplastik handelt es sich um kleine Kunststoffpartikel, die beim Abbau von Kunststoffen entstehen und im Menschen und auch bei Tieren – viele Meeresarten sind betroffen – sowie im Trinkwasser und Lebensmitteln nachgewiesen wurden. Kürzlich wurde in einer Studie in Nature nachgewiesen, dass sich diese Partikel im menschlichen Gehirn anreichern (zm berichtete).
„Der dramatische Anstieg der Mikroplastikkonzentrationen im Gehirn über einen Zeitraum von acht Jahren (2016 bis 2024) ist besonders alarmierend“, erklärt Dr. Nicholas Fabiano von der Universität Ottawa, Kanada, Hauptautor des Kommentars im Journal Brain Medicine.
In ihrem Beitrag verweisen Fabiano, Dr. Brandon Luunorth (Universität Toronto, Kanada) und Dr. David Puder (Loma Linda Universität, Kalifornien, USA) auf die dringende Notwendigkeit groß angelegter Humanstudien, um Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen Mikroplastikbelastung und chronischen gesundheitlichen Folgen zu ermitteln, und klare Belastungsgrenzen festzulegen, um die langfristigen gesundheitlichen Folgen der Mikroplastikakkumulation abschätzen zu können.
Das sind die Tipps der Wissenschaftler
Sie geben auch Tipps, worauf man im Alltag achten sollte:
Leitungswasser statt Wasser aus Plastikflaschen trinken! Die Forschenden rechnen allein durch diese Maßnahme mit einer Reduzierung von 90.000 auf 4.000 aufgenommene Partikel pro Jahr.
Neben Wasser in Flaschen sind auch alkoholische Getränke und Meeresfrüchte stark mit Mikroplastik belastet.
Lebensmittel nicht mehr in Behältern aus Plastik erhitzen! Dazu gehören etwa Dosen, in denen Gerichte in Mikrowellen warm gemacht werden, aber auch Teebeutel. Bis zu 16 Mikrogramm Kunststoff können in nur einer Tasse Tee enthalten sein. Offenbar sorgt die hohe Wassertemperatur dafür, dass sich besonders viel Mikroplastik löst und in den Tee übergeht.
Hochverarbeitete Lebensmittel wie Chicken Nuggets enthalten 30-mal mehr Mikroplastik pro Gramm als Hähnchenbrust, was die Auswirkungen der industriellen Verarbeitung verdeutlicht, bei der oft irgendwann Kunststoffe verwendet werden
Schwieriger zu realisieren, aber sinnvoll: Luftfilter verwenden, um den Anteil von Nanoplastik in der Raumluft zu reduzieren.
Besonders besorgniserregend seien Partikel mit einer Größe von weniger als 200 Nanometern, die überwiegend aus Polyethylen bestehen und sich besonders stark in den Wänden der Hirngefäße und in Immunzellen ablagern, schreiben sie. Aufgrund ihrer Größe können sie möglicherweise die Blut-Hirn-Schranke überwinden.
Es gebe kaum Belege dafür, dass Mikroplastik auf natürlichem Wege aus dem Körper entfernt werden kann, darum sei es wichtig, dass die Öffentlichkeit sich der zunehmenden Mengen an Mikroplastik in der Umwelt und der Aufnahme in unseren Körper bewusst werde.
„Wir sollten auch verstehen, welche Methoden zur Verfügung stehen, um die Aufnahme von Mikroplastik zu reduzieren, während die Forschung weiterhin nach Methoden sucht, um es aus unserem Körper zu entfernen, was nach wie vor kaum möglich ist“, sagt Fabiano.
„Es kann nicht gut sein, einen Löffel voll Plastik im Gehirn zu haben!“
Neben Auswirkungen von Mikroplastik auf die physische Gesundheit seien auch die möglichen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit nicht von der Hand zu weisen, heißt es in dem Kommentar weiter. Schon länger würden ultraverarbeitete Lebensmittel mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit, insbesondere wegen Depressionen und Angstzuständen, in Verbindung gebracht.
„Es sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diesen Zusammenhang zu klären“, sagt Fabiano. Neben der Aufklärung auf individueller Ebene liege es in der Verantwortung der Politik, die Belastung durch Mikroplastik auf breiter Ebene zu reduzieren und so mögliche langfristige gesundheitliche Folgen zu minimieren. „Die Beweislage wird immer besser“, sagt Fabiano. „Logischerweise kann es nicht gut sein, einen Löffel voll Plastik im Gehirn zu haben.“
Fabiano N, Luu B, Puder D. Human microplastic removal: what does the evidence tell us?. Brain Medicine. Published online March 04, 2025. doi: 10.61373/bm025c.0020